Bochum/Duisburg. . Zukunftssorgen in der Stahlindustrie: 10.000 Stahlwerker werden bei einer Demo in Duisburg erwartet. Auch 2000 Kollegen aus Bochum sind dabei.

Mehr als 10.000 Stahlarbeiter werden am Montagmittag um 12.30 Uhr bei einer Großdemo in Duisburg erwartet. Schon am Morgen legten die Beschäftigten des ThyssenKrupp-Werks in Rheinhausen ihre Arbeit nieder. Zur Kundgebung werden unter anderen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erwartet.

Nach der Schließung des Outokumpu-Stahlwerks haben auch die knapp 3000 verbliebenen Bochumer Stahlarbeiter allen Grund, sich am Stahlaktionstag am Montag in Duisburg-Bruckhausen zu beteiligen – im Herzen der NRW-Stahlindustrie. IG-Metall-Bevollmächtigte Eva Kerkemeier rechnet damit, dass sich bis zu 2000 Stahlarbeiter aus Bochum in 27 Bussen und etlichen Privatfahrzeugen auf den Weg machen werden.

ThyssenKrupp-Werk längst nicht voll ausgelastet

Heinz Gerhardt ist Geschäftsführer des Betriebsrats des Thyssen-Krupp-Werks an der Essener Straße, dem mit rund 2050 Beschäftigten größten Standort von Thyssen-Krupp in dieser Stadt: „Unsere Warmbandstraße hat eine Kapazität von 360.000 Tonnen im Monat. Derzeit werden gerade einmal rund 200.000 gewalzt.“

Zwar habe der Konzern etwa mit der Reduzierung der Wochenarbeitszeit die Krise ganz gut gemeistert, doch die Emissionshandels-Gesetze und der Druck durch chinesischen Billigstahl verzerre den Wettbewerb enorm und gefährde vor Ort massiv Arbeitsplätze.

Dirk Stahlschmidt ist stellvertretender Betriebsratsvorsitzender beim Thyssen-Krupp-Stahl Elektrobandwerk an der Essener Straße. Er verweist deutlich auf die möglichen Konsequenzen mit Anspielung auf die hohen Umweltauflagen in Europa. „Werden hier Werke dicht gemacht, dann wird eben woanders produziert, was für unsere Umwelt nicht unbedingt gut sein dürfte.“

15.000 Arbeitsplätze in Bochum weggefallen

Die IG Metall hat vor dem Aktionstag am Montag einmal gerechnet: Allein in den letzten 15 Jahren sind in den acht größten Metall- und Stahlbetrieben dieser Stadt rund 15.000 Arbeitsplätze weggefallen. Wobei mit Opel, Nokia und Outokumpu gleich drei große Unternehmen ihre Werke vor Ort komplett geschlossen haben.

Am Stahl-Aktionstag wollen sich auch die Bochumer Auszubildenden beteiligen. Wie Gewerkschaftssekretär Tim Wißen erklärt, ist Thyssen-Krupp nach der Schließung der Opel-Ausbildung wieder der größte industrielle Ausbilder vor Ort. Rund 200 Ausbildungsplätze werden bereit gestellt. Außerdem hat der Betriebsrat des Bochumer Vereins Verkehrstechnik ebenfalls angekündigt, sich an der Protestveranstaltung mit Sigmar Gabriel und Hannelore Kraft als Redner zu beteiligen.

10.000 Demo-Teilnehmer in Duisburg erwartet 

Vor dem Start einer Kundgebung vor den Toren des größten deutschen Stahlkonzerns Thyssenkrupp haben die Beschäftigten am Montagmorgen die Produktion gestoppt. Es sind nur noch Notbelegschaften im Einsatz. Zu einer am Nachmittag geplanten Kundgebung vor dem Werkstor erwartet die IG Metall mehr als 10 000 Teilnehmer.

Neben IG-Metall-Chef Jörg Hofmann werden unter anderem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zu den Demonstranten sprechen. Weitere Kundgebungen sind im Saarland und in Berlin geplant. Bereits im Februar hatten Tausende Stahlarbeiter und Manager in Brüssel bei der EU protestiert.Hintergrund der Aktion sind eine Krise der Traditionsbranche durch Dumpingpreise für Stahl-Einfuhren aus China und drohende höhere Kosten durch Klima- und Energieauflagen in Europa. (dpa)