Bochum. Johan Simons präsentiert sein Programm und hat dabei „die ganze Welt im Blick“. Für den Auftakt in Bochum fordert er „Geduld und Mut“ ein.
Mit 23 Premieren, neuen Programmreihen und zusätzlichen Spielorten startet das Schauspielhaus in die Jubiläumsspielzeit 2018/19.
Der designierte Intendant Johan Simons stellte am 14. Juni im Kunstmuseum seine Pläne vor. „Aufbruch und neue Vielfalt“ steht als informelles Motto über der Saison, die nicht nur Neufassungen von Klassikern wie „Hamlet“ oder Peter Weiss’ „Marat/Sade“ verspricht, sondern auch ein Wiedersehen mit aus früheren Bochumer Zeiten bekannten Schauspieler/innen wie Jele Brückner, Michael Lippold und Karin Moog.
„Ein Theater, das mit Dir und mir zu tun hat“
Simons (*1946) stellt ein Theaterkonzept in Aussicht, „das mit Dir und mir zu tun hat“. Die alte Idee des Stadttheaters, in dem ein homogenes Ensemble aus jüngeren und älteren Darsteller/innen hochdeutsche Sprachkunst zelebriert, sei längst nicht mehr aktuell. „Wenn ich in Bochum durch die Straßen gehe, höre ich Dutzende von Sprachen, sehe Menschen aus allen Teilen der Welt“, meinte Simons. Dem wolle er Rechnung tragen.
Offen in alle Richtungen blicken
Im Schauspielhaus werde es „internationaler, interdisziplinärer und offen nach allen Richtungen“ zugehen. „Die Welt der Internationalität zieht ins Schauspielhaus ein“, sagte Simons. Das zukünftige Logo – eine Weltkugel, die aus dem Schauspielhaus herauswächst – trägt dem Rechnung. Vor dem offiziellen Premieren-Start am 1. November mit „Die Jüdin von Toledo“ gibt es am 27. Oktober eine „Ritournelle“-Eröffnungs-Tanzparty im wegen der Renovierung komplett leer geräumten Großen Haus.
Wichtig ist dem niederländischen Theatermacher, der von 2015 bis 2017 Intendant der Ruhrtriennale war, der Aspekt der Gleichstellung: In seiner ersten Spielzeit werden Aufführungen von sieben Regisseurinnen und elf Regisseuren (also ein Verhältnis von 40:60) zu sehen sein; alle arbeiten erstmals in Bochum, darunter Herbert Fritsch („Die Philosophie im Boudoir“ von de Sade), Milo Rau („Oresteia“) und Liliane Brakema („Leonce und Lena“).
Vier neue Inszenierungen
Simons selbst ist mit vier Neu-Inszenierungen vertreten, neben Feuchtwangers „Die Jüdin von Toledo“ zum Spielzeitauftakt am 1. November wendet er sich Heinrich von Kleist („Penthesilea“), Michel Houllebecq („Plattform“/„Unterwerfung“) und William Shakespeare („Hamlet“) zu. Dazu kommen Übernahmen aus seiner Zeit an den Münchner Kammerspielen.
„Kunst muss im Mittelpunkt stehen“
Der Spielplan sei, so Simons, streng nach künstlerischen Kriterien ausgerichtet; „die Kunst muss immer im Mittelpunkt stehen“. Für seinen Start forderte er „Geduld und Mut“ ein.
Die „Zeche 1“ rückt als fester Spielort zurück in den direkten Einflussbereich des Schauspielhauses, das ehemalige Keller-„Theater unten“ wird zum „Oval Office“ umgewidmet, wo wechselnde (Klang)-Kunstausstellungen geboten werden. Lesereihen, Gesprächsforen, Konzerte sowie ein breites Kinder- und Jugendtheater-Angebot zum Mitmachen kommen dazu.
Großes Fest zum 100. Geburtstag
Ein zentraler Punkt der Spielzeit ist der 100. Geburtstag des Schauspielhauses im Frühjahr 2019. Fürs Wochenende 13./14. April wird ein dickes Festpaket geschnürt, mit Sondervorstellungen, einer Gala, einem Tag der offenen Tür, Lesungen und vielen Momenten der Begegnung zwischen Theater, Stadt und Bürgern. Außer mit diesen Festtagen wird dem große Geburtstag mit einem eigenen Aufführung Rechnung getragen: „O, Augenblick“ heißt der Liederabend von Torsten Kindermann (Musik) und Tobias Staab (Text), der 100 Jahre Bochumer Ensembletheater unterhaltsam ins Gedächtnis ruft. Premiere am 22. Februar.
Der Vorverkauf für die neue Spielzeit beginnt am Samstag, 22. September.