Bochum. . Wegen der Dürre sind Friedhofsgärtner mit dem Gießen der Pflanzen beschäftigt. Alle anderen Arbeiten bleiben liegen. Trotzdem vertrocknet vieles.
Gießen, gießen und nochmal gießen! Das ist in diesen Sahara-Tagen die Hauptbeschäftigung der Friedhofsgärtner. Oliver Krause ist einer von ihnen. Normalweise beginnt er im Sommer um 7 Uhr mit der Arbeit, jetzt schon um 6.
Im Morgengrauen, wenn die Sonne noch nicht die Alleinherrschaft übernommen hat, verdunstet das Gießwasser noch nicht so schnell. Dann kann Krause auch noch mit dem Gießkannenkopf die Begonien und andere klassische Grabblumen bewässern, tagsüber könnten die Blüten sonst verbrennen wie unter einer Lupe.
Gießkannen als wichtigstes Arbeitswerkzeug
Krause arbeitet für die Genossenschaft der Bochumer Friedhofsgärtner und hat zurzeit immer ein 750-Liter-Fass auf der Ladefläche seines Kleintransporters, dazu ein paar Gießkannen, sein aktuell wichtigstes Arbeitswerkzeug. „Vor rund drei Wochen haben wir nur Blumen gegossen. Mittlerweile gießen wir aber alles. Trotzdem geht jeden Tag etwas kaputt.“
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Besonders schwer haben es die Bodendecker wegen ihrer flachen Wurzeln. Auch Azaleen, Rhododendren und Hortensien haben ganz besonderen Durst. Zehn bis 20 Zentimeter tief sei der Boden wohl völlig trocken, sagt Krause in seiner kurzen Arbeitshose und zeigt auf eine Gruft am Hauptfriedhof. Rund 2500 Liter Wasser, schätzt er, gießt die Genossenschaft mit ihren zwei Kleintransportern pro Tag auf solche Gräber, deren Angehörige einen Pflegevertrag abgeschlossen haben. Besonders die Gräber, die in Vollsonne liegen, brauchen jetzt Wasser.
Für andere Gartenarbeiten als Gießen haben Friedhofsgärtner meist keine Zeit mehr. „Sämtliche andere Nebenarbeiten bleiben liegen“, sagt Ralf Dreier von der gleichnamigen Gärtnerei in Querenburg und meint damit zum Beispiel Schnitt-Pflegemaßnahmen.
Kleingärtner ebenfalls gefordert
Von sechs Uhr früh bis 11 Uhr sei nur Gießen angesagt, an allen sechs Arbeitstagen. Ein Zyklus, der „gewöhnungsbedürftig“ sei. Wegen der Belastung in der Hitze gebe es teilweise verkürzte Arbeitszeiten. Jedes Grab mit Pflegevertrag werde aber mindestens jeden zweiten Tag gegossen, sagt Dreier. „Erhaltungsgießen“ heißt das im Vertrag. Eine Extrarechnung wegen des enormen Mehraufwands soll es aber nicht geben.
Pflanzen stehen unter Dauerstress
„Ab 25 Grad Celsius stehen Pflanzen unserer Breitengrade unter echtem Dauerstress“, sagt der Fachverband der Friedhofsgärtner. Nicht mehr zu beseitigende Schäden seien dann „nicht auszuschließen“.
Bei manchen Laubbäumen sind herbstliche Blattverfärbungen sowie vorzeitiger Blüte- und Fruchtfall zu beobachten.
Am besten wässert man am kühleren Morgen und Abend.
Dieselbe Herausforderung wegen der Dürre und Hitze haben auch die Kleingärtner. Idealerweise müssten sie jeden Tag in ihrer Parzelle für Wassernachschub sorgen – wie es Georg Steger macht, Vorsitzender der Kleingartenanlage am Lohberg an der Akademiestraße. „Meine Rosen stehen gut.“ Auch mit Gurken und Tomaten sei „alles super“. Andererseits seien die Rasenflächen „fast überall verbrannt“. Aus Sparsamkeit und wegen der hohen Verdunstung würden sie aber nicht extra bewässert.
Friedhofsgärtner Krause gibt allerdings Entwarnung. Die verfärbten Rasenflächen würden sich im Regelfall wieder erholen – wenn es ein paar Mal richtig regnet.