Bochum. . In einem ÖPNV-Gutachten wird der Liniennetzplan überarbeitet, um ihn an den S-Bahn-Takt anzupassen. Bürger bringen Ideen übers Internet ein.
- Vorschläge hat die Stadt gemeinsam mit der Bogestra und dem Büro PTV erarbeitet
- Änderungen könnten ab Ende 2019 greifen
- U35 soll entlastet werden durch neue Verbindungen
Fahren einige Busse bald öfter? Ist es in der oft völlig überfüllten U 35 bald leerer? Kommt man künftig häufiger mit der Bahn in die Stadtteile und zurück in die City? Noch sind es Gedankenspiele, die die Stadt gemeinsam mit der Bogestra und dem externen Gutachterbüro PTV Transport Consult in einem ÖPNV-Gutachten entwickelt hat.
Änderung ab 2019 möglich
Falls die politischen Entscheidungsträger dem folgen, könnte auf die Bus- und Bahnfahrer womöglich ab Ende 2019 ein komplett überarbeiteter Liniennetzplan zukommen. Die Ergebnisse dieses Gutachtens sind jetzt den Mitgliedern der Bezirksvertretungen vorgestellt worden. „Das sind grundlegende Überlegungen“, betont Annette Liska vom Tiefbauamt vor den Mitgliedern der Bezirke Ost und Süd in der Verwaltungsstelle im Uni-Center. „Entschieden ist noch nichts.“
Der Grund für die Fortschreibung des Nahverkehrsplans ist eine Umstellung des S-Bahn-Taktes: Ab Dezember 2019 sollen die S-Bahnen im 15/30-Minuten-Rhythmus verkehren. „Mit Stadt und Bogestra haben wir versucht, dies dem städtischen Netz anzupassen und wirtschaftlich zu gestalten“, sagt Verkehrsspezialist Rimbert Schürmann von PTV Transport aus Karlsruhe.
Bürgerideen zum öffentlichen Nahverkehr
Die Bürger konnten bereits ihre Ideen zum neuen öffentlichen Personennahverkehr mit einbringen: „Übers Internet haben fast 200 Personen mitgewirkt“, sagt Schürmann. „An einem Workshop im vergangenen Oktober nahmen etwa 50 Interessierte teil.“ Reihenweise konstruktive Hinweise seien dabei gewesen: So hätten sich viele eine bessere Verbindung zum Hauptbahnhof oder eine bessere Anbindung des Ruhrparks gewünscht. Auch eine Entlastung der U 35 sei ein Thema.
Die Verkehrsplaner machten sich in ihrem Gutachten zu all diesen Aspekten Gedanken – und stellten vor allem eine wichtige Änderung ins Zentrum ihrer Analyse: Alle Linien (mit Ausnahme der U 35) sollen künftig im 60/30/15-Minuten-Takt verkehren.
Der Takt der Straßenbahn soll abschnittsweise insbesondere in den Hauptverkehrszeiten verdichtet werden. Verbindungen mit hoher Nachfrage sollen gefördert – und wenig benutzte Linien eingestellt werden. „Dies allerdings ohne Lücken im ÖPNV zu hinterlassen“, betont Schürmann. Hier einige der möglichen Änderungen im Überblick:
Vorschläge für den Bochumer Osten
Im Bochumer Osten sollen die Linien 377 und 378 laut Konzept zusammengeführt werden: Dadurch könnte eine Verbindung auf direktem Linienweg zwischen Castrop-Münsterplatz, Lütgendortmund, Langendreer und der Ruhr-Uni geschaffen werden. Zwischen Lütgendortmund und Ruhr-Uni soll die Linie im 15-Minuten-Takt angeboten werden. „Sie bietet dabei optimale Umstiegsmöglichkeiten von und zur S-Bahn“, sagt Annette Liska. Ergänzt wird dieses Angebot durch Fahrten der Linie 370. Der Takt der Linie 345 soll auf 15 Minuten verdichtet werden, so dass das Angebot auf dieser stark frequentierten Linie von derzeit drei auf vier Fahrten pro Stunde steigt.
Vorschläge für Mitte und Nord
In Mitte und Nord soll mit der Linie 316 eine direkte Verbindung aus Hamme in Richtung Harpen und Gerthe geschaffen werden. Die Linien 308 und 316 überlagern sich von der Innenstadt bis zur Haltestelle Heinrichstraße im 7,5-Minuten-Takt. „In Gerthe ist es aus technischen Gründen wegen der Eingleisigkeit der Strecke nicht möglich, diesen Takt bis zur Endhaltestelle beizubehalten“, sagt Annette Liska. „Ab der Heinrichstraße fährt daher nur die Linie 308 im 15-Minuten-Takt weiter bis zur Schürbankstraße.“ Hier soll das Busangebot entsprechend angepasst werden. Bei der Linie 306 soll sich der Takt bis zur Haltestelle Hordeler Straße auf 7,5 Minuten verdichten. Jede zweite Bahn soll weiter fahren, so dass sich auf dem stadtauswärtigem Abschnitt ein 15-Minuten-Takt ergibt. Darüber sollen mit der Stadt Herne Gespräche geführt werden. Der Takt der Linie 353 soll auf 15 Minuten verdichtet werden. Dadurch ergäbe sich stündlich eine zusätzliche Direktverbindung von Gerthe-Mitte zur Innenstadt.
Vorschläge für Süd und Südwest
Die Linien 308/318 sollen im Süden künftig im 7,5-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Linden-Mitte verkehren und dort wie bisher nach Dahlhausen oder Hattingen abbiegen (15 Minuten Takt). Ob das Sinn macht? Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) zweifelt: „Das freut die Pendler, bringt auch deutlich mehr Verkehr nach Weitmar-Mitte und Linden“, sagt er. „Ob die Politik dem folgt, müssen wir genau abwägen.“ Über die neuen Linien 346A und 346B soll eine direkte Verbindung zwischen Wattenscheid und Querenburg im 15-Minuten-Takt geschaffen werden. Die Linie trennt sich auf kurzen Abschnitten zwischen Talstraße und Weitmar-Mitte sowie am Gesundheitscampus. Durch die neue Verbindung soll die Campuslinie U35 entlastet werden.Der CE 31 soll auf einen 15-Minuten-Takt (statt bisher 20 Minuten) ausgebaut werden. Auch der Takt der Linie 353 soll auf 15-Minuten verbessert werden