Bochum. Gemeinsames Tochterunternehmen mit der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr soll 2017 seinen Betrieb aufnehmen. Einsparpotenzial in Millionenhöhe.
- Bogestra und VER gründen gemeinsames Tochterunternehmen
- Durch die neue Kooperation sollen Millionen gespart werden
- Personal soll abgebaut, aber betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden
Als Minderheitsgesellschafter wird die Bogestra in das gemeinsame Tochterunternehmen mit der VER, dem Nahverkehrsunternehmen für den Ennepe-Ruhr-Kreis, einsteigen.
Wie die WAZ bereits vor einigen Tagen berichtet hat, wird die „VERneu“, so der Arbeitstitel für die gemeinschaftliche Firma, schon 2017 ihren Betrieb aufnehmen – vorbehaltlich einige Stadträte und der Kreistag Ennepe-Ruhr geben ihr Einverständnis. Von einem „Meilenstein“ war bei der Vorstellung der Pläne in der VER-Zentrale in Ennepetal die Rede.
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Mit der neuen Gesellschaft sollen vor allem Kosten reduziert werden – etwa durch die gemeinsame Beschaffung von Treibstoff und Fahrzeugen, durch eine gemeinsame Leitstelle, eine bessere Auslastung von Bussen und eine sinkende Beschäftigungszahl. „Wir werden aber eine Vereinbarung schließen, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt“, sagt Bogestra-Vorstand Gisbert Schlotzhauer. Mit Betriebsräten und Gewerkschaften seien die Pläne besprochen worden. Am 24. September werde es dazu Gespräche und konkrete Verträge mit den Arbeitnehmervertretungen geben.
Einsparpotenzial in Millionenhöhe erwartet
Mittelfristig wird ein Einsparpotenzial in Millionenhöhe erwartet. Das ist auch und gerade aus Sicht des kleineren Unternehmens, der VER, wichtig. Der Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises hatte 2015 beschlossen, es müssten neue Wege für einen wirtschaftlichen und zukunftsfähigen öffentlichen Nahverkehr beschritten werden; etwa in Form einer Zusammenarbeit mit einem Nachbarn.
10,6 Millionen Euro beträgt momentan der Zuschussbedarf der VER. Indes: Auch die „große“ Bogestra, die mit ihren 2250 Mitarbeitern und Fahrgeld-Einnahmen in Höhe von 130 Millionen Euro jährlich um ein Vielfaches größer ist als der Partner aus dem Süden, der mit 345 Beschäftigten insgesamt 18 Millionen Euro umsetzt, ist ein Zuschussbetrieb; 59 Millionen Euro bringen vor allem die Städte Bochum und Gelsenkirchen allein in diesem Jahr auf, um die Defizite auszugleichen.
Diese werden die Kommunen auch künftig über die Gewinne aus dem Energiesektor kompensieren – das gilt auch für jene Routen, die die Bogestra schon jetzt im Ennepe-Kreis bedient. Für Defizite der neuen VER, von deren Gesamt-Verkehrsleistung im EN-Kreis die Bogestra mehr als 30 Prozent erbringen soll, kommen sie aber nicht auf, so Bogestra-Vorstand Andreas Kerber. Das werde durch einen Gewinnabführungsvertrag geregelt.
Wie hoch der Bogestra-Anteil am Tochterunternehmen genau sein wird, ist noch ungewiss – von 30 bis 49 Prozent ist die Rede. Mehrheitsgesellschafter in der „VERneu“müsse die bisherige VER sein, damit über die Beteiligungsgesellschaft Ennepe-Ruhr weiterhin ein steuerlicher Querverbund nach der Gegenrechnung von Energie-Gewinnen und Verkehrs-Verlusten möglich ist.
Auf dem richtigen Weg - Ein Kommentar von Andreas Rorowski
Für die einen ist eine längst überfällige Zusammenarbeit; für die anderen der Einstieg in einen späteren Zusammenschluss zweier Nahverkehrsunternehmen. Und wiederum andere sehen die Kooperation von Bogestra und VER als einen kleinen Schritt einer notwendigen Kooperation bis zur Konzentration des ÖPNV in der Metropole Ruhr.
Was immer man hinein interpretieren mag in die „VERneu“, deren sperriger Name das vielleicht unglücklichste Detail der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit ist: Die beiden Unternehmen sind zweifellos auf dem richtigen Weg.
Wer kann gegen kundenfreundlichere Leistungen sein – durch ein besseres Abstimmen von Takten und das Ende des unsäglichen Wartens auf Anschlussbusse im „Grenzgebiet“ zweier Anbieter – und wer würde es nicht begrüßen, wenn der Zuschussbetrieb ÖPNV künftig weniger Kosten verursachen würde als bislang.