Bochum. . Die Hülle steht. Schon im Weihnachtsgeschäft soll das DHL-Megapaketzentrum in Bochum-Laer am Netz sein. Wir werfen schon mal einen Blick hinein.

Sie ist von weit her sichtbar, diese Umschlagzentrale. Wie auch nicht? Sie ist riesig, weshalb sie als zweites Paketzentrum in Deutschland mit dem Prädikat „Mega“ versehen ist. Sie ist angestrichen im Signal-Gelb der DHL Post und sie steht an einer in Bochum prominenten Stelle, nämlich im ehemaligen Opel-Autowerk in Laer. Es ist einfach nicht zu übersehen, dieses Megapaketzentrum.

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Von außen ist es fertig. Beinahe jedenfalls. Elektriker hantieren dieser Tage noch an der Schrankentechnik im Einfahrtbereich für die Lkw. Aber sonst sieht es so aus, als könnte das automatische Sortierwerk des weltweit größten Logistikunternehmens ans Netz. Tatsächlich dauert das auch nicht mehr so lange. „Im Herbst beginnen wir mit dem Probebetrieb“, sagt DHL-Sprecher Rainer Ernzer.

Die offizielle Eröffnung soll Anfang 2020 gefeiert werden. Aber im Weihnachtsgeschäft soll Bochum schon andere Paketzentren entlasten. Bis dahin können sich die 600 Mitarbeiter, viele von ihnen werden in Teilzeit arbeiten, schon einmal einarbeiten.

50.000 Pakete in der Stunde

Wobei vor dem Fest spätestens vom kommenden Jahr an auch noch Saisonkräfte eingestellt werden, um der stetig steigenden Paketflut Herr zu werden. „Wir haben jedes Jahr Zuwachsraten von sieben bis acht Prozent“, sagt Rainer Ernzer. Mag sein, dass auch diese riesige Anlage über kurz oder lang nicht mehr den Anforderungen genügt. Ob dann noch mehr Pakete als die jetzt kalkulierten 50.000 in der Stunde umgeschlagen werden können, hängt ab von technischen Entwicklungen.

Das Gerüst für die Paketrutschen steht in einem der beiden Hallen-Schenkel schon. Es wird noch bis zum Sommer dauern, ehe IT-Experten damit anfangen, die Anlage zu programmieren.
Das Gerüst für die Paketrutschen steht in einem der beiden Hallen-Schenkel schon. Es wird noch bis zum Sommer dauern, ehe IT-Experten damit anfangen, die Anlage zu programmieren. © Ingo Otto

Erst einmal muss die Anlage stehen. In der riesigen Halle sieht es aus wie geleckt. Sauberer Boden, viel Licht, die zum Teil drei, mit Stahlgerüsten errichteten Etagen solide verbaut. Monteurkolonnen arbeiten sich von der Kopfseite her erst in den linken Hallenschenkel, bringen Transportbänder samt Antriebsmotoren an und verschrauben Paketrutschen. Vor allem zwei „Werkzeuge“ benötigen sie in diesen Tagen: Akkuschrauber, um die zigtausend Teile miteinander zu verbinden, und Tretroller im Erwachsenenformat, von denen einige in der Halle stehen. Wer hier von A nach B will, der muss etliche Meter zurücklegen.

An diesem Gebäude ist alles „mega“

Der Blick von oben. Das Kopfteil des Paketzentrums ist 200 Meter breit, die beiden Schenkel sind jeweils 280 Meter lang.
Der Blick von oben. Das Kopfteil des Paketzentrums ist 200 Meter breit, die beiden Schenkel sind jeweils 280 Meter lang. © Ingo Otto

Alles an diesem Gebäude ist „mega“. Seine Ausmaße: Beide Schenkel haben jeweils eine Länge von 280 Metern, der Kopfbau ist 200 Meter breit, die Grundfläche beträgt 40.000 Quadratmeter.

Seine Leistungsfähigkeit: An 337 Toren werden beinahe rund um die Uhr stündlich bis zu 50.000 Pakete an- und ausgeliefert – maximal vermutlich 1,1 Millionen Pakete jeden Tag. Seine Ausstattung: drei Kilometer lang ist das Hauptband, der sogenannte „Sorter“, dazu kommen insgesamt 3,2 Kilometer lange Nebenstränge. Ist die Anlage fertig – und das wird voraussichtlich ausgangs des Sommers sein („Ernzer: „Wie sind gut in der Zeit“) – dann rücken die IT-Experten an, um die Software zu installieren.

Scanner sind Kernstück der Anlage

Insgesamt 6,2 Kilometer lang wird die Bandanlage sein. Noch ist sie nicht komplett aufgebaut.
Insgesamt 6,2 Kilometer lang wird die Bandanlage sein. Noch ist sie nicht komplett aufgebaut. © Ingo Otto

Das Kernstück der Sortieranlage sind die Sechs-Seiten-Scanner. Mit ihnen wird das Ziel jedes eingehenden Pakets automatisch gelesen – egal in welcher Position es sich auf dem Band befindet und auf welcher Seite der Adresscode klebt. Die Software entscheidet dann, wohin das Paket läuft: in den vorderen Teil der beiden langen Hallenschenkel; von dort werden sie in andere Paketzentren der Republik geschickt – oder in den hinteren Teil. Von dort werden die Pakete zu den Zustellbasen in der Umgebung gesendet.

900 Motoren treiben Bandanlagen an

All das geschieht automatisch. Deshalb wird – abgesehen von den Servicetechnikern, den IT-Spezialisten und den Verwaltungsmitarbeitern – der Großteil menschlicher Arbeit an den 337 Rampen geschehen: beim Ent- und Beladen der Lkw. Bis zu 1,1 Millionen Pakete kommen jeden Tag, drehen eine Runde auf der Bandanlage mit ihren insgesamt 900 Antriebsmotoren und verlassen Laer spätestens nach einigen Stunden wieder. Lauter Stippvisiten.

Ein Blick ins neue Paketzentrum in Bochum

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