Bochum. Im großen Saal des Schauspielhauses thront riesiges Gerüst. Decken und Wände werden aufpoliert. Auch die Technik wird generalüberholt.

So hat man den großen Saal des Schauspielhauses noch nie gesehen: Wo sonst das Publikum am Abend in gepflegter Garderobe Platz nimmt, sind in diesen Wochen Handwerker, Elektrotechniker, Gerüstbauer und Malermeister unterwegs. Denn die Theaterburg an der Königsallee erlebt gerade die größte Sanierung in der etwa 65-jährigen Geschichte des Hauses.

Zwar feiert das Schauspielhaus im kommenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen , doch das Gebäude wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erst zwischen 1951 und 1953 gebaut. „Und Teile des Bodenbelags, den wir gefunden haben, stammt auch noch aus dieser Zeit“, sagt Michael Franz von den Zentralen Diensten der Stadt.

Sitzreihen sind ausgebaut

Seit dem 22. Mai befindet sich der Saal und auch die Bühne komplett in Handwerker-Hand. Dafür ging hier die Spielzeit früher als gewöhnlich zu Ende , auf den anderen Bühnen wird noch bis Mitte Juli weiter gespielt. Die Sitzreihen für die 800 Zuschauer sind ausgebaut und ins Foyer gebracht worden. Ein riesiges Gerüst, das bis kurz unter die Decke reicht, steht nun an dieser Stelle.

Etwa 30 Arbeiter sind damit beschäftigt, den Bodenbelag auszutauschen, die Elektrik zu erneuern, die Wände aufzupolieren und die Decke zu überarbeiten. „All dies geschieht in enger Abstimmung mit der Oberen Denkmalbehörde“, sagt Andreas Grosse-Holz von den Zentralen Diensten, denn das Theater steht unter Denkmalschutz.


Auch hinter den Kulissen tut sich was: So wird die Ober- und Untermaschinerie generalüberholt. Unser Bild zeigt den Schnürboden unter dem Dach des Theaters.
Auch hinter den Kulissen tut sich was: So wird die Ober- und Untermaschinerie generalüberholt. Unser Bild zeigt den Schnürboden unter dem Dach des Theaters.

Großes Ziel der Sanierung ist es, das Haus kräftig aufzuhübschen und auch technisch auf den neuesten Stand zu bekommen – so steht Hörgeschädigten demnächst auf allen Plätzen eine induktive Höranlage zur Verfügung. Gleichzeitig soll der Charme des 50er-Jahre-Saals mit den großen Kronleuchtern erhalten bleiben. „Es bleibt alles so wie früher, aber einen Unterschied wird man definitiv erkennen.“

Die Beleuchtung im Saal wird mit LED’s bestückt und frisst demnächst statt 16 000 Watt nur noch 2500 Watt. Auch hinter den Kulissen tut sich einiges: Die Ober- und Untermaschinerie sowie die Tonanlage wird generalüberholt, auch der Brandschutz wird verbessert.

Sanierung nach dem „Bochumer Modell“

Die Sanierungsarbeiten sind Teil des „Bochumer Modells“, wie der kaufmännische Direktor Matthias Nowicki es nennt. „Wir hatten nur die Wahl, das Theater für zwei bis drei Jahre komplett zu schließen oder es scheibchenweise in den Ferien immer wieder zu sanieren.“ An anderen Bühnen etwa in Köln und Düsseldorf entschied man sich für eine Schließung inklusive teurer Anmietung von Ersatzspielstätten. „Das wollten wir vermeiden.“