Bochum. Der Platz am Schauspielhaus ist seit Alters her ein Puffer zwischen Innenstadt und Ehrenfeld. Jetzt sorgen Müll und ein Zaun für Diskussionen.

Der Platz am Schauspielhaus Bochum gehört zu den prominentesten Orten in Bochum. Jetzt sorgen Müll und ein Zaun für Diskussionen.

Der Tana-Schanzara-Platz liegt prominent vis-à-vis des Schauspielhauses. Vermutlich ist er schon deshalb immer wieder im Gespräch. Vor einigen Jahren war das so, als die „Hundewiese“ zum properen Aufenthaltsort aufgehübscht wurde. Neuerdings ist es wieder so, weil der Platz mit einem soliden Drahtzaun gesperrt wurde.

Politische Anwürfe

Wie berichtet, hatten die Eigentümer des Hochhauses am Westfalenplatz den Fußweg zwischen Oskar-Hoffmann- und Clemensstraße dicht gemacht. Die SPD Ehrenfeld hatte dies kritisiert („Nicht im Interesse der Allgemeinheit“), die FDP/Die Stadtgestalter daraufhin die Sozialdemokraten attackiert („Meldung aus Absurdistan“).

Tana zu Ehren

Im Spätsommer 2016 gab’s den 1. Spatenstich auf dem Gelände gegenüber dem Schauspielhaus, jede Menge Offizielle und Schaulustige waren mit dabei. Entstehen sollte ein attraktiver, offener Platz, der zum Verweilen einlädt und an die beliebte Ruhrgebiets-Schauspielerin Tana Schanzara (1925-2008), die 50 Jahre Ensemblemitglied am Schauspielhaus war, erinnert.

Die von dem Stuttgarter Bildhauer Nuß geschaffene Tana-Schanzara-Skulptur wurde – unter dem Kirschbaum mit Blick auf das Schauspielhaus – auf einen Sitzblock postiert, zwei Bodenstrahler beleuchten sie von unten. Immer wieder bekommt „Tana“ seither Besuch von ihren Fans aus Nah und Fern, die sich mit ihr ablichten lassen.

Über das Warum und Wieso des Drahtzauns hatte aber wohl weder die eine noch die andere Partei Infos eingeholt. Dabei wäre der Grund leicht erkennbar gewesen, denn die Hausgemeinschaft hat einen Aushang gemacht, der ihr Vorgehen erklärt. Offenbar sei es einigen Menschen nicht möglich, das Grundstück mit einer gewissen Sorgfalt zu nutzen, heißt es dort. Und weiter: „Immer wieder liegen Abfall, Kot (von Menschen und Hunden), Flaschen und Scherben herum.“ Die private Beseitigung sei aufwändig und teuer. Man sei es einfach leid. Daher der Zaun.

Müll und Stehpinkler

Mit der Diskussion um das Gitter, den Durchgang, den Müll und dauernde Stehpinkler geht die Geschichte dieses zentralen Bochumer Ortes in die nächste Runde. Sie reicht überdies lange zurück. Vor dem Krieg und in den Nachkriegsjahren war der „Westfalenplatz“ ein grüner Puffer zwischen der Innenstadt und dem Ehrenfeld. Auf einer Postkarte aus den 1960er Jahre sieht man, was das bedeutete: Sie zeigt einen adretten Platz mit genügend Raum und freiem Blick auf den repräsentativen Neubau des Schauspielhauses.

Dieter Lonken verfolgt die Entwicklung seit langem: „In den 70er Jahren hat die damals allein regierende SPD diesen Platz zum großen Teil an einen Investor verscherbelt, der dort ein architektonisches ,Juwel’ mit Eigentumswohnungen hochgezogen hat“, weiß der WAZ-Leser.

Nur 2,50 m breiter Bürgersteig

Inklusive Tiefgarage samt Mauer, so dass auf dem von Passanten und Radlern genutzten Bürgersteig gerade mal 2,50 Meter frei blieben. Ganz schön schmal. Eine gefährliche Engstelle.

Der Westfalenplatz mit Blick auf die Clemensstraße Anfang der 1960er Jahre.
Der Westfalenplatz mit Blick auf die Clemensstraße Anfang der 1960er Jahre. © Sammlung Dirk Ernesti

Die Stadt hatte die Problemlage im Blick und wollte bei der Neugestaltung des Tana-Platzes Abhilfe schaffen, doch dazu kam es nicht. Aufwändig genug war es schon, die nach der berühmten Schauspielerin benannten Wiese, die nur ein Abladeplatz für Hundekot war, zu einem vorzeigbaren „Platz“ zu erheben.

Ein Denkmal für Tana

Mit Unterstützung der Bürger/innen und der von WAZ und Schauspielhaus forcierten Forderung „Ein Denkmal für Tana!“ wurde der neu gestaltete Platz samt der bronzenen Revier-Duse vor drei Jahren, Anfang Dezember 2016, eröffnet.

Zwei verschiedene Eigentümer

Eigentlich hätte damals der Westfalenplatz mit dem Spielplatz am Hochhaus ebenfalls saniert werden sollen; aber die Eigentümergemeinschaft lehnte ab. Da die Fläche Privatbesitz ist, blieb die Gesamtanlage ein Provisorium. Vorn der neue Tana-Platz, daneben das „Hinterland“ mit einem kaum noch genutzten Spielplatz und dem Pfad zur Clemensstraße.

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Farbattacken auf das Kunstwerk

Der Tana-Platz kam vom Start weg gut an, die Besucherfrequenz nahm beständig zu. Offenbar verhalten und verhielten sich aber nicht alle, die sich hier hinhocken, so manierlich, wie man es im öffentlichen Raum erwarten sollte. Nicht nur, dass die Hochhaus-Seite vermüllt wurde (siehe oben), auch der Tana-Platz selbst hat so manche Graffiti-Attacke erlitten, und auch er hat ein Müllproblem. Sogar die Bronze-Tana wurde schon Opfer von Farbattentaten.

Vorschlag von Spaßvögeln

Wegen alledem aber einen möglichst hohen Zaun um den gesamten Bereich zu ziehen, wie es Spaßvögel schon vorschlugen, das ist aber wohl keine Option.