Bochum. . Betrüger kleben Namensschilder auf Briefkästen. Sie bestellen Pakete dorthin und fangen den Boten ab. 20 Fälle wurden 2018 in Bochum gemeldet.
„Guck mal Mama, da hat jemand etwas an unseren Briefkasten geklebt.“ Was die fünfjährige Tochter amüsiert, irritiert Mutter Stefanie sehr. Als die 34-jährige Mutter von drei Kindern am Mittwoch nach Hause kommt, sind sowohl das Klingel- als auch das Briefkastenschild mit dem kleingeschriebenen Namen „kueenle“ überklebt. Beide Schilder sind identisch gedruckt und laminiert.
Stefanie kontaktiert sofort die Polizei. Für die Beamten ist das Phänomen kein unbekanntes. Die Masche funktioniert so: Betrüger kleben falsche Namensschilder an Briefkästen und Klingeln. Sie bestellen im Internet auf Rechnung Waren an die Adresse mit den falschen Namensschildern, verfolgen das Paket über die Sendungsnummer und fangen den Boten vor der Haustür ab, um das Bestellte einzukassieren.
Betrug meistens in großen Mehrfamilienhäusern
20 solche Fälle wurden in diesem Jahr bei der Bochumer Polizei angezeigt. „Wir rechnen aber mit einer wesentlich höheren Dunkelziffer“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Die Masche scheine zu funktionieren.
Kontakt zum Betrugskommissariat
Wer falsche Namensschilder an seiner Klingel oder seinem Briefkasten entdeckt, kann das Betrugskommissariat zu Bürozeiten unter der Rufnummer 0234/ 909 41 50 erreichen.
Aufgrund von Anzeigen von Betroffenen habe es bereits Festnahmen gegeben.
Normalerweise schlagen die Täter in großen Mehrfamilienhäusern zu, oft in solchen, in denen mehr als 40 Parteien wohnen, in denen viele anonym leben und ihre Nachbarn nicht kennen. Dabei nutzen die Betrüger in der Regel freie Flächen, also die Briefkästen und Klingelschilder von leerstehenden Wohnungen.
Polizei rät: Schilder nicht sofort abreißen
Bei Stefanie war das anders: Sie lebt in einem Einfamilienhaus in Steinkuhl. „Vielleicht hat jemand beobachtet, dass wir regelmäßig zu bestimmten Zeiten nicht da sind“, sagt die 34-Jährige. Kein schöner Gedanke sei das, eventuell gerade unter der Dusche zu stehen, während sich jemand am eigenen Briefkasten zu schaffen macht.
Die Polizei empfiehlt: Betroffene sollten den Fall direkt melden und die Schilder nicht sofort abreißen. Zum einen können sie der Spurensicherung Hinweise geben. Zum anderen hat die Polizei die Möglichkeit, das Haus zu observieren – und den Täter zu fassen, sobald er den Postboten abfängt.
Das kann schnell ein großer Erfolg für die Beamten und das geschädigte Unternehmen werden, sagt Volker Schütte: „Wenn wir einen Täter festnehmen, klären wir oft eine Vielzahl von Straftaten auf.“