Bochum. Große Spendenbereitschaft macht Crowdfunding-Kampagne zum Erfolg. Mit 41 000 Euro wird ab 2016 ein Bus und eine feste Mitarbeiter-Stelle finanziert.
Mit einem derartigen Erfolg hatten selbst Christian Cleusters und Kristofer Lengert nicht gerechnet. „Es ist ein schönes Signal, das heute von Bochum ausgeht“, sagt Lengert strahlend, als das Ergebnis Anfang Dezember feststeht. Die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum (MFH) erhält durch eine Crowd- funding-Aktion über 41 000 Euro, um mit einem Kleinbus auch an den entlegeneren Flüchtlingsunterkünften fundierte Informationen und Unterstützung anbieten zu können. „Es ist dem tatkräftigen Engagement vieler Initiativen und Einzelpersonen sowie der großen Spendenbereitschaft zu verdanken, dass es ab Januar eine mobile Flüchtlingsberatungsstelle in Bochum geben wird.“
Fachkräfte gesucht
Konkret heißt das: Bereits im Januar 2016 soll eine volle Stelle eingerichtet sein. Bewerbungen werden ab sofort entgegengenommen. Der Bus ist voraussichtlich Ende März startklar. Vorher kann die mobile Beratung über PKWs erfolgen. „Wir haben nun glücklicherweise eine finanzielle Basis, die unsere Chancen für weitere Co-Finanzierungen verbessert“, erklärt Lengert, der bei der MFH fürs Fundraising zuständig ist. „Deshalb machen wir von hier aus mutig weiter.“
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„Wir brauchen vor allem Fachkräfte, die bereits Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit haben und idealerweise Kurdisch, Arabisch oder Serbokroatisch sprechen“, so MFH-Geschäftsführer Cleusters. Manchmal, wenn es beispielsweise um den Ausbau des Kleintransporters für die mobile Beratung geht, sind auch handwerkliche Fähigkeiten gefragt. Im vergangenen Jahr konnte die MFH zudem rund 50 ehrenamtliche Kräfte schulen. „In den meisten Unterkünften gibt es nur wenige Möglichkeiten, sich zurückzuziehen“, sagt MFH-Geschäftsführer Cleusters. Deshalb die Idee mit dem Bus. Im Inneren wird ein Raum für ungestörte Gespräche eingerichtet, während größere Gruppen draußen weiter mit Informationen versorgt werden können.
70 Unterkünfte für Flüchtlinge in Bochum
Im September gab es in Bochum bereits rund 70 Unterkünfte für Geflüchtete. Für Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten mit teilweise traumatischen Erfahrungen. „Es ist wichtig, dass man die Leute dort nicht alleine lässt“, sagt Cleusters. „Sie brauchen schnell eine psychologische und soziale Versorgung.“
Eike Leidgens, der als Psychologe für die MFH arbeitet, schildert den Fall eines jungen Mannes aus Afghanistan, der nach massiven Gewalterfahrungen unter sogenannten dissoziativen Anfällen leidet, ähnlich wie Epilepsie-Patienten. „Solche Situationen sind psychologisch sehr komplex, da ist ein psychologisches Hilfesystem notwendig.“ Deshalb ist es wichtig, dass auch Ehrenamtliche auf ihre Arbeit vorbereitet und begleitet werden.
Wobei gerade die Kampagnen-Abschluss-Party in der Szene-Bar Goldkante auch zeigte, dass einige Geflüchtete wohl vor allem eines wollen: ihr normales Leben wieder haben. Mit dem MFH-Organisationsteam sagten sie auf der Party Dank, mit den anderen Gästen konnten manche, die schon länger hier sind, Deutsch sprechen, und die Musik genießen. „Man sollte wirklich nicht zu viel Angst haben“, so Leidgens. „Unsere Gemeinsamkeiten sind in den meisten Fällen deutlich größer als viele denken.“ .
Unabhängige Menschenrechtsorganisation
Die 1997 gegründete Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum (MFH) ist eine nicht-religiöse und politisch unabhängige Menschenrechtsorganisation und widmet sich der Bereitstellung von medizinischer und psychosozialer Betreuung für Überlebende von Folter und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen, die als Flüchtlinge hier leben.
Die MFH sucht erfahrene Fachkräfte und Freiwillige, die möglichst Kurdisch, Arabisch oder Serbokroatisch sprechen.