Stiepel. . Weil im Obergeschoss der Kita in Stiepel obdachlose Frauen leben, schrillen bei den Eltern die Alarmglocken. Der Vandalismus habe zugenommen.
Die Sorgenfalten sind tief bei den Eltern der Kita „Starke Mäuse“ an der Kemnader Straße. Das harmonische Miteinander und die großartige Betreuung ihrer Kinder innerhalb der Kita loben sie zwar ausdrücklich – aber dennoch: „Ruhigen Gewissens mag ich mein Kind nicht abgeben“, sagt Kelia Bienioßek vom Elternrat.
Was ist geschehen? Das städtische Gebäude, in dem die „Starken Mäuse“ zu Hause sind, besteht aus zwei Etagen. Im Erdgeschoss betreibt der evangelische Kirchenkreis die Kita für 46 Kinder, während die Stadt das Obergeschoss seit über 20 Jahren als Unterkunft für Aussiedler und Asylbewerber nutzt. So wurden hier zuletzt geflüchtete Mütter mit ihren Kindern einquartiert, was bestens harmoniert habe: „Die Kinder wurden in der Kita abgegeben und direkt integriert“, sagt der Vater Julian Winner. „Eine gute Situation für alle.“
Unterschlupf gewähren
Grundlegend geändert habe sich dies, seit das Sozialamt die Räume neu nutzt und der Diakonie Ruhr den Auftrag erteilte, obdachlosen Frauen Unterschlupf zu gewähren. „Im Moment sind dort zwölf Frauen untergebracht, davon sind sieben obdachlos“, teilt Stadtsprecherin Katrin Müller mit. Und das missfällt den Eltern ganz erheblich.
Das Außengelände sei zeitweise vermüllt
„Seit dem Einzug der Obdachlosen ist erhöhter Vandalismus zu verzeichnen“, sagt Winner. Das Außengelände sei zeitweise vermüllt: Eine Matratze habe vor der Tür gelegen, Zigarettenkippen seien überall zu finden, auch Gegenstände des Kindergartens (wie der Weihnachtsbaum vor der Tür) seien entwendet worden.
Ob dies allein den obdachlosen Frauen zuzuschreiben sei, könne natürlich niemand genau sagen, so Winner. „Aber beunruhigend ist das schon.“ Hinzu komme, dass die Eingangstür zur oberen Etage 24 Stunden am Tag offen stehe und somit jeder ins Gebäude gelangen könne. „Da kümmert sich keiner.“
Evangelischer Kirchenkreis würde Kita gern erweitern
Der evangelische Kirchenkreis betreibt die Kita in Stiepel. Geschäftsführer Michael Both sieht die Probleme: „Doch seit dem Vorfall im Januar ist es hier eher ruhig“, meint er. Es sei aber kein Geheimnis, dass die Kirche die Kita gerne erweitern würde, falls die Stadt die Räume nicht mehr benötige. „Angesichts von 600 fehlenden Kita-Plätzen besteht der Bedarf auf jeden Fall.“
Um eine Entlastung der Situation zu diskutieren, laden Diakonie und das Amt für Soziales die Eltern am 2. Mai zu einem Gespräch ein. „Da wollen wir uns in Ruhe zusammensetzen und alles besprechen“, sagt Jens Fritsch.
Frau der Einrichtung verwiesen
Sämtliche Alarmglocken schrillen bei den Eltern, seit im Januar eine offenbar psychisch kranke Frau nach einem Feuerwehreinsatz der Einrichtung verwiesen worden sei. „In der Folge lag ein komplettes Fenster vor der Tür“, so Winner. „Und da soll man beruhigt seine Kinder spielen lassen?“
Neues Konzept: Frauenzimmer
Jens Fritsch aus dem Vorstand der Diakonie Ruhr bedauert den Vorfall: „Die Frau konnte das Fenster offenbar nicht schließen, dabei wurde es beschädigt.“ Doch dies sei ein Einzelfall: „Es gab bislang kein fragwürdiges Verhalten der Frauen gegenüber den Kindern.“ Fritsch könne die Sorgen der Eltern aber verstehen: „Ich habe selbst eine Tochter im Kindergartenalter, und mir wäre das auch nicht recht.“ Allein: „Dass von den wohnungslosen Frauen eine Kindeswohlgefährdung ausgeht, halte ich für ausgeschlossen.“
„Keine Menschen, die eine Rundum-Betreuung benötigen“
Das Personal, mit dem die Diakonie vor Ort nach dem Rechten sehe, sei allerdings knapp bemessen. „Das sind aber auch keine Menschen, die eine Rundum-Betreuung benötigen.“
Die Diakonie arbeite gerade an einem neuen Konzept, um in den Räumen ein „betreutes Wohnen“ einzurichten, in dem Frauen stabilisiert und auf ein eigenständiges Leben vorbereitet werden sollen. „Das funktioniert dann wie eine große Wohngemeinschaft, bei der durchgehend jemand für die Betreuung vor Ort ist.“ Das Konzept des „Frauenzimmers“ befinde sich in Planung: Ob dies an der Kemnader Straße oder woanders in der Stadt eingerichtet werde, sei aber noch offen. „Für Bochum ist das ein extrem wichtiges Projekt.“