Bochum. . Die Notaufnahme des St.-Josef-Hospitals steht erneut in der Kritik. Seine Mutter wurde abgewiesen, klagt ein WAZ-Leser. Die Klinik widerspricht.

  • Immer wieder stehen die Notaufnahmen der Bochumer Krankenhäuser in der Kritik
  • Jetzt beschwert sich ein Sohn über den Umgang mit seiner Mutter im St. Josef-Hospital
  • Die 76-Jährige sei ohne Behandlung an eine andere Klinik verwiesen worden

Die Notaufnahme des St.-Josef-Hospitals steht erneut in der Kritik. „Unglaublich, wie mit meiner Mutter umgegangen wurde“, klagt Michael Chudy. Nach einem Sturz habe die 76-Jährige die Klinik verlassen müssen, ohne dass sich ein Arzt die Verletzung überhaupt angesehen habe. Das Krankenhaus bekräftigt sein Vorgehen und spricht von einem „Kommunikationsproblem“.

Es passierte in ihrer Wohnung an der Johanniterstraße: Grete Chudy fiel zu Boden und verletzte sich am Knie. „Die Schmerzen waren so massiv, dass wir den Rettungsdienst alarmieren mussten“, schildert Sohn Michael, der seine Mutter ins St.-Josef-Hospital begleitete.

Patientin wurde ohne Behandlung abgewiesen

Als „unwürdig“ prangert er an, was den beiden dort widerfahren sei: „Meine Mutter wurde auf einer Liege in die Notaufnahme gebracht. Dort kam es zu einer heftigen Diskussion zwischen den Sanitätern und den behandelnden Ärzten. Ohne jegliche Untersuchung wurde meiner Mutter die Erstaufnahme verweigert.

Angeblicher Grund: Vor einem Jahr war sie im Knappschaftskrankenhaus Langendreer mit einem Tumor im Kopf behandelt worden. Dorthin sollen wir auch jetzt fahren, wurde uns mitgeteilt. Dabei hat die Knieverletzung doch rein gar nichts mit der Tumorerkrankung zu tun!“

In Langendreer liegen schon Untersuchungswerte der Frau vor

Tatsächlich sei es nach einer Untersuchung auf der Liege (was der Sohn heftigst bestreitet) zum Weitertransport gekommen, bestätigt der Sprecher des Katholischen Klinikums, Jürgen Frech. Im Transportschein des Rettungsdienstes sei die Vorbehandlung in Langendreer dokumentiert gewesen.

„Alle maßgeblichen Labor- und EKG-Werte liegen dort bereits vor. Wir wollten Frau Chudy erneute Untersuchungen und belastende Wartezeiten ersparen. Deshalb wurde die Weiterfahrt ins Knappschaftskrankenhaus veranlasst“, erklärt Frech.

Dies sei im Gespräch mit dem Sohn offenbar nicht klar genug kommuniziert worden. Dabei komme es unter den Bochumer Krankenhäusern häufig vor, dass Patienten mit schwerwiegenden bzw. chronischen Erkrankungen gegenseitig übernommen werden. „Das ist absolut üblich und hat sich hervorragend bewährt.“

Keine Probleme in Langendreer

Mutter und Sohn Chudy traten mit dem Rettungsdienst die Fahrt nach Langendreer an, wo die 76-Jährige „ohne Probleme“ (so ihr Sohn) aufgenommen wurde. Die Knieverletzung hat sich inzwischen gebessert. Die Wut über die Abweisung im St.-Josef-Hospital ist geblieben.

Immer wieder beschweren sich WAZ-Leser über die Notfallaufnahmen in den Bochumer Krankenhäusern. Die Kliniken hingegen ächzen unter den steigenden Behandlungszahlen. Statt bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen den Hausärztlichen Notdienst zu nutzen, würden immer häufiger die Notaufnahmen aufgesucht. Allein im St.-Josef-Hospital kletterte die Zahl 2016 auf 27 000 Patienten.