Bochum. . Seit 1984 sind an der Augusta-Klinik in Bochum ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Sie leisten Patienten Gesellschaft und stehen Angehörigen bei.
- 70 ehrenamtliche Helfer engagieren sich in der Krankenhaushilfe am Augusta-Klinikum in Bochum
- Sie kümmern sich um einsame Patienten, stehen für Gespräche zur Verfügung oder zeigen Besuchern den Weg
- Der Bedarf ist da: Es werden weitere Helfer gebraucht – gern auch aus anderen Kulturkreisen
In der Notaufnahme des Bochumer Augusta-Krankenhauses gehört Hans Kernebeck mittlerweile zum Inventar. Sagt er selbst. Und er sagt „meine M11“, wenn er von der Station erzählt, auf der er seit fast 20 Jahren Dienst tut. Ehrenamtlich.
Denn Hans Kernebeck arbeitet für die Augusta-Krankenhaushilfe, deren Mitglieder überall dort tätig werden, wo dem hauptberuflichen Personal die Zeit fehlt – oder schlicht die Muße. „Sie helfen dabei, den Abstand zwischen Patienten und der Institution Krankenhaus zu verringern“, sagt Chefarzt Santiago Ewig.
Sinnvolle und vielfältige Aufgabe
Eine gute Nachricht für Patienten und Angehörige, für Ärzte und Pfleger. Und nicht zuletzt für die Ehrenamtlichen selbst – denn sie empfinden ihre Arbeit als „Bereicherung“, als „vielfältig und bunt“, als „sinnvolle Aufgabe“. So schildern sie es am WAZ-Mobil, das zum Abschluss der zweiwöchigen Tour der guten Nachrichten an der Klinik Station macht.
Die Krankenhaushilfe bietet einen Lotsendienst, der Besuchern, Patienten oder auch Lieferanten den Weg durch das Krankenhaus weist, kümmert sich um die Bücherei, organisiert einen Besuchsdienst, eine Demenzbegleitung, den Krankenhausfunk, der ein eigenes Programm produziert und sendet, und viele andere Angebote.
„Einfach nur da“ sein reicht manchmal
Während Hans Kernebeck auf „seiner M11“ kleine Botengänge erledigt, Frühstück anreicht oder wartende Angehörige beruhigt, und damit „ganz gut zu tun“ hat, erfüllt Karin Mittag ihre Aufgabe oft schon, indem sie „einfach nur da“ ist.
Einmal pro Woche leistet sie Patienten auf der W44, einer gynäkologisch-urologischen Station, Gesellschaft. Viele seien darunter, die aus Nord- oder Süddeutschland anreisen, und dementsprechend wenig Besuch bekämen, erzählt die 65-Jährige.
Auch interessant
Die zweite Hälfte ihres Ehrenamtes spielt sich in einem gänzlich anderen Rahmen ab: auf der Palliativstation zwischen schwerstkranken Menschen, die manchmal nur noch wenige Tage oder gar Stunden zu leben haben.
Karin Mittag möchte dort Angehörige entlasten, indem sie eine Weile ablöst oder einfach bei ihnen bleibt, damit sie sich weniger allein fühlen.
Manches gehe schon „an die Nieren“
Indem sie signalisiert: „Ich bin da, ich laufe nicht weg.“ Und manchmal sitzt sie auch bei denen, die sonst niemanden haben, der in den letzten Stunden ihres Lebens bei ihnen ist. „Manches geht einem schon an die Nieren“, erzählt Karin Mittag, „aber es zieht einen nicht so runter, wie man annehmen könnte“.
Marlis Khan wiederum kümmert sich um Schwerstkranke und Demenzpatienten, liest ihnen vor, versucht, Ängste zu nehmen. Sie ist oft am Wochenende oder in den Abendstunden im Einsatz, „wenn der Krankenhausbetrieb runterfährt“, und viele nach den Untersuchungen und Routinen des Tages mit ihren Sorgen allein bleiben.
Sie tun es, weil es wichtig ist
Warum sie das alle tun? „Weil es wichtig ist!“, „Weil auch ich krank werden kann.“, „Weil ich sehe, dass ich mit meiner Zeit anderen eine Freude bereiten kann.“ „Weil man sich dadurch anders mit dem Tod beschäftigt und intensiver lebt.“
Wie muss man denn gestrickt sein, um solche Aufgaben übernehmen zu können? „Sie brauchen Einfühlungsvermögen und müssen Menschen gern haben“, sagt Heide-Lore Bresser, die sich vor allem um demenzkranke Patienten kümmert. Die Qualifikation hingegen spiele keine Rolle, sagt Martina Haeseler: „Qualifiziert wird man hier.“ Über spezielle Schulungen, Gesprächsrunden, Hospitationen.
Helfer aus anderen Kulturkreisen
70 Menschen, größtenteils im Rentenalter, engagieren sich in den verschiedenen Bereichen, doch es könnten deutlich mehr sein, so Haeseler: „Wir suchen dringend weitere Helfer! Jeder kann mitmachen, unabhängig von Religion und kulturellem Hintergrund.“
Die Tochter einer verstorbenen Patientin habe neulich gesagt: „Wenn ich das innerlich verarbeitet habe, möchte ich bei euch mitarbeiten“, erzählt Karin Mittag. Sie selbst fand vor eineinhalb Jahren über eine Meldung in der WAZ zu ihrem Ehrenamt, vielleicht folgen ja andere Leser nun ihrem Beispiel.