Bochum. . Eine Anwohnerin in Hamme packt selbst an, um ihr Viertel schöner zu machen. Blühende Beete auf Gehwegen trotzen dem Grau und setzen Farbtupfer.

  • Das gibt’s nicht oft: Eine Anwohnerin verschönert unentgeltlich und in Eigenregie ihr Viertel
  • Melanie Hundt hat in Hamme mehrere Beete auf Baumscheiben und Gehwegen angelegt
  • Ihr schönster Lohn: Ihre Arbeit findet Nachahmer, die ersten Nachbarn folgen ihrem Vorbild

Eine Frage wird Melanie Hundt immer wieder gestellt: „Was kriegen Sie denn dafür?“ Schon erstaunlich, grübelt die 44-Jährige. „Offenbar glaubt kaum noch jemand, dass man sich auch ohne Bezahlung für die Gemeinschaft engagieren kann.“ Melanie Hundt tut genau das. Seit einem Jahr lässt die Anwohnerin in Hamme ihr Umfeld erblühen. Mit Genehmigung der Stadt. Ganz ohne Geld. Allein des schönen Anblicks wegen. Und: „Um Nachahmer zu finden.“

Weiße Hortensien und rote Erika, garniert mit Kieselsteinen: Liebe zur Natur atmen die Inseln, die Melanie Hundt inmitten ihres Viertels geschaffen hat. Seit 2016 lebt die Frührentnerin an der Richard-straße. Typische Hammer Tristesse. Viel Grau. Kaum Grün. Und wenn, dann in Form wild sprießender Gräser am Gehweg. In den Nebenstraßen ebenso wie an der dicht befahrenen Dorstener Straße.

Eingekauft wird im Baumarkt

Mehrfach täglich geht Melanie Hundt mit ihrem Vierbeiner Paula Gassi. „Ich habe mich oft darüber geärgert, wie ungepflegt alles ist“, sagt sie – und belässt es nicht beim Meckern. Sie hat zwar wenig Geld. Aber Zeit, einen grünen Daumen und große Lust, ihr Quartier aufzuhübschen. Im Rathaus besorgte sie sich einen „Gestattungsvertrag“, der es erlaubt, städtische Flächen zu beackern.

An der Dorstener Straße/Richardstraße hat Melanie Hundt ihr größtes Beet aufbereitet. Die Pflanzen und Deko-Elemente schafft sie aus dem Baumarkt herbei.
An der Dorstener Straße/Richardstraße hat Melanie Hundt ihr größtes Beet aufbereitet. Die Pflanzen und Deko-Elemente schafft sie aus dem Baumarkt herbei. © Ingo Otto

Auf der Richardstraße gestaltete sie Anfang des Jahres die erste verwahrloste Baumscheibe. Blümchen, Erde, Randsteine: Alles besorgt sich Melanie Hundt in einem Baumarkt an der Hofsteder Straße. Zu Fuß. Denn ein Auto besitzt sie nicht. „Ist anstrengend“, sagt sie. „Aber ich mach’s gern.“

Als ihr erstes Werk unweit ihrer Wohnung vollendet war, kamen die ersten Zweifler. „Das überlebt hier keine Woche!“, unkten Anwohner. Von wegen. Das gärtnerische Kleinod besteht bis heute, unbehelligt von Randalierern.

Das machte Mut, die Arbeit fortzusetzen. Inzwischen hat Melanie Hundt drei Beete angelegt (verzierte Baumstümpfe nicht eingerechnet) und liebevoll bepflanzt. Wie dahindrapierte Farbtupfer wirken sie in dem sonst wenig beschaulichen Quartier. An der Einmündung Richard-/Dorstener Straße ist ihr auf gut 20 Quadratmetern ein fast schon künstlerischer Hingucker gelungen. Eine angrenzende, schäbige Grasfläche vor einem Versicherungsbüro an der Dorstener Straße hat sie sich für ihr neues Umweltprojekt ausgeguckt.

Inzwischen finden sich Nachahmer

Ihr unentgeltlicher Einsatz ist für Melanie Hundt „nicht der Rede wert“. Klar: Die Anlage der Beete macht Arbeit. Aber: Die Pflege erfordere keinen großen Aufwand. „Wenn ich mit Paula unterwegs bin, nehme ich einfach eine Gießkanne mit.“ Wirklich wichtig sei, dass der Ortsteil schöner werde – und damit die Verbundenheit der Bewohner mit „ihrem“ Hamme.

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„Ich erhalte inzwischen viel Zuspruch“, freut sich Melanie Hundt. Ihr schönster Lohn: Vor einiger Zeit haben sich weitere Anwohner der Richardstraße daran gemacht, eine Baumscheibe nach ihrem Vorbild zu bepflanzen. „Das ist es, was mich glücklich macht“, sagt Melanie Hundt. Auch ganz ohne Geld.

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  • Radinka Vetrih haben wir den heutigen Bericht über Melanie Hundt zu verdanken. Seit Monaten bewundert die rührige Chefin der Post-Agentur an der Dorstener Straße das Engagement ihrer Kundin. Ob das eine gute Nachricht in der WAZ wert sei? Aber klar doch!

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