Bochum. . Weiterführende Schulen öffnen ihre Türen, um sich Viertklässlern zu präsentieren. Wir haben die WAZ-Familie ans Schiller-Gymnasium begleitet.

Donnerstagnachmittag, kurz nach fünf. Die Aula der Schiller-Schule ist brechend voll, und noch immer drängen Nachzügler durch die Türen: Mütter und Väter mit ihren Töchtern und Söhnen. Der Tag der offenen Tür – er ist für viele ein Pflichttermin.

Wie formuliert es der Direktor der Schiller-Schule, Hans-Georg Rinke, in seiner Begrüßung? Der Schulwechsel sei wie ein Umzug: Vorher schaue man sich alle Orte, die zur Auswahl stehen, genau an.

Auch Susan und Hannes Kuriewicz sitzen mit Viertklässler Bryan und ihrem Jüngsten, Leo, im Publikum. Das Neue Gymnasium haben sie bereits besucht, es hat mächtig Eindruck hinterlassen. Nun also ist die Schiller-Schule dran.

„Bis ihr eingeschult werdet, werden wir alle Klassenräume renovieren“

Mit ihren Lichterketten und dem Weihnachtsmann an der Fassade, den großen alten Holztüren, dem Geruch nach gebrannten Mandeln, die ältere Schüler in der Eingangshalle verteilen, wirkt die Schule gemütlich, beinahe familiär.

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Von Gianna Schlosser und Jürgen Stahl

Im Dunkel des Novembernachmittags überstrahlt dieser Eindruck die Container, die auf dem Schulhof stehen – wenngleich ein paar Viertklässler bei ihrem Anblick halb fasziniert, halb verunsichert fragen: „Sind das Klassenräume?“ Ja, sind es. Und Schulleiter Rinke verkehrt diesen kleinen Makel sogleich ins Gegenteil: „Bis ihr eingeschult werdet“, verspricht er den Viertklässlern, „werden wir alle Klassenräume renovieren.“

In Gruppen geht es durch das Schulgebäude

Nach der Begrüßung werden die Familien in Gruppen durchs Gebäude gelotst. Für Bryan geht es als erstes in die Streicherklasse. Dort darf jedes Kind ein Streichinstrument zur Hand nehmen und ein paar Saiten zupfen. Dank der Klavierbegleitung einer Lehrerin entsteht so innerhalb weniger Minuten ein passables Musikstückchen. Selige Blicke bei vielen Eltern.

Hannes und Susan nutzen den Tag der offenen Tür, um sich ein Bild vom Angebot der Schule zu machen. Für Leo liegt das Thema Schule noch in weiter Ferne.
Hannes und Susan nutzen den Tag der offenen Tür, um sich ein Bild vom Angebot der Schule zu machen. Für Leo liegt das Thema Schule noch in weiter Ferne.

Bryan macht konzentriert mit, doch er und die Geige werden vermutlich keine Freunde: „Nee, wir sind nicht so musikalisch“, sagt der 10-Jährige und reibt sich den schmerzenden Daumen. Was ihn vor allem interessiert, ist das Sprachangebot: „Ich möchte am liebsten in eine bilinguale Klasse.“ Ein Angebot, das er am Neuen Gymnasium kennengelernt hat.

Auch die Eltern sehen die Stärken ihres mittleren Sohnes im sprachlichen Bereich. Englisch steht als erste Fremdsprache fest, ob dann Latein oder doch besser Französisch folgen soll – das müssen Sohn und Eltern noch ausdiskutieren. Aber das hat Zeit. An der Schiller-Schule sind sie jedenfalls vom „wunderbaren Spanischlehrer“ begeistert, der mit den Gästen Weihnachtslieder auf Spanisch, Englisch und Französisch singt.

Begleitung in den ersten Wochen

Für Susan und Hannes ist bei der Entscheidung neben Sprach- und Lernförderangeboten vor allem wichtig: Fühlt sich Bryan gut aufgehoben? Wird man ihn in den ersten Wochen begleiten, um den Übergang zu erleichtern?

Am Neuen Gymnasium war die Familie zutiefst beeindruckt von der modernen Ausstattung, den neuen Räumen, den vielfältigen Möglichkeiten. „Die Lehrer haben sich viel Zeit genommen“, erzählt Susan. Andererseits aber fühlten sich die Kuriewicz’ auch etwas allein gelassen mit einem Wust an Informationen. An der Schiller-Schule ist das nun anders: „Wir finden es super, dass man durch die verschiedenen Stationen geleitet wird.“

Schon bevor das Programm gegen halb acht zu Ende geht, zeichnet sich bei der Familie eine Entscheidung ab: Eigentlich wollten sie sich noch eine dritte Schule anschauen, aber vermutlich wird das nicht mehr nötig sein. Die Schiller-Schule hat einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen: Das Bauchgefühl stimmt einfach. „Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass wir angenommen werden.“

Die Anmeldephase startet im Februar 

In Bochum können Viertklässler und ihre Eltern zwischen 24 weiterführenden öffentlichen Schulen wählen: zehn Gymnasien, fünf Gesamtschulen, zwei Sekundarschulen, fünf Realschulen und zwei Hauptschulen. Hinzu kommen acht Förderschulen sowie vier Privatschulen.

Im Schuljahr 2017/18 entschieden sich von 2452 Viertklässlern 41,6 Prozent (1019) für ein Gymnasium. Das Neue Gymnasium und die Schiller-Schule mussten 14 Kinder ablehnen. 20,6 Prozent (505) wechselten von der Grund- auf die Realschule, 26,4 Prozent (648) gingen auf eine Gesamtschule.

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Auch einzelne Real- und Gesamtschulen hatten mehr Anmeldungen als freie Plätze. Für Sekundarschulen und die Gemeinschaftsschule (die mit Beginn des Schuljahres 2018/2019 zur Gesamtschule wird) entschieden sich 8,4 Prozent (206). Die Hauptschulen nahmen 74 Kinder auf.

Schulform-Empfehlungen auch in diesem Jahr verschickt

Auch in diesem Jahr haben die Eltern Empfehlungen für die Wahl der Schulform erhalten. Bindend sind diese allerdings nicht. Zwischen dem 19. und dem 21. Februar müssen Eltern den Anmeldeschein und eine Kopie des Halbjahreszeugnisses an der ausgewählten Schule abgeben. Eine Anmeldung ist nur an einer einzigen Schule möglich. Gibt es mehr Anmeldungen als Plätze, entscheiden die Schulleiter nach bestimmten Kriterien.

Dazu gehört zum Beispiel, ob bereits ein Geschwisterkind die Schule besucht. Notfalls kommt das Losverfahren zum Einsatz. Im März bekommen Familien Bescheid, ob sie einen Platz an der gewünschten Schule erhalten. Wer abgelehnt wird, erhält gleichzeitig die Information, welche Schule noch freie Kapazitäten hat.