Bochum. In Windeseile machten DRK, ASB und THW am Montag aus der Dreifachturnhalle am Lohring eine Notunterkunft. Anwohner beschwerten sich bisher nicht.

Fakoor Ahmas Sayeem machte sich auf den Weg. Alleine. Zu Fuß. Drei Monate lief der 20-jährige Mann von Afghanistan nach Deutschland. Als er ankommt, hat er nichts mehr. In seinem Herzen glüht aber noch die Hoffnung, mit der er sich auf die lange, beschwerliche Reise machte.

Er wünscht sich eine bessere Zukunft und vielleicht, wieder als Fotograf arbeiten zu können. „In Afghanistan ist es schwer zu studieren, weil wir kein Geld haben“, sagt Sayeem in fließendem Englisch. Der junge Mann ist einer von 150 Flüchtlingen, die derzeit in der Dreifachturnhalle am Lohring untergebracht sind. Die Bezirksregierung Arnsberg hatte am Montag einige Städte, darunter Bochum, aufgefordert, Notunterkünfte einzurichten.

THW und DRK leistete „grandiose Arbeit“

Montagabend sei die Stadtverwaltung auf den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit dem Wunsch herangetreten, das Notlager zu errichten und zu betreuen. Montagabend stand die Unterkunft. „Das THW und das Deutsche Rote Kreuz haben eine grandiose Arbeit in einem rasenden Tempo geleistet“, kann es ASB-Einsatzleiterin Fiona Zerres noch nicht glauben. Auf den Hallenboden wurden Flies und Spanplatten gelegt und Feldbetten in die Halle geschafft. Kurz darauf trafen zwei Busse mit 99 Flüchtlingen aus Bielefeld ein. Die medizinische Kontrolle dauerte bis morgens um halb fünf. Am Dienstag traf ein dritter Bus ein. Die Halle war bis auf den letzten Platz belegt.

Der ASB leitete bereits die Unterkünfte in Marl und in Hamm. Erneut überraschend war das Engagement der ehrenamtlichen Helfer, die sich gleich am ersten Tag zusammenfanden, um etwa bei der Essens- oder Hygieneartikelausgabe mit anzupacken. Mithilfe von Bildern, die beispielsweise eine Zahnbürste zeigen, machen die 150 Flüchtlinge, darunter 35 Kinder, deutlich, was sie benötigen. Vielen fehlt es an allem, weil sie während der Flucht ihre Koffer verloren oder sie ihnen gestohlen wurden. Aus Bangladesch, Indien, Irak oder Syrien nahmen die Flüchtlinge die meist teuren Meerüberquerungen auf sich.

Vereine rechnen mit Problemen

In Bochum sind sie trotz des Heimatverlustes „unglaublich dankbar“, sagt Zerres. Als „ungewohnt friedlich“ erlebte die ASB-Leiterin die Gäste, und auch von Seiten der Anwohner gab es keine Beschwerden. Frühzeitig hatte das Sozialamt Info-Zettel in die Briefkästen gesteckt. „Es ist wichtig, dass sich keiner bedroht fühlt.“ Das Gegenteil ist der Fall: die Menschen versuchen, mit Spenden zu helfen. Was die Helfer wirklich brauchen? Zerres’ Antwort kommt schnell: „Dolmetscher. Die kann man schwierig einpacken, aber die brauchen wir dringend.“

Drei Wochen sollen laut Bezirksregierung die Flüchtlinge in der Turnhalle am Lohring untergebracht sein. Eine Garantie wird nicht gegeben. Es bleibt unklar, ob nach den Sommerferien Sportvereine und Schulen dort spielen können. In der Dreifachturnhalle etwa trainiert ein Großteil der Astro Stars-Basketballer. Manager Hans-Peter Diehr: „Wir stellen uns auf große Probleme ein.“

Das Bundesliga-Team trainiert in der Rundsporthalle, die meisten der 36 anderen Teams aber am Lohring. Auch die Volleyballer des VfL Bochum nutzen die Dreifachturnhalle. Wie die Astro-Stars haben diese derzeit wegen des Ferienplans keine Sorgen. Der Vorsitzende Dirk Volkenandt verlässt sich auf das Wort der Verwaltung: „Wir haben die Hallen von der Stadt zugesagt bekommen.“ Diese hat derweil eine Task-Force eingesetzt, um einen Plan B zu finden. In einigen Tagen könne mit Ergebnissen gerechnet werden, sagt Stadtsprecherin Barbara Gottschlich: „Unser Ziel ist, die Hallen so schnell wie möglich wieder freizubekommen.“