Stiepel. . Der beliebte Kirchenmusiker wagt den beruflichen Neustart nahe Rostock. Zunächst arbeitet er dort freiberuflich. Arno Hartmann soll ihm folgen.
Mit einem Festkonzert und einem Gottesdienst ist Kantor Michael Goede am Wochenende in der rappelvollen Dorfkirche verabschiedet worden. Fast 23 Jahre lang prägte der Kirchenmusiker das geistliche und kulturelle Geschehen in der Stiepeler Gemeinde. Aus rein privaten Gründen sucht Goede jetzt den beruflichen Wechsel: „Mit 45 Jahren stehe ich vermutlich in der Mitte meines Lebens“, sagt er. „Da kann eine Veränderung nur Gutes bringen. Sie hält mich in jedem Fall auf Trab.“
Mit seiner Frau und dem fünfjährigen Sohn Fiete zieht Goede nach Bad Doberan in der Nähe von Rostock – und wagt dort den Neustart. Gemeinsam beziehen sie eine Wohnung in der Altstadt: „Viel kleiner als hier in Stiepel, aber atmosphärisch schön.“ Während seine Frau das Jobangebot bei einem großen Logistikunternehmen bei Rostock reizte, muss sich Goede beruflich neu orientieren. „Stellen für Kirchenmusiker sind rar gesät“, erzählt er. „Das betrifft den Osten fast noch stärker als das Ruhrgebiet.“
Vom Glück der Dampfeisenbahn
So wird Goede zunächst seine Dienste als freiberuflicher Organist und Musiker anbieten: Für Hochzeiten und Beerdigungen steht er ebenso zur Verfügung wie für Konzerte und für Unterricht an Orgel und Klavier.
„Ich bin gerade dabei, mich zu orientieren, was in der Kulturlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern alles machbar ist“, sagt er. Kontakte knüpfen und ein Netzwerk aufbauen: Das sind seine neuen Beschäftigungen.
Geboren im fränkischen Ansbach, studierte Goede Kirchenmusik an der Essener Folkwang-Uni. Ab 1996 arbeitete er an der Dorfkirche als Kirchenmusiker – zunächst ehrenamtlich, mit dem Examen ab 2000 dann hauptamtlich. Zu den Höhepunkten seiner Arbeit zählt er die 1000-Jahr-Feier der Dorfkirche im Jahr 2008 sowie das Kulturhauptstadtjahr 2010, in dem der Kantor den Stiepeler Kultursommer ins Leben rief. „Dass es uns gelungen ist, jedes Jahr ein solch vielseitiges Programm auf die Beine zu stellen, macht mich besonders stolz“, sagt er.
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Mit verschiedenen Spielrichtungen experimentiert
Statt einfach ein Orgelkonzert ans nächste zu reihen, experimentierte Michael Goede mit ganz verschiedenen Spielrichtungen. Jazz, modernes Tanztheater und Kunstausstellungen hielten Einzug ins ehrwürdige Gemäuer an der Brockhauser Straße.
„Ich habe viel Glück gehabt“, sagt er. „Die Kirche direkt an der Ruhr ist einfach wunderschön.“ Seinem fünfjährigen Sohn machte er den Abschied aus Stiepel auf spezielle Art schmackhaft. Denn was nicht jeder weiß: Mitten durch Bad Doberan fährt eine große Dampfeisenbahn, auch „Molli“ genannt. „Die hat es ihm direkt angetan.“
Arno Hartmann wird die Gottesdienste begleiten
Und Goede selbst? Wird er seine Heimat vermissen? „Bestimmt ein bisschen“, sagt er. „Aber künftig bin ich in einer Viertelstunde mit dem Fahrrad an der Ostsee. Das entschädigt für vieles.“
Goedes Stelle als alleiniger Organist der Dorfkirche wird übrigens nicht neu besetzt. Stattdessen soll Stadtkantor Arno Hartmann, der auch die Bochumer Orgeltage organisiert, ab sofort regelmäßig die Gottesdienste begleiten. „Damit sind wir exzellent besetzt“, sagt Pfarrer Jürgen Stasing.