Bochum. . Bis 2020 wähnten 723 Opelaner ihren Arbeitsplatz sicher. Forderungen der Muttergesellschaft PSA sorgen nun aber für erneute Verunsicherung.
Viele Jahre Unsicherheit liegen hinter ihnen. Mit der Eröffnung des neuen Warenverteilzentrums in Langendreer im Herbst 2017 wähnten sich 723 Opelaner erst einmal wieder in beruflicher Sicherheit. Aber kaum ein Jahr nach Inbetriebnahme der 60 Millionen Euro teuren Immobilie fühlen sich viele der Lagerspezialisten erinnert an frühere Zeiten.
Plötzlich steht ihr Standort, für den es eine sozialtarifvertragliche Garantie bis Ende 2020 gibt, womöglich zur Disposition. Unruhe macht Murat Yaman, Betriebsratsvorsitzender der Opel Group Warehousing GmbH, zwar noch nicht aus. „Aber eine gewisse Verunsicherung unter den Kollegen ist auf jeden Fall da“, sagt er.
Verantwortlich dafür sei die Botschaft des neuen Opel-Eigners PSA in Richtung Belegschaft. Sie lautet: Die Kosten für das nach dem IG-Metall-Tarif entlohnte Personal sind zu hoch. PSA strebt eine Bezahlung nach dem niedrigeren Logistik-Tarif an, bei dem die Opelaner deutliche Abstriche machen müssten.
Yaman fordert Zukunftskonzept
„Der Unterschied ist immens“, sagt Yaman – ungesagt steckt dahinter die Botschaft, ein Abrücken vom Tarifvertrag komme nicht in Frage. Zumal: „Es besteht kein Bedarf, über den Tarifvertrag und den Sozialtarifvertrag zu sprechen. Sie sind gültig.“ Und ohnehin sei in dieser Sache die IG Metall der Ansprechpartner. Yaman fordert derweil eine klare Stellungnahme des Unternehmens und ein Konzept zur Zukunft der Standorte – insbesondere für Bochum. Die bisherigen Äußerungen gäben noch „viel Raum für Interpretationen“. Seine Zielsetzung ist klar: Eine Bestandsgarantie für das Warenverteillager bis weit in die 2020er Jahre hinein.
Nun steht die Vermutung im Raum, die aufkommenden Gerüchte über ein Fortbestand der neuen Logistik-Drehscheibe für Europa in Langendreer könnte das Druckmittel in der Tarifdebatte sein. „Nur bei Verzicht auf Tarifbindung, alle Tariferhöhungen und dauerhaftes Unterschreiten des IG Metall-Flächentarifvertrages soll den Bochumer Beschäftigten eine positive Zukunftsprognose angeboten werden“, heißt es in einem Flugblatt des Opel-Betriebsrats.
Modernes Logistikgebäude wäre gut zu verkaufen
Bei den jüngsten Gesprächen in Rüsselsheim im Rahmen der Einigungsstelle hat der Vorstand Yamans Frage, ob PSA einen Projektauftrag für eine europaweite Lagerhaltung ohne Bochum in Auftrag gegeben habe, zwar verneint. Aber der Betriebsratsvorsitzende ist skeptisch, die Aussage würde anderslautenden Informationen von Managern widersprechen.
Derweil fragen sich Beobachter, ob die Opel-Muttergesellschaft PSA ein gerade erst fertiggestelltes Lager wie das in Langendreer wieder schließen könnte. Eigentlich kaum denkbar. Aber in der Branche heißt es, es sei einfacher, ein modernes Logistikgebäude zu verkaufen oder zu vermieten als ein älteres. Zum nächsten Treffen der Einigungsstelle Ende Mai will PSA angeblich Details zu den Planungen für Bochum und überhaupt die Warenteillager-Strategie erörtern.