Bochum. Die protestierenden Bochumer Studenten sind am Mittwoch, 25. November, gemeinsam mit den Kommilitonen der Uni Essen-Duisburg in Duisburg auf die Straße gegangen. Währenddessen hat die Führung der Ruhr-Uni ihre Bereitschaft zum Gespräch mit den Akteuren des Bildungsstreiks bekräftigt.

Die Prorektorin für Lehre, Prof. Dr. Uta Wilkens, hat ihr Angebot an die Studierenden wiederholt, in Arbeitsgruppen die Weiterentwicklung der Studiengänge zu konkretisieren und die Konzepte öffentliches zu diskutieren. „Die Reform der Studiengänge ist ein Prozess, den das Rektorat gemeinsam mit zahlreichen Studierenden gestaltet”, betonte Wilkens. Die Protestler hatten gerade das nicht im Sinn: Die Mehrheit lehnt das nach dem sog. „Bologna-Prozess” entstandene Studienmodell mit den Bachelor- und Masterabschlüssen generell ab; Stichworte: Studiengebühren ohne spürbare Gegenleistung, verschulte Bachelor-Studiengänge, Lernen nach Stundenplan, Studium in überfüllten Hörsälen usw. „Wir wollen keine Kosmetik, sondern einen veränderten Zuschnitt”, so einer der Bildungsstreikenden gegenüber der WAZ.

"Impulse für innovative Lehrformate"

Die Hochschulführung sieht das naturgemäß anders: „Schon der ,Lehrreich'-Wettbewerb 2008 hat uns viele Impulse für innovative Lehrformate geliefert, die Schule machen”, lässt sich Wilkens nicht beirren. Für die Weiterentwicklung der Lehre hätten Rektorat und Studierende ein Zukunftskonzept erarbeitet. „Die nächsten Umsetzungsschritte sollen sich auf die Weiterentwicklung der Bachelor-Angebote beziehen”, so Wilkens. Reformprozesse könnten nur im Dialog gelingen. Für die Protestler sind das Lippenbekenntniss: Da Politik und Hochschulleitung sich bisher nicht bereit gezeigt haben, an den Problemen wirklich etwas zu ändern, sehen sich die Studierenden gezwungen ihre Argumente mit anderen Mitteln, wie Besetzungen, zu unterstreichen”, betonte Felix Bremer, AStA-Referent für Hochschulpolitik.

"Endlich etwas Sinnvolles unternehmen"

Die Reaktionen auf die anhaltenden Bildungsproteste seien zwar bereits besser als noch im Sommer. Trotzdem werde im Moment aber „noch von allen Seiten Verständnis geheuchelt, anstatt endlich etwas Sinnvolles zu tun”.

Geschichte des Protestes

Die Proteste gegen Studiengebühren und „Bildungsnotstand” – das ist schon fast eine unendliche Geschichte. Immer wieder wurde die Ruhr-Uni in den letzten fünf Jahren von Unmuts-Eruptionen mehr oder weniger durchgeschüttelt. Ein Rückblick:

„Studiengebühren stoßen auf wenig Gegenlieben”, titelt die WAZ Bochum im November 2004, als erstmals die gesetzliche Möglichkeit einer pauschalen Campus-Maut für alle ins Gespräch kam. Rund 800 Studis kamen damals zur Info-Veranstaltung ins HZO. Ein Jahr später, als die Regelung langsam reifte, wurde ein Anti-Studiengebühren-Camp aufgeschlagen; protestierende Studenten campierten direkt auf dem Nordforum.

Rektorat gestürmt und geräumt

Im April 2006 besetzten 100 Studis das Rektorat, forderten eine öffentliche Senatssitzung zu den Studiengebühren im Audimax. Stattdessen gab's eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch durch den Rektor, nachdem die Polizei den Senatssaal geräumt hatte. Zwei Wochen später wurde eine Podiumsdiskussion im proppenvollen HZO 10 für den damalige Rektor Prof. Wagner zum Spießrutenlaufen, er wurde mit Buh-Rufen, Trillerpfeifen und Studiengebühren-Geldscheinen, auf denen sein Konterfei prangte,empfangen.

Genutzt hat alles nichts: Im September 2006 wurden die Studiengebühren an der Ruhr-Uni beschlossen, was sogleich die sog. „Freie Uni Bochum” auf den Plan rief. Ihre Aktivist/innen besetzten das Querforum West, hielten Protest und Widerstand in ihrer „Gegen-Uni” aufrecht. Doch am 31. Januar '07 rückte erneut die Polizei zum Campus aus, und setzte die von Rektor Weiler angeordnete Räumung durch.