Bochum. . Bochum will das Baden in der Ruhr vorantreiben. Essener Erfahrungswerte sollen helfen. Im Weg steht ein Streit zwischen Angel- und Schwimmverein.

Bald könnte wieder möglich sein, was seit 50 Jahren verboten ist: das Schwimmen in der Ruhr. Am 25. Januar treffen sich Vertreter der Stadtverwaltung mit der Interessengemeinschaft „Baden in der Ruhr“, um Tipps einzuholen. Die IG hatte sich für die Eröffnung der Badestelle am Baldeneysee in Essen eingesetzt. Seit Mai vergangenen Jahres kann dort wieder geschwommen werden.

© Karsten Römhild

„Wir wollen Erkenntnisse aus den Erfahrungen der Essener ziehen“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Die Stadt erwarte sich richtungsweisende Aussagen, um „konkretisierende Zeitpläne zu erstellen“. Der Rat hatte im Juli 2017 dem Antrag der rot-grünen Koalition zugestimmt, das Baden in der Ruhr, zum Beispiel in der ehemaligen Flussbadeanstalt in Dahlhausen, zu prüfen.

In Essen ein großer Erfolg

Zu dem Treffen in Essen sind auch Vertreter der Städte Mülheim und Witten eingeladen. „Die Interessengemeinschaft, zu der auch zahlreiche Akteure der Stadverwaltung gehören, wird darüber berichten, wie wir diese Badestelle eingerichtet haben“, sagt die Essener Stadtsprecherin Silke Lenz. „Natürlich ist das auch für andere Städte interessant.“

In Essen war das Wiederbeleben des Badens in der Ruhr ein Erfolg: 7700 Gäste kamen im vergangenen Jahr an die neu eingerichtete Schwimmstelle. Es gab keinerlei Gefahren- oder Sicherheitsprobleme. Allerdings wurde sehr restriktiv in Sachen Wasserqualität agiert: An 78 Tagen hat das installierte Frühwarnsystem angeschlagen und die Stadt Essen ein Badeverbot ausgesprochen. An 47 Tagen konnten die Gäste in den Baldeneysee springen.

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Vereine müssen Streitigkeiten beilegen

Gespräche führt die Stadt Bochum auch mit dem Ruhrverband, dem Regionalverband Ruhr, dem DLRG – und mit dem Linden-Dahlhauser Schwimmverein (LDSV). Denn der möchte auf seinem Gelände die Alte Flussbadeanstalt wieder in Betrieb nehmen.

Dem im Weg steht allerdings eine Fehde, die der Schwimmverein mit dem Angelverein „Ruhr“-Bochum-Linden-Dahlhausen austrägt. Ein Abschnitt der Zufahrt zum LDSV-Vereinsheim gehört den Anglern. Weil die sich gestört fühlen von gewerblichen Boots-Verleihern, haben sie Pfosten im Boden verankert und damit die Zufahrt verengt.

© Olaf Fuhrmann

Das behindert auch den Schwimmverein. Der will das Vereinsheim kaufen, das noch im Besitz der Stadt ist. Allerdings braucht es dafür eine Einigung mit dem Angelverein. „Wir werden uns kein Haus ans Bein binden, zu dem wir keine Zufahrt haben“, sagt Schwimmvereinssprecher Uwe Labudda. Der Kauf ist bereits in die Wege geleitet, unterschrieben hat der LDSV allerdings noch nicht.

Schwimmer hoffen auf Engagement der Stadt

Rüdiger Kirste, 1. Vorsitzender des Angelvereins, stellt klar: „Wir haben nichts gegen den Schwimmverein.“ Lediglich die Kommunikation laufe schief. Im Februar soll nun ein klärendes Gespräch zwischen den Vereinen stattfinden. Rüdiger Kirste zeigt sich versöhnlich: „Von mir aus kann gerne in der Ruhr gebadet werden. Das würde den Stadtteil wiederbeleben.“

Bis es soweit ist, will der LDSV sein Vereinsheim und den dazugehörigen Gastraum renovieren. Umkleiden und Sanitäranlagen müssten eingerichtet werden. Uwe Labudda hofft bei der Planung auch auf das Engagement der Stadt: „Für Bochum wäre die Flussbadeanstalt ein schönes Aushängeschild.“

>>> INFO: Frühwarnsystem zur Wasserqualität-Prüfung

Das Forschungsprojekt „Sichere Ruhr“ hat für den Baldeneysee ein Frühwarnsystem entwickelt, das die Wasserqualität prüft.


  • Aus dem Projekt entstand ein Handlungsleitfaden zur Einrichtung eines Flussbadegewässers.

  • Geklärt werden muss, ob die Messwerte auch in Bochum genutzt werden können. Das würde Zeit und Geld sparen.


  • Baden in der Ruhr

    Die Archivaufnahme der Stadt Bochum zeigt die Flussbadeanstalt vor 1968.
    Die Archivaufnahme der Stadt Bochum zeigt die Flussbadeanstalt vor 1968. © Stadt Bochum
    Bis zu ihrer Schließung in den 60er Jahren führte von der Flussbadeanstalt eine Brücke hinüber zur Insel.
    Bis zu ihrer Schließung in den 60er Jahren führte von der Flussbadeanstalt eine Brücke hinüber zur Insel. © Stadt Bochum
    Der Pontonsteg im Bild soll nach Plänen des LDSV leicht zurückgebaut und geöffnet werden. Links davon könnte dann wieder geschwommen werden. Das Grundstück rechts gehört der Stadt.
    Der Pontonsteg im Bild soll nach Plänen des LDSV leicht zurückgebaut und geöffnet werden. Links davon könnte dann wieder geschwommen werden. Das Grundstück rechts gehört der Stadt. © Ingo Otto
    So sieht die Badestelle heute von oben aus.
    So sieht die Badestelle heute von oben aus. © Olaf Fuhrmann
    Die Badeanstalt in Dahlhausen. Männer und Jungen possieren für das Foto. Im Vordergrund die Ruhr, im Hintergrund Dahlhausen, auf dem unteren Bild der Bahnhof Dahlhausen mit Wasserturm, Aufnahme von 1919
    Die Badeanstalt in Dahlhausen. Männer und Jungen possieren für das Foto. Im Vordergrund die Ruhr, im Hintergrund Dahlhausen, auf dem unteren Bild der Bahnhof Dahlhausen mit Wasserturm, Aufnahme von 1919 © Stadt Bochum
    Die Burg Horkenstein im Hintergrund der Flussbadeanstalt steht heute nicht mehr.
    Die Burg Horkenstein im Hintergrund der Flussbadeanstalt steht heute nicht mehr. © Stadt Bochum
    Vor ihrer Schließung nutzte der LSDV die Flussbadeanstalt als Wettkampfstätte. Es gab dort ein 50-Meter-Becken.
    Vor ihrer Schließung nutzte der LSDV die Flussbadeanstalt als Wettkampfstätte. Es gab dort ein 50-Meter-Becken. © Stadt Bochum
    Aktuell dürfen die Mitglieder des Linden-Dahlhauser Schwimmvereins das Grundstück an der Ruhr nutzen und auch dort baden gehen. Deniz Dogan und Henrick Hermann vom LDSV nutzen das gerne.
    Aktuell dürfen die Mitglieder des Linden-Dahlhauser Schwimmvereins das Grundstück an der Ruhr nutzen und auch dort baden gehen. Deniz Dogan und Henrick Hermann vom LDSV nutzen das gerne. © Ingo Otto
    Die Strömung am Wehr ist nicht so stark, dass man hinüber gezogen wird.
    Die Strömung am Wehr ist nicht so stark, dass man hinüber gezogen wird. © Olaf Fuhrmann
    Eine alte Postkarte mit Blick auf Dahlhausen.
    Eine alte Postkarte mit Blick auf Dahlhausen. © Stadt Bochum
    Der Blick aus der Luft auf die Flussbadeanstalt, gut zu erkennen das Wehr und die Eisenbahnschienen im Hintergrund.
    Der Blick aus der Luft auf die Flussbadeanstalt, gut zu erkennen das Wehr und die Eisenbahnschienen im Hintergrund. © Stadt Bochum
    In Dahlhausen erstreckt sich die Ruhr in die Breite.
    In Dahlhausen erstreckt sich die Ruhr in die Breite. © Olaf Fuhrmann
    Auch heute noch gibt es das Wehr an der Dahlhauser Ruhr. Auf diesem Bild aus den 50er Jahren sieht man die Startblöcke im hinteren Bildabschnitt. Damals gab es noch eine 50-Meter-Bahn, die vom LDSV als Wettkampfstätte genutzt wurde.
    Auch heute noch gibt es das Wehr an der Dahlhauser Ruhr. Auf diesem Bild aus den 50er Jahren sieht man die Startblöcke im hinteren Bildabschnitt. Damals gab es noch eine 50-Meter-Bahn, die vom LDSV als Wettkampfstätte genutzt wurde. © Karsten Römhild
    Nach dem Zweiten Weltkrieg baute der LDSV das Vereinsheim auf.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg baute der LDSV das Vereinsheim auf. © Karsten Römhild
    Vorher stand an der Stelle nur ein Bootsschuppen.
    Vorher stand an der Stelle nur ein Bootsschuppen. © Karsten Römhild
    Links befand sich die Bademeisterwohnung, rechts das Café des Schwimmvereins.
    Links befand sich die Bademeisterwohnung, rechts das Café des Schwimmvereins. © Karsten Römhild
    Das Café wurde von Luzi Römhild betrieben, der Frau von Bademeister Hans Römhild.
    Das Café wurde von Luzi Römhild betrieben, der Frau von Bademeister Hans Römhild. © Karsten Römhild
    Hans Römhild war 30 Jahre lang Bademeister in Bochum, davon 17 Jahre im alten Flußbad, das er 1946 neu mit aufbaute.
    Hans Römhild war 30 Jahre lang Bademeister in Bochum, davon 17 Jahre im alten Flußbad, das er 1946 neu mit aufbaute. © Karsten Römhild
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