Bochum. . Bei „Advanced Clapping“ in der Zeche Eins sind die Grenzen zwischen Publikum und Bühne fließend. Jeder Huster kann Auswirkungen haben.

  • Aufführung wird von Studenten der Szenischen Forschung der Ruhr-Uni in der Zeche Eins entwickelt
  • Erste Abende im Freien Werkstatt-Theater in Köln und beim Zeitzeug-Festival stießen bereits auf viel Beachtung
  • Zuschauer können direkten Einfluss nehmen auf das Geschehen: kein Klatschen und Murmeln bleibt ohne Folgen

Wer ins Theater geht, der folgt meistens einem wiederkehrenden Muster: hinfahren, Karte kaufen, reinsetzen, Stück anschauen und wieder nach Hause fahren.

Die unsichtbare Wand zwischen dem Geschehen auf der Bühne und den Zuschauern im Saal ist fast immer hoch – und nur selten wird sie durchbrochen, nur selten verlässt der Theatergänger seine Komfort-Zone: etwa beim Impro-Theater, wenn sich die Zuschauer mit ins muntere Spiel einmischen können.

Die Performance „Advanced Clapping“ (zu Deutsch: fortgeschrittenes Klatschen), die jetzt von Studenten der Szenischen Forschung der Ruhr-Uni in der Zeche Eins entwickelt wird, geht noch einen großen Schritt weiter. Wer diese Abende besucht, sollte etwas Mut mitbringen, selber ein Teil der Aufführung zu werden. „Es wird niemand auf die Bühne gezerrt, und es muss niemand etwas machen, was er nicht möchte“, verspricht der Leiter Constantin Leonhard. Aber spannend sei es dennoch zu sehen, in welche Richtungen sich die Abende unter Teilnahme des Publikums entwickeln.

Auf der Bühne gibt es zwei Gruppen

Regisseur Constantin Leonhard   
Regisseur Constantin Leonhard   © Leonhard

Unter dem Titel „Clapping for beginners“ entstand die Performance im letzten Jahr im Freien Werkstatt-Theater in Köln und war beim Zeitzeug-Festival im vergangenen November mit dabei. Für die kommenden Aufführungen in der Zeche Eins wird das Spiel jetzt weiter ausgebaut.

Und so geht’s: Auf der Bühne gibt es zwei Gruppen (allesamt Studenten der RUB). Die „Regisseure“ können Kommandos geben, die „Performer“ müssen diese befolgen. Wenn ein Regisseur zu einem Spieler etwa sagt: „Hüpf auf der Stelle“, dann wird gehüpft. Und wenn es heißt „Sammel etwas“, dann wird gesammelt. „Was er sammelt, das bleibt ihm überlassen“, sagt Leonhard. „Auch wenn er draußen das Laub aufsammelt.“

Wenn eine Flasche umfällt oder einer etwas murmelt, dann sind das Signale, die die Konstellation verändern“

Unter den Akteuren auf der Bühne werden zuvor diverse Regeln festgelegt, die auch der Zuschauer mit der Zeit durchblickt. So wird jedes Husten, jeder Klatscher und jedes Pfeifen der Zuschauer genau registriert – und findet Einfluss auf das Bühnengeschehen. „Wenn eine Flasche umfällt oder einer etwas murmelt, dann sind das Signale, die die Konstellation verändern.“

So kann es passieren, dass sich über die Spieldauer Allianzen bilden zwischen dem Publikum und den Performern – und dass auch ein Zuschauer zum Performer wird. So sollte man also keine Scheu davor kennen, selber mitzumachen und ein Teil des Ganzen zu werden. Im Laufe des locker dreistündigen Spiels gehe es dabei oft auch ziemlich lustig zu. „Letztlich ist das alles ein Streben nach einer neuen Form des Theaters“, so Constantin Leonhard.

Am 20. und 21. Oktober, jeweils 19 Uhr, in der Zeche Eins (Prinz-Regent-Straße 50-60). Karten: 5 Euro.