Bochum. Die Bochumer Ping Pong Gallery hat zur Cranger Kirmes eine Postkarten-Edition aufgelegt. Sie zeigt starke 80er-Jahre-Fotos von Reinhard Krause.

Die Cranger Kirmes hat begonnen, das größte Volksfest im Revier. Das Event am Kanal in Wanne strahlt bis nach Bochum aus. Pünktlich zum Rummelplatz-Start hat die Ping Pong Gallery eine limitierte Postkarten-Edition aufgelegt. Ihr Titel: „Cranger Kirmes in den 80ern“.

Verpackt im Stülpdeckelkarton, handgestempelt und nummeriert, versammelt das Päckchen Fotografien von Reinhard Krause. Dabei sind weder das Sujet noch der Fotograf zufällig, denn die Ping Pong Gallery arbeitet schon länger mit Krause zusammen. „Die 2016 von uns initiierte Fotoausstellung ,Die 80er im Ruhrgebiet’ erregte bundesweite Aufmerksamkeit. Inzwischen gibt es auch einen großen Bildband von Reinhard Krause mit einem Vorwort von Frank Goosen“, sagt Kuratorin Ulrike Kaßler.

Irgendwann vergessen

Info Ping Pong Gallery

Die Ping Pong Gallery wurde im September 2015 gegründet und befindet sich im Tischtennisraum der Lokalität „Trinkhalle“ an der Herner Straße 8.

Kuratorin Ulrike Kaßler präsentiert hier regelmäßig Projekte, die entweder in einem Ruhrgebietskontext stehen, einen gesellschaftlich-kulturellen Bezug zur „Trinkhalle“ und ihrem Umfeld im Kortländer-Kiez herstellen, oder sich konkret mit dem Galerieraum auseinandersetzen.

Mit den Postkarteneditionen werden herausragende Ausstellungen der vergangenen Jahre gewürdigt. www.facebook.com/trinkhalleruhrgebeat

Krause war damals eine echte Wiederentdeckung. Der international ausgezeichnete Fotograf, heute in London heimisch, ist ein Kind des Ruhrgebiets. Hier hat er 30 Jahre lang gelebt, hier hat er Fotodesign studiert, und von hier ist er in die Welt gezogen. Die Bilder, auch die der Cranger-Kirmes-Serie, wurden vor Jahrzehnten im Dunkel seines Essener Badezimmers entwickelt. Danach verschwanden sie samt der Negative in Umzugskartons, reisten um die Welt und wurden irgendwann vergessen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit - und eine ganze Bildjournalisten-Karriere -, bis Krause seine alten Aufnahmen für sich selbst wiederentdeckte. Er stellte sie ins Internet (www.die80er.com), „nicht ahnend, welche Wellen der Stein in seiner alten Heimat schlagen würde, den er in der Ferne beiläufig ins Wasser warf“, wie Ulrike Kaßler sagt.

Die Erinnerung bleibt

Tatsächlich zeichnet Reinhard Krauses Schwarzweiß-Aufnahmen eine Unmittelbarkeit aus, die wie beiläufig wirkt, und doch von dem „guten Auge“ kündet, das dem Fotografen beim Blick auf die Menschen im (damaligen) Ruhrpott zu eigen war. Alltagssituationen werden fast reportageartig eingefangen, manche Schnappschüsse wirken schräg und poetisch zugleich - heute wirken Krauses Fotos auf eine irritierende Art nostalgisch und zeitlos zugleich. Den „Pott“, den er einst fotografierte, gibt es längst nicht mehr. Die Erinnerung aber bleibt.

Ulrike Kaßler ist die Kuratorin der Ping Pong Gallery.
Ulrike Kaßler ist die Kuratorin der Ping Pong Gallery. © Ingo Otto

Nun also hat Krause der Galeristin Kaßler seine Crange-Motive zur Verfügung gestellt, und rechtzeitig zum Beginn der diesjährigen „Cranger“ kommt die auf 100 Stück limitierte Box mit sieben Postkarten-Motiven heraus (12,50 Euro). Dazu gesellt sich ein einem informativer Beileger - und jeweils einem Mini-Fläschchen „Cranger Kirmestropfen“. Die Gestaltung der Box stammt von Holger Seeling Grafikdesign.

Weiter Editionen folgen

„Cranger Kirmes in den 80er“ ist die erste Postkarten-Edition der Ping Pong Gallery. „Weitere Editionen folgen“, verspricht die Galeristin. Für den Herbst kündigt Ulrike Kaßler bereits eine neue Ausstellung in der kleinen Galerie im Kortländer-Kiez an. Was dann zu sehen sein wird, wird noch nicht verraten. Man darf aber sicher davon ausgehen, dass der hohe Qualitäts-Standard in der „Trinkhalle“ gehalten wird. Man denke zurück an die starke „Superreal Punk“-Bilderschau mit Fotos von Olaf Balnus, die Ende letzten Jahres hier zu sehen war.

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