Bochum. . Zum 18. Mal hat an der Ruhr-Uni das Teddybär-Krankenhaus stattgefunden. Kinder konnten am Dienstag ihre kranken Kuscheltiere vorbeibringen.

Im Wartezimmer des Hospitals für Kuscheltiere sitzen die Kinder mit ihren kleinen kuscheligen Patienten und warten darauf, aufgerufen zu werden. „Mein Teddy hat eine Platzwunde am Kopf“, erzählt die vierjährige Anna. „Ich hoffe die Ärzte können ihm helfen“. Heute übernehmen die Kinder die Rolle der elterlichen Begleitung.

Sie stehen ihren geliebten Kuscheltieren bei der Behandlung von Bauchschmerzen, Kopfweh und verstauchten Pfoten bei. Zum 18. Mal öffnet die Teddybären-Klinik an der Ruhr-Uni ihre Tore für die kranken Kuscheltiere. Am Dienstag von 370 Kindergartenkindern.

Offenheit als Maxime

Darius Baron, Medizin-Student im achten Semester, hat das Projekt diesmal mitorganisiert. „Der Besuch in der Teddybären-Klinik soll den Kindern die Angst vor den Leuten in den weißen Kitteln und generell vor Untersuchungen nehmen“, erklärt er. Die Kinder nehmen nur passiv an der Behandlung teil und sehen, wie die „Teddy Docs“ ihr geliebtes Kuscheltier behandeln.

Während der Operation müssen die Teddys natürlich beatmet werden.
Während der Operation müssen die Teddys natürlich beatmet werden. © Ingo Otto

Der Medizinstudent ist Experte für die „Problembären“: Tatsächlich gäbe es Kinder, deren Bären Krebs oder Syphilis haben. Manche Kuscheltiere wurden misshandelt. Auch für solche Fälle sind die Studenten vorbereitet. Im Voraus haben Baron und die anderen Experten Gespräche mit Psychiatern geführt, um auf solche Situationen vorbereitet zu sein: „Die Maxime des Teddybärkrankenhauses ist Offenheit. Daher wird jedes Kind und jeder Teddy ernst genommen. Geht es um schlimme Krankheiten führen wir intensive Gespräche mit den Kindern, um herauszufinden, wie es ausgerechnet auf diese Krankheiten kommt. Natürlich machen wir dann auch keine falschen Hoffnungen- mit Buchstabensuppe ist Krebs nicht geheilt“.

„Teddy Docs“ nähen Platzwunden

Nachdem eine erste Diagnose gestellt wurde kommen die Kuscheltiere und ihre Begleiter in die Radiologie oder in den Operationssaal. Im Voraus wurden dafür sogar Röntgenbilder gemalt. Im OP nähen die Studenten Platzwunden und kleben Pflaster auf. Zum Schluss erhalten die Kinder ein Rezept für ihre kuscheligen Freunde, das sie bei der Apotheke, einen Raum weiter, abgeben können. Dort erhalten die Kinder eine kleine Belohnung für die Behandlung, damit sie das positive Gefühl konditionieren. Die fünfjährige Sama ist nun wieder glücklich: „Meine Katze Minzi hatte Bauchschmerzen, aber jetzt ist alles wieder gut. Nur ein bisschen Fieber hat sie noch“

Bruno, der Organbär

Neben der Apotheke findet die „Teddy-Schulung“ statt. „Teddy Doc“ Claudio steht neben dem Skelett, um das die Kinder einen Stuhlkreis gebildet haben. „Diese ganzen Knochen hat jeder von euch in seinem Körper“, sagt er. Den Kindern ist das Staunen anzusehen. Alle stehen auf, um das Skelett zu berühren. Die Medizin-Studenten erklären den Vier- bis Sechsjährigen auf spielerische Art und Weise die Anatomie des Körpers. „Teddy Doc“ Vanessa hat Organbär Bruno auf dem Arm. Öffnet man seinen Bauch, sind alle Organe zu sehen. Alle Kinder erkennen das Herz und wissen, dass es Blut pumpt. „Ein Kind hat sogar schon mal erklärt was die Leber macht, da war ich sehr beeindruckt!“, erzählt Studentin Karin Brückner, die auch Organisatorin ist.

Studenten der Fachschaft Medizin untersuchen zusammen mit den Kindern Teddybären.
Studenten der Fachschaft Medizin untersuchen zusammen mit den Kindern Teddybären. © Ingo Otto

„Was sollte man denn am besten essen, damit der Bauch nicht weh tut?“, fragt Vanessa. „Obst und Gemüse!“, rufen die Kinder im Chor. Hierfür haben die Studenten kleine Obstspieße vorbereitet. Die Kinder sollen mit geschlossenen Augen erraten, ob es sich um Banane, Weintraube oder Apfel handelt. Die Bewegung spielt auch eine Rolle: Zusammen mit den Kindern tanzen die „Teddy Docs“ den „Flummi-Song“ mit den Kindern.

Natürlich sei das Projekt ein Profit für die Medizin-Studenten bei ihrer zukünftigen Arbeit mit Kindern im Berufsleben, so Baron. „Aber vor allem die Kinder profitieren, denn sie verlieren ihre Hemmschwelle gegenüber den Weißkitteln. Indem wir Vertrauen schaffen und Raum für Gefühle geben, egal ob es Freude oder Trauer ist, helfen wir, den Kindern zukünftige Arztbesuche zu erleichtern“.