Bochum. . Bei einem Gottesdienst in der Bochumer Autobahnkirche wurde der Opfer im Straßenverkehr gedacht. Auch die Helfer finden dabei Trost im Glauben.
- Bei einem Gottesdienst in der Bochumer Autobahnkirche wurde der Opfer im Straßenverkehr gedacht
- Sechs Menschen kamen seit der letzten Messe 2016 im Polizeibezirk Bochum ums Leben
- Die Besinnung auf den Glauben ist auch für die Helfer bei den Rettungsdiensten wichtig
Das Warum wird immer quälen. Warum lag Dennis am frühen Morgen des 3. Oktober auf den Gleisen der Dorstener Straße? Warum musste sein junges Leben unter einer Straßenbahn enden? Warum müssen Familie, Freunde, Schul- und Fußballkameraden um den 18-Jährigen, der alsbald studieren wollte, trauern? Antworten hat auch Pfarrer Hajo Witte nicht parat. Gewiss indes ist für den Notfallseelsorger eines: Gott spendet Trost. So wie am Samstagabend in der Epiphanias-Kirche in Hamme.
In der Autobahnkirche Ruhr, unweit der Stelle, an der Dennis einen Monat zuvor so grausam aus dem Leben gerissen wurde, erinnerte ein Gottesdienst an die Opfer im Straßenverkehr. „Ich lasse dich nicht im Stich“, lautet das Leitwort der Messe. An jedem ersten Samstag im November wird sie gefeiert. Seit sieben Jahren.
Angehörige, Freunde, Kollegen, Wegbegleiter von Unfallopfern kommen zusammen, um mit denen gemeinsam zu gedenken, die als Hauptamtliche und Ehrenamtler zwar professionell ausgebildet sind, ob des Unfassbaren aber allzu oft selbst in Schmerz, Rat- und Fassungslosigkeit versinken: Polizisten, Rettungssanitäter, Notfallhelfer.
Kreuze als Erinnerung und Mahnung
17 Holzkreuze stehen vor der Kirche direkt an der A40. Als Mahnmal. Als Zeichen der Trauer um geliebte Menschen, die auf Straßen und Autobahnen ihr Leben verloren haben. Kerzen flackern im Abendwind.
Der Verkehr auf der Dorstener Straße dröhnt unablässig, während die Besucher bei Glockengeläut, Posaunenklängen und Nieselregen vor die Kreuze treten, innehalten, derer gedenken, die nicht mehr bei ihnen, bei uns sind.
Sechs Menschen sind seit dem letzten Gottesdienst vor einem Jahr im Polizeibezirk Bochum im Straßenverkehr gestorben, listet Hajo Witte auf. Senioren ebenso wie Jugendliche. Trauer kennt kein Alter.
Auch für Helfer ein wichtiger Moment
Und auch keine Stadtgrenzen. Bewusst nimmt der Seelsorger auch die beiden Bochumer ins Gebet auf, die im Sommer bei einem Motorradunfall in Lünen starben. Der 20-jährige Fahrer und seine Beifahrerin (19) waren ausgangs einer Bundesstraße gegen einen Mast geprallt. „Ruht in Frieden, Lea und Stefan“, war dort wenig später auf einem Zettel zu lesen.
Unermesslich ist das Leid der betroffenen Familien. Unbeschreiblich ist die traurige Pflicht der Opferschützer der Polizei und der Notfallseelsorger, die Todesnachricht zu überbringen und den Angehörigen auch anschließend zur Seite zu stehen.
Der Gedenkgottesdienst, so wird in Hamme deutlich, ist daher auch für die Helfer ein wichtiger Moment, ihr eigenes Tun zu spiegeln, ihre mitunter traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Der Glaube dient ihnen dabei als Fundament für ein trotz allem glückliches, erfülltes Leben.
Hajo Witte und Gemeindepfarrer Michael Otto stärken die Besucher an diesem Abend in ihrem Glauben, der doch so oft erschüttert wird. In ihrer Gewissheit: „Gott vergisst keinen Menschen.“
Ganz gewiss auch Dennis nicht.
Kirche ist täglich geöffnet
Mehrere Angehörige und Weggefährten von Unfallopfern nahmen am Samstagabend an dem Gedenkgottesdienst in der Autobahnkirche Ruhr teil. Einige der Besucher baten die WAZ, auch aus Rücksicht auf die trauernden Familien von Interviews und Fotos Abstand zu nehmen. Unsere Zeitung kommt diesem Wunsch selbstverständlich nach und belässt es bei einem allgemeinen Bericht über die bewegende Zeremonie.
Die Kirche an der Dorstener Straße 263 ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Gottesdienste sind sonntags um 10 Uhr.