Bochum/Witten. Daniel Ruda gesteht vor dem Bochumer Landgericht Tat vor 16 Jahren. Er soll danach als Häftling in der Krümmede einen Mordauftrag erteilt haben.
- Knapp 16 Jahre nach einem Ritualmord hat der sogenannte Satanist von Witten erstmals mit eigenen Worten diese Tat gestanden
- Die aktuellen Vorwürfe, aus der Haft heraus die Ermordung seiner Ex-Frau geplant zu haben, weist er aber zurück
- Der inzwischen 41 Jahre alte Mann gab zu, im Januar 2002 zurecht wegen Mordes verurteilt worden zu sein
Mehr als 15 Jahre nach seiner Verurteilung wegen des so genannten Satanistenmordes von Witten sitzt Daniel Ruda wieder auf derselben Anklagebank, im selben Gerichtssaal wie damals. Diesmal wegen eines mutmaßlichen Mordkomplotts aus der Bochumer JVA heraus.
Seine heute fast schulterlangen Haare sind sehr grau geworden, aber sein Blick ist wie damals noch äußerst direkt und durchdringend. Anfang 2002 hatte der heute 41-Jährige wegen Mordes 15 Jahre Haft erhalten, seine Mittäterin und damalige Ehefrau Manuela R. 13 Jahre. Im Juli 2001 hatten sie einen 33-jährigen Bekannten aus Datteln in ihrer Wohnung in Witten mit 66 Messerstichen und Hammerschlägen in einem bizarren satanistischen Ritual getötet. Dies gestand der gebürtige Hertener am Montag erstmals mit eigenen Worten in der Öffentlichkeit, nachdem er im damaligen Prozess nur über seinen Verteidiger ein kurzes Geständnis abgelegt hatte.
Während Manuela R. längst wieder in Freiheit lebt, ist Daniel W. bis heute eingesperrt, weil ein zwischenzeitlicher Aufenthalt in einer forensischen Psychiatrie (rund zwei Jahre) nicht auf seine Haftzeit angerechnet worden ist. Und die könnte jetzt noch einmal deutlich verlängert werden, weil er versucht haben soll, seine Ex-Frau umbringen zu lassen - aus Rache, weil sie ihn damals im Prozess falsch belastet haben soll.
Angeklagter bezeichnet Vorwurf als "grotesk"
Zum Prozessauftakt hat Daniel W. den Vorwurf des versuchten Auftragsmordes mit Vehemenz zurückgewiesen. Die Anklage von Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann sei "willkürlich", "geradezu grotesk" und in "blindem Eifer" verfasst. "Es gibt keinen Mordauftrag. Nichts von strafrechtlicher Relevanz."
Anfang 2010 hatte eine 34-jährige aus Recklinghausen Daniel Ruda in der JVA Bochum besucht, nachdem sie mit ihm zuvor eine Brieffreundschaft geführt hatte. Damals hatte er schon mehr als acht Jahre Haft hinter sich. "Sie war Feuer und Flamme, mich kennenzulernen", sagt der Angeklagte. Anlass sei sein Buch "Fehlercode 211" gewesen, in dem er seine Version des Wittener Ritualmordes von 2001 noch einmal schildert und sich selbst dabei - ganz anders als im jetzigen Prozess - entlastet. Daniel Ruda und die Frau näherten sich an. Im Mai 2010 habe er den Kontakt aber wieder abgebrochen. "Sie hat sich sehr an mich rangeschmissen." Aber: "Sie entspricht nicht meinem Frauentyp." Er habe sie nur dazu benutzt, um über sie an Musik-CD heranzukommen.
2014 zeigte seine Bekannte ihn an
2014 zeigte die 34-Jährige, Mitarbeiterin einer Detektei, den Angeklagten dann an, nachdem sie von seiner möglichen vorzeitigen Freilassung auf Bewährung erfuhr. Inhalt der Anzeige: Daniel Ruda habe sie damals in der JVA dazu angestiftet, seine Ex-Frau und frühere Mittäterin Manuela R. zu töten. Bei einem unbewachten Freigang aus der geschlossenen Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn, wo Manuela R. damals eingesperrt war, solle die Zeugin ihr einem Gegenstand von hinten auf dem Kopf hauen und damit erschlagen. Zuvor sollte sie sich als Pflegerin in die Psychiatrie bewerben und so einschmuggeln.
Dies bestätigte die Zeugin am Montagmittag vor dem Schwurgericht. Richterin Petra Schönenberg-Römer fragte die Zeugin, ob sie den mutmaßlichen Auftrag zum Mord ernst genommen habe: "Ja", antwortete die Zeugin.
Das aber sei alles frei erfunden, sagt der Angeklagte in einer langen Stellungnahme. Die Zeugin habe eine "Nonsense-Aussage" gemacht. "Sobald sie den Mund aufmacht, widerspricht sie sich." Er meint, dass die Frau mit ihrer Anzeige nur darauf reagiert habe, dass er vier Jahre zuvor den Kontakt zu ihr abgebrochen hat. "Wir sitzen heute nur hier, weil sie das nicht verwunden hat."
Ein Urteil könnte am 31. Mai fallen.
>>>Beide Mörder haben heute einen anderen Nachnamen
Daniel und Manuela Ruda haben sich kurz nach der Verurteilung scheiden lassen. Beide haben inzwischen einen anderen Nachnamen angenommen. Daniel Ruda trägt jetzt einen Namen, der mit W. anfängt.
In der JVA Bochum arbeitet er seit vielen Jahren in der Bücherei.
Das Gericht hat am Montag sechs Stunden verhandelt. Die Zeugin der Anklage muss am Mittwoch erneut in den Zeugenstand.