Bochum. In der Bochumer Innenstadt ist ein Streit um einen „Escape Room“ entbrannt. Eine Mieterin klagt über extremen Lärm. Ein Gutachter war vor Ort.
„Wir haben uns hier einen Traum erfüllt“, sagen die Gesellschafter im Erdgeschoss. „Das ist ein Albtraum!“, wettert eine Mieterin im Obergeschoss. Um die „Locked“-Halle am Südring ist ein heftiger Streit entbrannt. Stadt und Vermieter wollen schlichten.
Es sind die Spielhallen der Neuzeit: In so genannten Escape-Rooms werden Gruppen in einen Raum eingeschlossen. Innerhalb einer Stunde müssen sie versuchen, sich zu befreien. Durch das Lösen von Rätseln und Aufgaben. Durch kluges Kombinieren.
Umbau mit viel Geld erfolgt
2015 eröffneten Yasin Karapinar (30), Viktor Huhn (31) und Stephan Langhoff (30) die erste Halle an der Viktoriastraße. Name: „Locked“ (deutsch: verschlossen). Im Dezember 2017 folgte ein zweiter Standort am Südring, wo die ehemaligen Maschinenbau-Studenten einen Fußpflegesalon „mit viel Arbeit und Geld“ zu stilisierten Schiffskajüten umbauten, in denen bis zu sieben Spürnasen einen Fluch besiegen müssen, um dem Untergang zu entrinnen.
Als täglichen Fluch begreift eine Hausbewohnerin die Abenteuer-Touren. „Unerträglich, nervtötend und gesundheitsschädlich“ sei der Lärm, der von den „Locked“-Besatzungen ausgehe, heißt es in Briefen, die die Mieterin u.a. an die Stadt, den Mieterverein, die Polizei und die WAZ geschrieben hat. Ein Anwalt ist eingeschaltet. Von „Psychoterror“ ist die Rede, unter dem das gesamte Haus leide.
Gutachter war diese Woche vor Ort
Vorwürfe, die die Betreiber energisch zurückweisen. „Lärm hat es hier allenfalls während des Umbaus gegeben. Während der Spielphasen hält sich der Geräuschpegel absolut in Grenzen. Von einer Belästigung für die Hausgemeinschaft kann keine Rede sein“, bekräftigen Yasin Karapinar, Viktor Huhn und Stephan Langhoff im WAZ-Gespräch und verweisen auf die Baugenehmigung der Stadt.
Gleichwohl hat das Trio nach Gesprächen mit dem Umweltamt ein Schallschutzgutachten in Auftrag gegeben und finanziert. „2300 Euro hat uns das gekostet.“ Am Dienstag war der Gutachter im Haus. „Sollte es Überschreitungen der Grenzwerte geben, werden wir selbstverständlich aktiv“, kündigt Karapinar an. So soll ein Sandsack, der beim Spiel zu Boden fällt, mit Schaumstoff ummantelt werden. Ein Stahlrad wurde bereits entfernt. Für die Mieterin nicht genug: Sie fordert das Aus für „Locked“.
Die Stadt sei auf einen Ausgleich der Interessen bedacht, erklärt Sprecher Peter van Dyk. Zu prüfen sei u.a. die Musikbeschallung, wenn das Gutachten in 14 Tagen vorliege. Der gute Wille der Betreiber sei aber erkennbar. Auch die LEG als Hausbesitzer stellt sich nach einer ersten Lärm-Untersuchung hinter „Locked“, kündigt aber „klärende Gespräche“ mit der Mieterin an. Die gibt sich zuversichtlich: „Der Gutachter war in meiner Wohnung und hat mir anhand der Werte schon gesagt, dass es unten zu laut ist.“ Es bleibt spannend im „Escape-Room“.
>>> 20 000 Besucher pro Jahr
20 000 Besucher pro Jahr gehen nach Angaben der Betreiber auf Abenteuertour in den „Locked“-Themenräumen an der Viktoriastraße und am Südring (ab 19 Euro) – darunter immer mehr Firmen, die das Angebot als „Teambuilding“ begreifen. In Bochum haben inzwischen mehrere Mitbewerber eröffnet, vor allem im Bereich der City.