Bochum. Im Mordfall Hordel ist der dritte Tatverdächtige gefasst worden. Das wurde am Montag nach dem Auftakt des Prozesses gegen zwei Männer bekannt.

Nur wenige Verbrechen in Bochum haben in den vergangenen Jahrzehnten so viel Entsetzen, so viel Fassungslosigkeit ausgelöst wie dieses: Ein 68-jähriger Rentner war bei einem Einbruch in seinem Haus in der Kappskolonie auf grausame Weise umgebracht worden. Zwei Männer (24, 37), die dafür verantwortlich sein sollen, stehen seit Montag vor dem Schwurgericht. Einem droht „lebenslänglich“ wegen Mordes. Ein dritter Tatverdächtiger sitzt in Polen im Gefängnis, wie die WAZ am Montag bei einer Anfrage bei der Staatsanwaltschaft erfuhr.

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Der Rentner war am 4. Februar, ein Montag, gegen 16 Uhr mit seiner gehbehinderten Lebensgefährtin (71) zurück in sein Haus an der Sechs-Brüder-Straße in Hordel gekommen. Wenige Momente später begann das Grauen: Zwei mit Sturmhauben maskierte und mit Brecheisen ausgerüstete Einbrecher tauchten auf, vermutlich waren sie durch die nicht richtig verschlossene Haustür hereingekommen. Der Hausbesitzer wurde laut Anklage massiv geschlagen, zu Boden gebracht, mit den Händen auf dem Rücken gefesselt und mit einem Kleidungsstück bedeckt.

„Ich krieg keine Luft! Ich krieg keine Luft!“

Beamte der Spurensicherung betreten das Haus an der Sechs-Brüder-Straße in der Kappskolonie.
Beamte der Spurensicherung betreten das Haus an der Sechs-Brüder-Straße in der Kappskolonie. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Außerdem wurde sein Kopf mehrfach mit Klebeband umwickelt, so dass er keine Luft mehr bekam. Er erstickte qualvoll. „Ich krieg keine Luft. Ich krieg keine Luft! Ich mach auch nichts“, hatte er laut Anklage noch gesagt.

Auch seine Partnerin erlitt ein Martyrium. Sie wurde am Hals ergriffen, in der Küche zu Boden gestoßen und dort mit einer Jacke zugedeckt. Darunter musste sie ausharren und still sein, während ihr Partner um sein Leben kämpfte. Sie hatte Todesangst. „Was sie durchgemacht hat, ist sicher alptraumhaft“, sagte ein Polizeisprecher später. Angehörige der Opfer saßen im Gerichtssaal; erstmals konnten sie den Angeklagten in die Augen blicken.

Opfer war langjähriges Mitglied im Bürger-Schützenverein Hofstede-Riemke

Das Verbrechen erinnert an den Mordfall Rottstraße

Die Tat erinnert an den Mord von der Rottstraße. Im Februar 2017 waren eine Rentnerin (79) und ihr Ehemann (78) in ihrer Wohnung von einem Eindringling (35) extrem brutal überfallen und ausgeraubt worden.

Die Frau starb am Tatort, ihr schwerstverletzter Mann wenige Wochen später. Urteil: lebenslänglich wegen Mordes.

Die Einbrecher durchsuchten mit großer Akribie das ganze Haus nach Beute. Große Werte sollen nicht vorhanden gewesen sein. Später stellte die Kripo fest, dass diverse Schützenorden, Kleingegenstände und der Kfz-Schein fehlten. Seit 1965 war der Rentner Mitglied im Bürger-Schützenverein Hofstede-Riemke, zuletzt Kompanieführer.

Als die Täter gegen 17.50 Uhr mit einem Auto verschwunden waren, traute sich die 71-Jährige, einen Notruf abzusetzen. Die Polizei fand ihren Lebenspartner bäuchlings am Boden liegen. Er war tot. Die Frau erlitt Blutergüsse und einen schweren Schock. Die Täter konnte sie nicht beschreiben, sie soll sie aber sprechen gehört haben.

Der 37-Jährige, ein Pole ohne festen Wohnsitz, soll einer der Männer sein, die in dem Haus waren, der Mitangeklagte (24), ein Deutscher aus Gelsenkirchen, soll draußen auf der Straße in einem Auto gewartet haben. Ein dritter Tatverdächtiger, der zweite mutmaßliche Einbrecher im Haus, sitzt in Polen im Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft will, dass er nach Bochum ausgeliefert wird. Einzelheiten zu dem Mann wurden am Montag nicht bekannt.

Den Tod des Rentners billigend in Kauf genommen

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Die Anklage geht von Mord aus Habgier aus. Der Tod des Rentners soll billigend in Kauf genommen worden sein. Der 24-jährige Angeklagte indes muss sich nicht wegen Mordes, sondern wegen schweren Raubes verantworten.

Auf die Spur der Angeklagten kam die Kripo nach äußerst intensiven und aufwendigen Ermittlungen mit Hilfe einer DNA-Spur vom Tatort. In der Nacht des 29. April wurden die Angeklagten von Spezialkräften der „Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit“ gefasst. In der Wohnung des Jüngeren sollen auch Teile der Tatbeute gefunden worden sein.

Zum Prozessauftakt wurde nur die Anklage verlesen, richtig verhandelt wird erst ab Donnerstag (31.). Elf Sitzungstage bis 20. Dezember sind terminiert. Zunächst haben die Angeklagten vor Gericht geschwiegen.

Die Tat erinnert an den Mord von der Rottstraße. Im Februar 2017 waren eine Rentnerin (79) und ihr Ehemann (78) in ihrer Wohnung von einem Eindringling (35) extrem brutal überfallen und ausgeraubt worden. Die Frau starb am Tatort, ihr schwerstverletzter Mann wenige Wochen später. Urteil: lebenslänglich wegen Mordes.