Bochum. . Am früheren Wollschläger-Standort in Langendreer rücken Wissenschaft und Wirtschaft näher zusammen. 10,5 Millionen Euro hat die RUB investiert.

Die Ruhr-Uni wächst über den Campus hinaus. Wieder einmal. Sie ist schon in der Bochumer Innenstadt vertreten, sie wird dem Gewerbegebiet Mark 51/7 ihren Stempel aufdrücken. Und sie schickt sich jetzt an, in Langendreer den Brückenschlag von der alten zur neuen Industrie zu schlagen.

Am Dienstag hat sie am früheren Standort des ehemaligen Werkzeug-Großhändlers Wollschläger ihre neue Lern- und Forschungsfabrik (LFF) eröffnet. 10,5 Millionen Euro hat sich die Uni diesen Schritt in die Zukunft kosten lassen – 8 Millionen für den Kauf des Geländes samt Bürogebäude mit 2700 qm Fläche sowie 9000 qm Lager-, Experimentier- und Produktionsfläche sowie 2,5 Millionen Euro für den Aus- und Umbau der Immobilien.

Bessere Verknüpfung von Theorie und Praxis

Mit der LFF will der Lehrstuhl für Produktionssysteme als neuer Hausherr eine bessere Verknüpfung von theoretischer und praktischer Ausbildung schaffen. Sie will selbst entwickelte Produkte ebenso herstellen wie Auftragsarbeit erledigen sowie aus- und weiterbilden. Auch und gerade in Verbindung mit klein- und mittelständischen Unternehmen aus der Region. Lehrstuhl-Inhaber Prof. Bernd Kuhlenkötter erwartet, „dass wir das Studium deutlich attraktiver machen und vor allem deutlich qualifiziertere junge Leute in die Industrie entlassen“.

Rektor Prof. Dr. Axel Schölmerich: „Das übertrifft die bisherigen Möglichkeiten außerordentlich.“
Rektor Prof. Dr. Axel Schölmerich: „Das übertrifft die bisherigen Möglichkeiten außerordentlich.“ © Svenja Hanusch

Begeistert zeigt sich RUB-Rektor Axel Schölmerich: „Das übertrifft die bisherigen Möglichkeiten außerordentlich.“ Die 2008 gegründete „Fabrik“ auf dem Campus musste mit halb so viel Fläche auskommen und in ihren Anfängen unter Gründer Prof. Dieter Kreimeier wurde noch mit Lego-Modellen gearbeitet. Heute können 80 wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Mitarbeiter und die Studenten auf moderne Technik zurückgreifen.

Dabei arbeiten sie nicht nur für Wissenschaft, Lehre und Ausbildung. Produziert wird auch für die reale Wirtschaft. Mit Studenten und unter Produktionsdruck, wie Lehrstuhl-Chef Kuhlenkötter versichert. Er kam vor drei Jahren von der TU Dortmund und hat davor als Entwicklungsleiter bei ABB im Bereich Robotics gearbeitet.

Weg in die Industrie der Zukunft

Robotic gehört zu den weit verzweigten Aufgabengebieten der Lern- und Forschungsfabrik. Sie soll mit Ideen und Lösungen den Weg in die Zukunft, in die Industrie 4.0 mit Smart-Produkten, vernetzten Produktionsstätten und Zusammenarbeit von Mensch und Robotern weisen.

Student Trung Tran montiert in einer Mensch-Roboter-Kollaboration Flaschenverschlüsse.
Student Trung Tran montiert in einer Mensch-Roboter-Kollaboration Flaschenverschlüsse. © Svenja Hanusch

Für Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) ist die Lern- und Forschungsfabrik ein weiteres Beispiel dafür, dass Bochum keine Bange vor dem Wandel hat, ja ihn mittlerweile mehr als Chance denn als Risiko begreift. Die Eröffnung sei auch für die Stadt ein guter Tag. Sie ist verbunden mit dem Wunsch, aus der Uni mögen mehr Gründer hervorgehen und am Ende mehr Wissenschaftler und Arbeitsplätze als bislang „kleben bleiben“.

>>> INFO: Kompletter Lehrstuhl wird 2019 umziehen

2019 zieht der gesamte Lehrstuhl für Produktionssysteme nach Langendreer. Große Lehrveranstaltungen werden weiter an der Uni ausgerichtet, Master-Ausbildung und Praxis im neuen Domizil erledigt.


  • 2000 der 9000 qm Hallenfläche nutzt die LFF, der restliche Raum dient anderen Uni-Einrichtungen.