Bochum. . Nach dem Aus von Romy Schmidt am Prinz-Regent-Theater äußert sich erstmals der Vorstand: Scheidender Leiterin sei neuer Vertrag angeboten worden.

  • Vor vier Tagen erklärte Theaterleiterin Romy Schmidt überraschend, dass ihr Vertrag nicht verlängert werde
  • Der Theatervorstand erklärt im WAZ-Gespräch, dass Schmidt ein neuer Vertrag angeboten worden sei
  • Die atmosphärischen Spannungen unter den Beteiligten hätten sich im Laufe der Monate hochgeschaukelt

Vier Tage ist es her, seit Romy Schmidt, erfolgreiche Leiterin des Prinz-Regent-Theaters, überraschend erklärte, dass der Vorstand ihren Vertrag am Ende dieser Spielzeit nicht verlängern will. Seither rätselt die Kulturszene über die Gründe, die dahinter stecken. Im WAZ-Gespräch äußern sich die Vorstandsvorsitzenden Sibylle Broll-Pape und Susanne Muthig-Beilmann zum Drama an der Prinz-Regent-Straße.

Der Vertrag mit Romy Schmidt wird nicht verlängert. Warum nicht?

Muthig-Beilmann: Bei unserer Sitzung am 13. Juli haben wir Romy Schmidt in Gegenwart eines Juristen die Nichtverlängerung ihres Drei-Jahres-Vertrages übergeben und ihr gleichzeitig einen neuen Vertrag in Aussicht gestellt. Denn mit ihrer künstlerischen Arbeit am Theater sind wir extrem zufrieden.

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Deswegen haben wir die Stelle auch nicht neu ausgeschrieben, woran man sieht, dass wir hinter ihr stehen. Der neue Vertrag hätte Frau Schmidt zudem mehr Geld gebracht. Allerdings hätten wir uns dafür von ihr mehr Solidarität dem Verein gegenüber gewünscht, dem Frau Schmidt immer wieder massive Vorwürfe entgegengebracht hat. Sie hat oft erklärt, dass sie sich von uns nicht unterstützt fühlt, was definitiv nicht stimmt.

Also gab es atmosphärische Spannungen?

Broll-Pape: Die haben sich im Laufe der letzten Monate immer weiter hochgeschaukelt. Konkrete Beispiele mögen wir nicht nennen, auch um Frau Schmidt zu schützen, aber die Kommunikation mit ihr war schwierig. Der Gipfel war, als sie am vergangenen Donnerstag der Presse gegenüber erklärte, dass ihr Vertrag nicht verlängert werde, ohne vorher den Vorstand darüber zu unterrichten. Als wir das hörten, sind wir aus allen Wolken gefallen.

Dann haben Sie also schon länger nicht miteinander gesprochen?

Muthig-Beilmann: Nein! Erst vor einer Woche haben wir zusammen mit ihr eine neue Mitarbeiterin für die Öffentlichkeitsarbeit eingestellt. Wir waren dauernd mit ihr in Kontakt. Daher sind wir über ihren Schritt auch so verärgert und enttäuscht.

Hängt dies möglicherweise auch mit der Vergabe von Landesmitteln zusammen? Dort soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein.

Broll-Pape: Das hat mit der Personalie Schmidt überhaupt nichts zu tun. Die Prüfung betrifft die Jahre 2010 bis 2015, in denen ich das Theater leitete. Ich habe mit Fördergeldern, die zweckgebunden hätten ausgegeben werden müssen, Rücklagen gebildet. Das waren jedes Jahr etwa 2000 Euro, insgesamt 50 000 Euro in über 20 Jahren.

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Das habe ich aus Vorsicht getan. Bei einer Haushaltssperre hätte ich davon die Gehälter der Mitarbeiter weiter gezahlt. Dass dies nicht erlaubt ist, habe ich erst später erfahren. Klar, das hätte ich nicht machen dürfen. Aber das ist keine Straftat. Es ging auch nicht um persönliche Bereicherung.

Doch dies hat jetzt zur Folge, dass Landesmittel nicht mehr fließen, solange die Prüfung läuft.

Broll-Pape: Richtig. Insgesamt beläuft sich das auf 30 000 Euro, die dem Theater bis Ende des Jahres fehlen. Wo das Geld eingespart werden kann, das ist Aufgabe der Theaterleitung. Wir gehen aber davon aus, dass die Prüfung bis Oktober geklärt sein wird.

Frau Broll-Pape, Sie leiten seit zwei Jahren das E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg, halten am Prinz-Regent-Theater im Vorstand aber weiter die Fäden in der Hand. Können Sie nicht loslassen?

Broll-Pape: Zunächst ging es mir darum, Romy Schmidt bei ihrer neuen Arbeit zu unterstützen. Sie hatte vorher ja noch kein Theater geleitet. Ich werde den Vorstand aber Ende des Jahres definitiv verlassen. Die doppelte Belastung in Bamberg und hier wird mir einfach zu anstrengend. Eigentlich wollte ich schon zum Ende der letzten Spielzeit gehen.

Schließen Sie eine Rückkehr ans Prinz-Regent-Theater aus?

Broll-Pape: Absolut! Das kommt für mich nicht in Frage.

Wollen Sie sich mit Romy Schmidt noch einmal zusammensetzen?

Muthig-Beilmann: Das Vertrauensverhältnis ist so brutal verletzt. Ich kann es mir nicht vorstellen.

>>> INFO: Broll-Pape leitete das Proz-Regent-Theater bis zum Jahr 2015

Sibylle Broll-Pape gehörte im Jahr 1991 zum Gründungsteam der freien Bühne und übernahm 1995 deren Leitung. Vor zwei Jahren wechselte sie als Intendantin ans E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg.

  • Zum Theaterverein des PRT gehören neben Susanne Muthig-Beilmann, der Leiterin des Ottilie-Schoenewald-Kollegs, noch fünf weitere Personen: darunter die Kabarettistin Petra Afonin und Broll-Papes Sohn Max.