Bochum. Dr. Karl-Ludwig Elvers leitet die Münzsammlung der Uni. Sie wird digitalisiert und ins Internet gestellt. Spektakulärer Fund beim Uni-Bau.
Im April 1966 machten Bauarbeiter in Querenburg eine historisch bedeutende Entdeckung: Beim Bau der Ruhr-Uni fanden sie dort, wo sich heute die Gebäude GB und GC befinden, ein kleines Tongefäß mit 123 Münzen.
Dr. Karl-Ludwig Elvers (55), Althistoriker an der Universität, erzählt, die Münzen aus dem 15. Jahrhundert seien dort nicht einfach im Boden versenkt worden, denn Bochum war damals Kampfgebiet: „Jemand muss die Münzen eingegraben haben, damit sie nicht in die Hände von Plünderern fielen“. So kam es, dass über 500 Jahre später der Münzschatz von Querenburg in einem Tongefäß wiedergefunden wurde. Heute kann man den Schatzfund im Kunstmuseum der Ruhr-Uni bestaunen. Er ist Teil der riesigen Münzsammlung, für die Elvers als Leiter zuständig ist.
Sammlung umfasst 3300 Münzen
Der Herr der Münzen ist sichtlich stolz, dass er nun nach und nach alle Exemplare im Internet in die Datenbank des Netzwerks universitärer Münzsammlungen in Deutschland (Numid) einpflegt. Das sind nicht weniger als 3300 Stück.
Mit Hilfe von Robert Dulker, Fotograf des Archäologischen Instituts der Universität Münster, ist es Karl-Ludwig Elvers schon gelungen, etwa 120 Münzen in Hochauflösung und mit vielen Informationen in der Datenbank zu veröffentlichen. Er ist froh, den Fotografen für das Projekt gewonnen zu haben: „Robert Dulker ist ein echter Profi in Münzfotografie“. Die ältesten Münzen der Sammlung sind die kleinasischen Elektronmünzen aus dem 6. Jahrhundert vor Christus.
Mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen
Sie sind kaum so groß wie der Nagel eines Zeigefingers. „Diese Münzen würde man mit dem bloßen Auge irgendwo im Boden kaum erkennen. Glücklicherweise hat man die meisten der Geldstücke in kleinen Tongefäßen im Boden vergraben.“
Besonders schön und den heutigen Geldstücken schon etwas ähnlicher sind die sogenannten athenischen und seleukidischen Tetradrachmen, die schon weit über 2000 Jahre alt sind.
Die meisten Münzen der Ruhr-Uni stammen aus der Sammlung von Dr. Karl Welz, einem 1964 verstorbenen Altphilologen. Dieser sammelte Kunstwerke und Münzen. Nach seinem Tod bekamen die Archäologen der Ruhr-Uni die Kunstwerke, die Historiker erhielten 2800 Münzen. Im Laufe der Zeit kamen dann noch etwa 500 weitere Geldstücke dazu. Insgesamt also eine Sammlung mit 3300 Münzen, die wie weitere 30 Sammlungen von 28 Universitäten in Deutschland derzeit digitalisiert werden. Vor zwei Jahren hatte das Münzkabinett der staatlichen Museen zu Berlin dieses Projekt ins Leben gerufen.
Stammbaum mit Hilfe römischer Münzen
In der Kunstsammlung der Ruhr-Universität, die sich gegenüber des Audimax befindet, ist der Querenburger Schatz ausgestellt. Elvers hat außerdem einen Stammbaum mit Hilfe von römischen Münzen erstellt, auf denen die Köpfe der damaligen römischen Herrscher eingraviert sind. Der Stammbaum zeigt die römischen Kaiserdynastien.
Wie lange es noch dauert, bis sämtliche Münzen in hochauflösenden Fotos im Online-Netzwerk eingepflegt sein werden, steht noch nicht ganz fest. „Bis ich in Rente gehe, werden wir schon brauchen, also noch zehn Jahre“, schätzt Elvers.
>>Was das Projekt Numid bewirkt und leistet
Der deutschlandweite Forschungs- und Digitalisierungsverbund steht für weltweit einmalige, innovative Grundlagen- und Spitzenforschung im Bereich der universitären Numismatik.
Numid unterstützt universitäre Münzsammlungen in der Aufarbeitung ihrer Bestände, der digitalen Präsentation und der Verwertung für Forschung und Lehre.