Bochum. . Verbraucherschützer und Polizei in Bochum warnen vor Kaffeefahrten. Jüngstes Beispiel: ein angeblicher 10.000-Euro-Gewinn für einen 92-Jährigen.

Es war knapp. Denn das Geld war verlockend. 10.000 Euro habe er gewonnen. Dazu einen „acht Pfund schweren Präsentkorb mit leckeren Spezialitäten“ und ein „hochwertiges Werkzeugset“ mit Stichsäge und Bohrmaschine. So vermittelt es ein Schreiben, das einem 92-jährigen Dahlhausener ins Haus flatterte. Seine Tochter witterte rechtzeitig Betrug. Verbraucherberatung und Polizei schließen sich der Warnung an.

Minderwertige Ware zu überteuerten Preisen

Geldgewinne, Geschenke und weitere Attraktionen vor Ort: „Mit den immer gleichen Versprechen werden meist ältere Menschen zur Teilnahme an einer Tagestour gelockt“, weiß Andrea Thume, Leiterin der Verbraucherzentrale. „Doch hinter der preiswerten Fahrt ins Grüne verbirgt sich oft eine Verkaufstour, bei der den Teilnehmern minderwertige Waren zu überteuerten Preisen angedreht werden.“

So mutmaßlich auch bei der kostenlosen „Ausflugsfahrt in eines der schönsten Naherholungsgebiete Deutschlands“ (wo, bleibt offen), zu der der 92-Jährige eingeladen wurde. Busfahrt und Essen inklusive.

Hauptgewinn lockt

Ebenso wie „die Überreichung der Hauptgewinne im Wert von 10.000 Euro“, bei denen der Rentner zu den Siegern zähle. Da er weder telefonisch noch von „unserer Glücksfee“ habe erreicht werden können, werde der 1. Preis bei der Ausflugsfahrt in bar ausgezahlt.

„Obwohl mein Vater nicht dement oder leichtgläubig ist, war er nur schwer davon zu überzeugen, dass es sich hier wohl um einen Betrugsversuch handelt“, berichtet Dr. Elke Jüngling. Ein Anruf bei der örtlichen Polizei habe das bestätigt.

Wer nichts kauft, wird bedrängt

Tatsächlich appellieren Kripo und Verbraucherschützer, nicht in die Falle zu tappen. Andrea Thume: „Veranstalter von Kaffeefahrten haben nichts zu verschenken, sondern treiben mit Rentnern ein für sie einträgliches Spiel. Zusätzlich treiben sie mit den ermittelten Adressdaten oft noch einen regen Handel.“

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Wer eine zweifelhafte Einladung zu einer Verkaufsfahrt erhält, kann sich bei der Verbraucherberatung (Große Beckstraße 15, 0234/97 47 37 01) oder dem Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz,
(0234/ 909 40 40) melden.

Welche Erfahrungen haben Sie mit „Kaffeefahrten“ gemacht? Wurden Ihre Gewinnversprechen jemals eingelöst? Wir sind gespannt auf Ihre Zuschriften an die WAZ-Redaktion, Huestraße 15, in 44787 Bochum; E-Mail:
redaktion.bochum@waz.de

Die Veranstaltungen fänden häufig in einem abgelegenen Lokal statt, damit möglichst niemand entschwindet. „Während einer mehrstündigen Präsentation werden die Teilnehmer von geschulten Verkäufern geschickt zum Kauf von zweifelhaften Gesundheitspräparaten, Rheumadecken, Werkzeug oder Küchengeräten animiert – meist zu völlig überzogenen Preisen. Verläuft das Geschäft nicht so einträglich wie erhofft, werden die Senioren aggressiv von den Verkäufern bedrängt.“

Dem 92-Jährigen blieb das erspart. Versuche der Tochter und WAZ, die im Werbebrief angegebene Rufnummer zu erreichen, scheiterten. „Die Mailbox ist voll und kann keine weiteren Nachrichten aufnehmen“, heißt es auf der Bandansage. „Auf Wiederhören.“