Bochum. . Der Linden-Dahlhauser Schwimmverein will sich dafür einsetzen, dass wieder in der Ruhr in Bochum gebadet werden kann. Politik steht dahinter.
- Nach mehr als 50 Jahren könnte bald wieder in der Flussbadeanstalt in Dahlhausen geschwommen werden
- Rot-grüne Fraktion stellt Antrag im Rat. Verwaltung soll sich mit Initiativen zusammensetzen und prüfen
- Schwimmverein will Sanitäranlagen sanieren und bessere Parkmöglichkeiten schaffen
Was seit diesem Jahr am Baldeneysee in Essen möglich ist, könnte auch bald in Bochum wieder klappen: das Baden in der Ruhr. Der Linden-Dahlhauser Schwimmverein hat eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich zum Ziel setzt, die Alte Flussbadeanstalt in Dahlhausen wieder in Betrieb zu nehmen.
„Wenn es nach mir geht, können wir schon nächstes Jahr hier schwimmen“, sagt der sportliche Leiter des Vereins, Uwe Labudda. „Aber realistisch ist es vermutlich erst in zwei Jahren möglich.“ Denn bis das Schwimmbad, das 1968 geschlossen wurde, wieder eröffnen kann, müssen zahlreiche Voraussetzungen geschaffen werden. Zwei wichtige Aspekte sind die Überprüfung der Wasserqualität und die Infrastruktur vor Ort.
Verhandlungen mit der Stadt über Eigentum
Das Forschungsprojekt „Sichere Ruhr“ hatte im Vorfeld der Eröffnung der Badestelle am Seaside Beach in Essen drei Jahre lang die Wasserqualität in der Ruhr geprüft. Ein Frühwarnsystem ist nun eingerichtet, um kurzfristige Verschmutzungen zu erkennen. „Wir hoffen, dass wir diese Daten mitbenutzen dürfen“, sagt Labudda. So müsste das Wasser nicht nochmal eigeninitiativ geprüft werden – das spart Zeit und Geld.
Zudem steht der Schwimmverein in Verhandlungen mit der Stadt. Die ist noch Eigentümer des Vereinheims und des Großteils des Geländes. Der Verein pachtet derzeit, will das Grundstück aber wieder übernehmen. „Der Abschluss der Verhandlungen ist nur noch Formsache“, bestätigt Ingbert Ridder, Leiter des Liegenschaftsamtes. Anschließend wird der Verein investieren:
So müssen unter anderem die sanitären Anlagen saniert werden, die zwar vorhanden, aber in schlechtem Zustand sind. Auch die Parkplätze reichen derzeit nicht aus für Publikumsverkehr. Nun will der Schwimmverein sich erst einmal mit den unmittelbar Betroffenen zusammensetzen, das heißt mit dem DLRG und dem Verein „Freunde des Südbades“. „Wir wollen dem Südbad nicht das Wasser abgraben“, betont Labudda.
Die Insel ist heute ein Naturschutzgebiet
Auch von politischer Seite bekommt die Initiative Rückendeckung. Die rot-grüne Ratsfraktion stellt kommenden Donnerstag einen Antrag, in dem sie die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob das Baden in der Ruhr wieder gefahrlos möglich ist. „Es ist nur von Vorteil, wenn es Schwimmbademöglichkeiten gibt“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Reinirkens, der auch Vorsitzender der Freunde des Südbades ist. „Die Flussbadeanstalt ist keine Konkurrenz für das Südbad“.
1921, als die Flussbadeanstalt eröffnet wurde, konnte auch die vorgelagerte Insel mitgenutzt werden. Diese ist jetzt jedoch mit Bäumen zugewachsen und unterliegt zudem dem Landschaftsschutz. Reinirkens schlägt vor: „Vielleicht gibt es die Möglichkeit, künstlich eine Liegefläche in der Ruhr aufzuschütten.“
Der anliegende Campingplatz Wasserfreunde Ruhrmühle begrüßt den Vorstoß des Schwimmvereins. „Es würde uns sehr freuen, wenn das klappt“, sagt der Vorsitzende Harry Bormann. Seine Gäste gingen ohnehin in die Ruhr baden, auch wenn das eigentlich nicht erlaubt ist. „Uns würde das sicherlich auch mehr Zulauf bringen.“
Leser können Erinnerungen und Fotos schicken
Im Jahr 1921 wurde der Linden-Dahlhauser Schwimmverein gegründetund damit auch die Flussbadeanstalt. Zunächst wurde sie nur von Vereinmitgliedern genutzt. In der Nazi-Zeit übernahm die Stadt den Betrieb.
1966 fand der letzte Badebetrieb statt. 1967 war die Wasserqualität zu schlecht und mit der Eröffnung des Südbades in Linden schloss die Badeanstalt komplett.
Waren Sie selbst einmal früher in der Badeanstalt schwimmen? Schcken Sie uns gern ihre schönsten Erinnerungen oder auch Fotos an
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>>>Kommentar: Bochum wird attraktiver
Das Baden in der Natur ist ein besonderes Erlebnis. Keine Frage, gepflegte Freibäder mit Spielmöglichkeiten für die Kinder sind wichtig. Aber wir sollten auch die Ruhr, die unser Stadtleben so prägt und verbessert, die Teil der Identität der Revierstädte ist, aktiv nutzen dürfen.
Man muss allerdings hoffen, dass die Flussbadeanstalt freier gestaltet ist als der Badebereich am Baldeneysee. Dass man sich dort eine Abkühlung holen kann, ist wunderbar. Aber zum Schwimmen eignen sich die kleinen Flächen zwischen den drei Stegen kaum. Bademeister suggerieren Sicherheit und sorgen dafür, dass niemand die Absperrungen durchschwimmt. Ein Naturgewässer birgt allerdings Gefahren, die nie völlig gebannt werden können.
Wenn in Dahlhausen aber die Flussbadeanstalt eine ähnliche Anmutung bekommt, wie sie auf den historischen Aufnahmen erahnbar ist, kann es nur gut werden. Viel Platz im Wasser, viel Natur und eventuell eine aufgeschüttete Insel – das wäre ein Gewinn für die Bochumer und für die Stadt Bochum, die damit ihre Attraktivität enorm steigern würde.