Bochum. Rüdiger Knaup liegt laut seinem Verteidiger in der Türkei im Krankenhaus. Ein Urteil gibt es also auch zwei Jahre nach Anklageerhebung nicht.

  • Der ehemalige Rechtsanwalt Rüdiger Knaup muss sich vor dem Amtsgericht für 127 Straftaten verantworten
  • Ein Urteil ist in weite Ferne gerückt, da er sich laut seinem Anwalt im Krankenhaus in der Türkei befindet
  • Der Prozess ist vor mehr als zwei Jahren gestartet, zwischenzeitlich legte Knaup eine Lebensbeichte ab

Der Fall Rüdiger Knaup ist längst ein Justiz-Marathon. Noch immer wurde kein Urteil gesprochen. Und das wird auch erstmal so bleiben. Vermutlich muss die Hauptverhandlung gegen den ehemaligen Rechtsanwalt und früheren Wattenscheid-09-Präsidenten im Sommer sogar nochmal ganz von vorne beginnen. „Mein Mandant befindet sich gerade in der Türkei im Krankenhaus“, sagt Knaups Verteidiger Hans Reinhardt am Dienstagvormittag im Amtsgericht.

Knaup sei derzeit nicht ansprechbar. In der Türkei sei er beruflich, da er für ein Wattenscheider Unternehmen arbeite, das dort tätig sei. Damit geht der Fall vor Gericht wohl erneut in Verlängerung. Denn es darf bezweifelt werden, dass es Rüdiger Knaup am Montag ins Amtsgericht schafft. Dann soll der Prozess fortgesetzt werden. „Er liegt stationär im Krankenhaus. Er müsste noch entlassen werden und wieder nach Deutschland fliegen“, sagt Verteidiger Hans Reinhardt.

127 Straftaten angeklagt

Verantworten muss sich Knaup vor Gericht für 127 Straftaten, die er zwischen 2011 und 2014 begangen haben soll. Anklage wurde bereits im Februar 2015 erhoben – das ist mehr als zwei Jahre her. Im Raum steht der Vorwurf des Betrugs, des Titelmissbrauchs und der Untreue.

Obwohl ihm seine Zulassung im Juli 2013 entzogen worden ist, soll er sich weiterhin als Anwalt ausgegeben haben. In 16 Fällen soll er zudem rechtswidrig Honorare abgerechnet haben. Außerdem soll er Einnahmen von Klienten unter anderem auf das Konto seines Sohnes geleitet haben, um sie vor Gläubigern zu verstecken. Knaup wird von der Staatsanwaltschaft zudem zur Last gelegt, dass er in 39 Fällen Löhne für Angestellte nicht ausgezahlt und Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt habe.

Mehrfacher Gast in TV-Talkshows

Ein Foto aus besseren Zeiten: Prof.
Ein Foto aus besseren Zeiten: Prof. © firo

Der einst so erfolgreiche Knaup – Generalbevollmächtigter des Modekonzerns Steilmann und mehrfacher Gast in TV-Talkshows bei Lanz, Maischberger und Co. – ist tief gefallen. Vor dem Schöffengericht legte er im Oktober 2015 eine Lebensbeichte ab. „Ich schäme mich dafür“, sagte er damals über die angeklagten Taten.

Schon ein Jahr zuvor war er wegen Fahrten unter Drogen und ohne Führerschein zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Über eine Verfolgungsjagd mit der Polizei sagte er im Februar 2014 im WAZ-Gespräch: „Ich war komplett von Sinnen, habe Gas gegeben. Die Verfolgungsjagd dauerte 35 Minuten. Zahlreiche Polizeiwagen und ein Hubschrauber jagten einen Nissan Micra. Ich bin heilfroh, dass niemand verletzt wurde.“

Kleinwagen statt Maserati

Bereits zu diesem Zeitpunkt fuhr er Kleinwagen statt Maserati. Laut eigener Aussage habe es Probleme mit dem Finanzamt gegeben, schwierig sei auch die Ehe gewesen, die geschieden wurde und im Zuge dessen es auch um das Sorgerecht seiner Kinder ging. Vor Gericht sprach er im Oktober vergangenen Jahres zudem von „Parallelwelten“, in denen er sich bewegt habe. Damit meint er Bordellbesuche samt Drogenkonsum.

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  • Als Leiter der Rechtsabteilung der, später als Geschäftsführer des Steilmann-Konzerns, wickelte Rüdiger Knaup zahlreiche Betriebsschließungen ab.
  • Ich war öffentlich der böse Bube. Das haben manche Medien später gerne aufgegriffen und mich zum ‘harten Hund’ stilisiert“, sagt Rüdiger Knaup im WAZ-Gespräch im Jahr 2014.