Düsseldorf/Berlin. Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz Margret Wintermantel, fordert Nachbesserungen an der Bachelor-Reform auf: Vorschriften zur Dauer einer Bachelorarbeit seien nicht sinnvoll, sagte sie. NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart will die Auswirkungen der Reform prüfen.
Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat angesichts der Studentenproteste schnelle Korrekturen an den umstrittenen neuen Bachelor- und Masterstudiengängen angekündigt. Am Donnerstag wolle er sich mit den Rektoren der Universitäten treffen, «um über weitere Verbesserungen von Studium und Lehre zu sprechen», sagte Pinkwart am Mittwoch in Düsseldorf.
Pinkwart hält an Studiengebühren fest
Die Hochschulen sollten die Einnahmen aus den Studiengebühren «dringend» für mehr wissenschaftliches Personal einsetzen, forderte Pinkwart. Zudem wolle er mit den Universitätsleitern darüber sprechen, «Stoffdichte, Prüfungselemente, Anwesenheitslisten, Praxisnähe und Mobilität in den neuen Studiengängen zu überprüfen und dort zu korrigieren, wo es Fehlentwicklungen gibt», sagte der Minister weiter. Bereits zum Ende des laufenden Semesters solle es zu Verbesserungen kommen.
Zugleich bekräftigte Pinkwart, er stehe zum Bologna-Prozess zur Verkürzung der Studienzeiten und halte an Studiengebühren fest. Beides sei in NRW ein Erfolg. Er begrüße «sachliche Kritik» von Studenten, werde sich aber «von einer Handvoll Krawallmacher» nicht von seiner Politik abbringen lassen.
Grüne kritisieren Pinkwart: "unverschämt"
Die Grünen reagierten mit scharfer Kritik. Von einer «Handvoll Krawallmacher» zu sprechen, sei «unverschämt, verkennt die Fakten und verhöhnt die jungen Leute, die sich kreativ und friedlich für gute Hochschulbildung einsetzen», sagte der Landesvorsitzende der Grünen, Arndt Klocke. Notwendig seien die Abschaffung der unsozialen Studiengebühren und die Schaffung einer «landesweiten Bologna-Reformkonferenz».
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) widersprach dem Minister. In NRW leide die Qualität des Studiums schon seit Jahren unter einer «chronischen Unterfinanzierung der Universitäten und Fachhochschulen», sagte GEW-Landeschef Andreas Meyer-Lauber. «Die Forderungen der Studierenden in den Bildungsstreiks sind berechtigt: Das Studium muss wieder studierbar werden», fügte der Gewerkschafter hinzu.
HRK-Chefin: "Vorschriften zur genauen Dauer einer Abschlussarbeit sind nicht sinnvoll"
Begleitet von heftigen Studentenprotesten hat die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Margret Wintermantel, die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge erneut verteidigt. Es sei «Unfug», von einem Scheitern der Reform zu sprechen, sagte Wintermantel am Mittwoch in Berlin. Es handele sich um die «tiefgreifendste Reform der vergangenen Jahrzehnte» an Hochschulen. Die Bilanz sei überwiegend gut. An einigen Stellen gebe es zwar Probleme und Nachbesserungsbedarf. In der laufenden Debatte werde aber so getan, als sei dies beim Großteil der Studiengänge der Fall. «Und das stimmt einfach nicht», sagte Wintermantel.
Die HRK-Chefin appellierte an die Kultusminister der Länder, die Vorgaben für die Bachelor-Studiengänge zu lockern. Hier gebe es eine Überregulierung, die die Hochschulen in ihrer Gestaltungsfreiheit einschränke. Vorschriften zur genauen Dauer einer Bachelorarbeit etwa seien nicht sinnvoll. Wintermantel forderte die Länder außerdem auf, mehr Geld in die Hochschulen zu stecken. Nur so könnten die Studienbedingungen verbessert werden. Nötig sei eine andere Relation zwischen Dozenten und Studenten, mahnte sie, «wir brauchen dringend kleinere Seminare.»
Mehrere Dutzend Studenten stürmten die Pressekonferenz der HRK in Berlin, entrollten Transparente und riefen in Sprechchören: «Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut.» Bereits am Dienstag hatten mehrere tausend Studenten in Leipzig gegen Sitzung der HRK demonstriert.
Seit mehreren Wochen gehen Zehntausende Studenten in Deutschland für bessere Bildung auf die Straße und halten Hörsäle besetzt. Sie verlangen unter anderem mehr Geld für das Bildungssystem, vor allem aber Korrekturen am System der Bachelor- und Masterstudiengänge. Die Studenten klagen über eine zu starke Verschulung und eine zu große Stofffülle in dem neuen System. (ddp)