Bochum. 60 Prozent der Fläche im früheren Opel-Werk in Bochum sind vermietet oder reserviert. Zu den Interessenten gehört ein großer Autokonzern.

Fünf Jahre nach der Opel-Schließung entpuppt sich die Umwandlung des Autowerks in Laer in ein modernes Industrie- und Gewerbegebiet als Erfolgsgeschichte. 60 Prozent der Flächen sind schon vergeben. Auch ein Weltkonzern gehört zu den Interessenten: VW.

Autos produzieren wollen die Wolfsburger in Laer zwar nicht. Aber sie haben sich für ihr Tochterunternehmen VW Infotainment GmbH ein großes Areal in bester Lage reservieren lassen. Was seit geraumer Zeit schon hinter vor gehaltener Hand gemunkelt wurde, ist nun durch den Lagebericht der Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive 2022 öffentlich geworden. Am Opel-Ring könnte VW Infotainment in erster Reihe vor dem künftigen O-Werk und direkt gegenüber dem Technik-Dienstleister Dekra sein Domizil beziehen.

Standort für bis zu 1000 Mitarbeiter

Noch aber ist die Entscheidung in Wolfsburg nicht gefallen. Für dieses Jahr hatte VW angekündigt, sich in Sachen Standort zu positionieren. Bei diesem Zeitziel bleibt es, hieß es am Mittwoch in Wolfsburg. Und: „Ja, VW hat sich eine Fläche im früheren Opel-Werk reservieren lassen.“ Es geht um Büroflächen für etwa 800 bis 1000 Mitarbeiter sowie um eine Fahrzeughalle. Tobias Nadjib, einer der beiden Geschäftsführer von VW Infotainment, hatte das frühere Opel-Areal Mark 51/7 gegenüber dieser Zeitung bereits als „hochinteressantes Gelände“ bezeichnet.

Bernhard Krauße (l.) und Tobias Nadjib leiten die rasant wachsende VW Infotainment GmbH.
Bernhard Krauße (l.) und Tobias Nadjib leiten die rasant wachsende VW Infotainment GmbH. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Bedeckt hält sich derweil die Bochum Perspektive. Immerhin bestätigt Sprecher Sven Frohwein: „Wir stehen in aussichtsreichen Gesprächen mit VW.“

Immenses Wachstum

VW Infotainment beschäftigt an seinen aktuellen Standorten auf dem Campus der Ruhr-Uni in Querenburg und in zwei Aral-Türmen an der Wittener Straße momentan mehr als 400 Mitarbeiter. Beschäftigt sind sie mit der Vernetzung von Fahrzeugen der nächsten Generation, „der schnurlosen Verbindung des Autos an seine Umwelt“, so Geschäftsführer Bernhard Krauße, der bereits die Entwicklungsabteilung von Blackberry Europa in Bochum geleitet hat, aus der VW Infotainment hervorgegangen ist. Elf neue Stellen sind momentan ausgeschrieben: vom Software-Entwickler bis zu angehenden Fachinformatiker. Die Firma, personell im Vergleich zur Gründung 2014 mittlerweile mehr als doppelt so groß, wächst und sucht händeringend nach räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten.

DHL investiert 100 Millionen Euro

Bochum ist aus Sicht der VW-Tochter ein optimaler Standort vor allem wegen der Nähe zu zahlreichen Universitäten. Dort wird der dringend benötigte wissenschaftliche Nachwuchs von morgen ausgebildet – u.a. in der IT-Sicherheit.

DHL hat bereits mit dem Probebetrieb seines Megapaketzentrum begonnen. Derzeit abgerissen wird noch das ehemalige Opel-Presswerk.
DHL hat bereits mit dem Probebetrieb seines Megapaketzentrum begonnen. Derzeit abgerissen wird noch das ehemalige Opel-Presswerk. © Hans Blossey

Was das Engagement eines global agierenden Unternehmens für einen Standort bedeuten kann, zeigt das Investment von DHL. Das Logistikunternehmen hatte sich als erster einen Fläche im früheren Opel-Werk gesichert und testet im Probebetrieb derzeit sein Megapaketzentrum, in dem 600 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstehen sollen. Mehr als 100 Millionen Euro will der gelbe Riese in Bochum insgesamt investieren. Für das 14 Hektar große, baureife Areal hat er 9,8 Millionen Euro bezahlt.

Weitere namhafte Unternehmen kommen

Mittlerweile haben sich weitere große Unternehmen Flächen in Bochum-Laer gesichert. Dazu gehören etwa die Bosch-Tochter Escrypt, der Technikdienstleister Dekra, der Immobilienentwickler Landmarken AG und der Eisenbahnzulieferer Faiveley. Außerdem werden dort zahlreich universitäre und universitätsnahe Einrichtungen wie etwa ein Max-Planck-Institut angesiedelt.