Bochum. Zumal in Bochum hat der Kult-Imbiss „Currywurst“ eine große Bedeutung. Nicht nur wegen des bekannten Songs von Herbert Grönemeyer.
Die „Currywurst“ hat Herbert Grönemeyer zur Genüge besungen, und mancher kann das Lied („Gehsse inne Stadt/watt macht Dich da satt?“) längst nicht mehr hören. Gleichwohl ist der Jieper aufs schnelle Häppchen ungebrochen: das scharfe Würstchen ist der Top-Fast-Food-Snack in Deutschland. Warum sonst sollte auch alle Jahre wieder der 4. September zum „Tag der Currywurst“ ausgerufen werden?
Bochumer Klischees
Wer den „Feiertag“ bisher nicht auf dem Schirm hatte, und sich jetzt sagt: „Prima. Da geh ich gleich zur Dönninghaus-Bude im Bermudadreieck und kauf’ mir ‘n Schälchen“, der ist bereits einem Bochumer Klischee erlegen, das sich ebenso hartnäckig hält wie die Meinung, besagter „Currywurst“-Song stamme von Herbert Grönemeyer. Tatsächlich komponierte die Musik Jürgen Triebel, den Text aber erdachte Diether Krebs.
Deutschlandweit bekannt
Und vermutlich wird es noch Generationen dauern, bis sich auch diese Wahrheit durchsetzt: Dass die deutschlandweit bekannte „Dönninghaus-Bude“ neben dem Union-Kino schon seit 1981 nicht mehr zur Bochumer Metzgerei gehört. Und dass sie vielmehr „Bratwursthaus im Bermudadreieck“ heißt, und von der Familie Schoettler geführt wird.
Dabei wird manchmal vergessen, dass ohne Zugabe auch die beste Currywurst „nur“ eine feine, vorgegarte Brühwurst ist. Zum geschmacksintensiven „C-Schlauch“ wird der Saitling erst durch die darüber gegossene Soße. Es gibt Viele, die auf den beliebten Dönnighaus-Mix setzen, aber es gibt auch Bochumer, die sagen: „Nee, meine schmeckt besser!“
Selbst gemacht statt gekauft
So Engelbert Godehardt (74) aus Weitmar-Mark. Der Bochumer Junge ist im Familien- und Bekanntenkreis berühmt für seine ureigene Bochumer Currywurst. Die unterscheidet sich in zwei Punkten von der handelsüblichen Ware: Godehardt macht die Wurst nicht auf dem Grill, sondern im Backofen heiß. „Die Würstchen platzen dann auf, so dass die Soße richtig schön einziehen kann.“
Die sattrote Tunke macht er selbst. Seine Rezeptur: eine große Dose Tomatenmark, verschiedene Fonds (Rind, Gemüse, Kalb), Curry-, Paprika- und Knoblauch-Gewürz, dazu „sämtliche Reste aus allen im Haushalt verfügbaren Ketchup-Flaschen“. Das Ganze wird aufgekocht und mit Pfeffer und Chili abgeschmeckt. Wer die Godehardt’sche Kreation je probieren durfte, weiß, dass der Hobby-Koch damit einen Geschmacks-Coup gelandet hat.
Sauce wird eingefroren
Weswegen er auch immer drei, vier Gläschen Currysauce eingefroren vorhält – falls überraschend Besuch kommt.
Profi-mäßig um die Wurst geht es bei Raimund Ostendorp, und das nicht nur, weil seine Imbissstube „Profi-Grill“ heißt. Der Laden an der Wattenscheider Straße ist mindestens so kultig wie das Bratwursthäuschen, und wie oft der ehemalige Gourmet-Koch Ostendorp schon im TV zu sehen war, weiß er wohl selbst nicht.
Um den Chef ans Telefon zu bekommen, sollte man wissen, wann im Profi-Grill Stoßzeit ist. „Die Bude ist voll, könnten Sie später nochmal anrufen“, beschied er den WAZ-Reporter, der naiverweise gegen 11.30 Uhr versuchte, Kontakt aufzunehmen.
Kalorienbombe? Egal!
Als es später am Tag doch klappt, verrät Ostendorp, was die Currywurst so besonders macht: „Sie erfüllt alle kulinarischen Wünsche. Sie macht Freude (Fett!), sie ist geschmacklich variabel und überall und zu einem angemessenen Preis erhältlich.“ Nahrhaft sei sie obendrein. Kann man wohl sagen! Mit 400 Kalorien ist die Wurst selbst schon kein Leichtgewicht, zuzüglich Soße & Pommes kommt der schnelle Sattmacher locker auf 1000 Kalorien. Was schon mal die halbe Tagesration eines Erwachsenen ausmacht.
Doch nach solch’ ernährungsphysiologischen Raffinessen fragt die Kundschaft nie, weder im Bratwursthäuschen noch im Profi-Grill: „Die Currywurst ist trotz Schnitzel und Schaschlik der Umsatzbringer“, sagt Raimund Ostendorp. Wie beim Bäcker die Brötchen.
Bevorzugter Happen
Ob sie in Berlin erfunden wurde oder anderswo, eines steht fest: Currywurst gilt heute (auch) als Lieblingsessen à la Ruhrpott. Einer, der das mit am Besten weiß, ist der Wattenscheider Wolfgang André. Als „Hausmeister Anton Klopotek“ zieht der singende Komödiant durch die Lande, macht Werbung für unser Ruhrgebiet („Du starket Stück Ärde“), für dessen Menschen („töffte Kumpels“) und den bevorzugten Happen („Gimmi ma ‘ne Bratwurst“).
Mit einiger Durchschlagskraft: Am Tag der deutschen Einheit, 3. Oktober, wird „Hausmeister Klopotek“ beim Bundestreffen in Kiel das Land NRW, speziell das Ruhrgebiet, repräsentieren; ein Sympathieträger mit Kittel, Kappe und großer Klappe.
Scharf im Schälchen
Nach dem Auftritt an der Waterkant erwarten den „Hausmeister“ dann Gespräche mit Politikern und dem Publikum, gereicht werden wird ein standesgemäßer Ruhrpott-Imbiss. Was da ins Schälchen kommt?
„Dreimal dürfen Sie raten!“