Bochum. . Rund 150 Feuerwehrkräfte haben am Donnerstag in der Bochumer Innenstadt für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Der Ton war teilweise scharf.
„Wir beerdigen in Bochum den Brandschutz und die Notfallrettung“, stand auf dem Transparent, das Feuerwehrmänner vorneweg trugen. Rund 150 Kollegen zogen am Donnerstagmittag vom Hauptbahnhof vors Rathaus, wo kurz darauf der Rat zusammenkam. Die Rettungskräfte wollten für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren. Der Ton war teilweise scharf.
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Personalmangel, massenhaft aufgestaute Überstunden, Arbeitszeitverstöße, Mängel beim Brandschutz und Rettungsdienst, Doppelfunktionen im Einsatz, veraltete oder außer Dienst genommene Fahrzeuge, mangelnde Aufstiegschancen, Nachwuchssorgen - dies sind nur einige Kritikpunkte, die den Feuerwehrleuten auf den Nägeln brennen.
„Da baut sich ein Frust auf!“, rief Edgar Stary, Vorsitzender der Verdi-Landesfachgruppe Feuerwehr den Demo-Teilnehmern vor dem Rathaus zu. Auf seinem Rednerpult blinkte extra ein Blaulicht, um die Notfallsituation zu betonen. „Die Verantwortlichen“, sagte Stary und meinte die Politik, würden „die Ohren auf Durchzug stellen“, wenn sie von den Problemen der Feuerwehr hörten.
„Das nehmen wir nicht mehr hin. Es geht um die Sicherheit der ganzen Stadt.“ Die Verantwortlichen würde es wohl nicht interessieren, „dass unsere Leute am Ende der Kräfte sind, dass die Motivation verloren geht“.
„Hier liegt ein schweres Organisationsversagen vor“
Beim Alarmdienst der Bochumer Feuerwehr arbeiten 250 Kräfte. Auf eine 24-Stunden-Schicht folgen 48 Stunden Freizeit. Rund um die Uhr sind immer 80 Kräfte im Dienst. Um den Betrieb aber korrekt aufrechtzuerhalten, müssen Überstunden gefahren werden, die nicht mehr abgeleistet werden können. Rund 25.000 Überstunden sollen sich angehäuft haben.
In der Leitstelle fehlen zehn Kräfte
Verdi-Fachgruppenleiter Oldach nannte als Beispiel für die schwierige Situation die Leitstelle: Dort würden zehn Leute fehlen. Manchmal säße dort einer „ganz allein - und soll das Geschäft über die Bühne bringen“.
Einige Feuerwehrleute sollen sich in Nachbarstädte im Umkreis wegbeworben haben, weil sie dort trotz gleicher Tätigkeit besser besoldet werden. Sie würden zum Beispiel nach A8 statt wie hier A7 bezahlt, hieß es.
„Hier liegt ein schweres Organisationsversagen vor“, rief Frank Oldach ins Mikro, Vorsitzender der Fachgruppe Feuerwehr Bochum. Durch die Doppelfunktion Rettungsdienst (u.a. für akute Erkrankungen und andere Notlagen) und Brandschutz (u.a. Feuerbekämpfung) würden häufig die Unfallverhütungsvorschriften nicht mehr eingehalten.
Wenn Kollegen ein Feuer bekämpfen müssten, könnte meist kein Sicherheitstrupp mehr bereitgestellt werden, weil die Kollegen im Rettungsdienst gebunden seien. Und dort würde die Anzahl der Einsätze immer weiter ansteigen. Oldach: „Die Sicherheit wird seit Jahren mit Füßen getreten.“