Bochum. . Dem jungen Schauspieler Lukas Vogelsang gelingt ein bemerkenswertes Solo. „Tagebuch von Edward dem Hamster 1990 - 1990“ wird stürmisch gefeiert.
- Hamster Edward ist der Titelheld einer wundervollen Geschichte von Miriam und Ezra Elia
- An der Rottstraße bringt Theaterleiter Hans Dreher das Buch jetzt als „Action-Lesung“ auf die Bühne
- Im Mittelpunkt steht der junge Bochumer Lukas Vogelsang, der die Geschichte souverän und clever erzählt
Ein Hamster hat wirklich kein leichtes Leben. Den ganzen Tag ist er eingesperrt hinter Gitterstäben, nur aus Körnern und Wasser besteht sein karges Mahl. Ein Haufen Heu ist der einzige Schutz vor diesen schrecklichen Menschen dort draußen, die dem Hamster die endlosen Qualen seines sterbenslangweiligen Daseins zumuten.
Doch Edward, der Hamster in der wundervollen Geschichte von Miriam und Ezra Elia, hat auch seinen Stolz. Ganz so leicht lässt er sich nicht unterkriegen. Am 30. April, dem ersten und letzten Geburtstag Edwards, bläst der Nager zum Widerstand. In seinem Tagebuch notiert der vierbeinige Autor: „Habe beschlossen, das Rad nicht mehr zu benutzen...“
Die Zuschauer lachten Tränen
„Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990 - 1990“ ist eine nur knapp 100 Seiten lange literarische Spielerei, die seit ihrem Erscheinen 2013 schon viele Fans gefunden hat. Im kleinen Theater an der Rottstraße 5 erlebt Hamster Edward jetzt seine feierliche Wiederauferstehung – und soviel sei verraten: Die Zuschauer haben Tränen gelacht und am Ende stürmisch applaudiert.
Sogenannte „Action-Lesungen“ haben an der Rottstraße Tradition. Der kurzweilige Mix aus Lesung und Schauspiel funktionierte schon bei „50 Shades of Grey“ und als Live-Hörspiel bei „Batman hält die Welt in Atem“. Die knuffige Hamster-Story, die Theaterleiter Hans Dreher jetzt für die Bühne eingerichtet hat, ist für einen munteren Leseabend dieser Spielart eine beinahe ideale Vorlage.
Im Mittelpunkt steht Schauspieler Lukas Vogelsang, der sich dem Titelhelden mit viel Liebe und Charme nähert. Dabei greift er nur auf sparsame Requisiten zurück. Ein Schreibtisch, ein Stuhl, etwas Konfetti, eine Perücke: Viel mehr braucht er nicht für sein knapp einstündiges Solo.
„Sie können mir die Freiheit nehmen, aber niemals die Seele“
Das Buch legt gewitzt Zeugnis ab von den tiefgründigen Überlegungen des vierbeinigen Autors, von Weltschmerz, Tod und Liebe. „Sie können mir die Freiheit nehmen, aber niemals die Seele“, jammert Edward – und Lukas Vogelsang gibt ihm etwas derart Rührendes, dass einem Edward schwer ans Herz wächst.
Bemerkenswert ist dabei, wie souverän, wie clever und gewitzt der junge Bochumer, der bislang noch keine Schauspielschule besucht hat, den Hamster-Spaß auf die Bühne bringt. Lukas Vogelsang ist eine große Entdeckung! Sehr gut vorstellbar, dass man von ihm künftig noch viel sehen wird – ob hier oder an anderen, größeren Häusern. Und einmal mehr erweisen sich die Theatermacher von der Rottstraße als echte Talent-Scouts.
>>> Zur Person: Lukas Vogelsang
Lukas Vogelsang wurde 1996 in Bochum geboren. Er war in Stücken am Jungen Schauspielhaus („Fahrenheit 451“, „Die Welle“) und im Jugendclub am Prinz-Regent-Theater zu sehen.
Am Rottstraße 5-Theater ist er in „Clockwork Orange“, „Odyssee“ und demnächst in „Alice“ mit dabei. An verschiedenen Schauspielschulen hat er bereits vorgesprochen.