Bochum. Bernd Kiesewetter, Redakteur bei der WAZ, wollte wissen, ob er auch ohne spezielles Training fit für die Feuerwehr ist. In Bochum absolvierte er den körperlichen Eignungstest - Liegestütze, Klimmzüge oder auf dem Schwebebalken balancieren. Nur knapp ist er an den Anforderungen gescheitert. Eine Reportage.

Bin ich eigentlich fit für die Berufsfeuerwehr? Habe ich genug Muckis? Kann ich gut und schnell genug klettern, werfen, schleppen, spurten, dauerlaufen, tauchen, schwimmen, springen, balancieren und mit schwerem Gerät durch ein dunkles Gitterröhren-Labyrinth kriechen? Eine Selbstaufgabe, die ziemlich blamageträchtig ist! Und tatsächlich, am Ende hat es nicht ganz gereicht. Grund: Einmal bin ich drei Sekunden zu langsam über eine läppische Stange gehüpft.

Auf der 20 Meter hohen und 60 Grad steilen Drehleiter. (Foto: Ingo Otto)
Auf der 20 Meter hohen und 60 Grad steilen Drehleiter. (Foto: Ingo Otto)

Morgens 8.30 Uhr, Olympiastützpunkt Wattenscheid. Als ich die Turnhalle betrete, machen sich alle 41 Mitbewerber bereits warm. Für sie ist das hier ernst, sie wollen wirklich Feuerwehrmann werden. Ich gehe hier nur als Reporter an den Start. Mit 49 Jahren bin ich mehr als doppelt so alt wie der älteste Aspirant - und anders als sie habe ich auch keinen Waschbrettbauch und für die insgesamt 16 Übungen auch nicht speziell trainiert. Meine einzige Vorbereitung: Wer elf Jahre lang tagtäglich mit einer Schlittenhündin durch die Botanik läuft, erfreut sich einer guten Grundkondition.

Drei Sekunden zu langsam gesprungen

Der „körperliche Eignungstest“ der Feuerwehr ist nichts für Warmduscher. Schließlich muss ein Profi im Feuer topfit sein und Nerven aus Stahl zeigen. Wer auch nur eine einzige Übung verpatzt, fliegt sofort raus. Ich hätte dazugehört, aber nur ein einziges Mal: In 30 Sekunden muss ich 42-mal rechts-links über eine rund 30 Zentimeter hohe Querstange springen. Ich brauche 33 Sekunden, weil mir die Beine explodieren.

400 und 3000 Meter Laufen auf Zeit - geschafft! (Foto: Ingo Otto)
400 und 3000 Meter Laufen auf Zeit - geschafft! (Foto: Ingo Otto)

Kraftsport ist mir so fremd wie einem Bergsteiger der Sandstrand. Also denke ich: Du musst im Kopf völlig frei sein, dann atmest du auch locker und hälst das durch. Auf Kommando muss ich teils irre schnelle Liegestütz-Übungen überstehen, einen Klimmzug 45 Sekunden halten, einen Medizinball über eine Marke werfen und ein Handkraftmessgerät zusammenpressen, als sei ich Spinat-Popeye.

Ich muss auf dem Schwebebalken balancieren und dort einen Sandsack auf- und ablegen. Ich muss wie ein Wiesel bodentief durch offene Kästen flitzen und vorher zum Zwecke der Verwirrung einen Purzelbaum schlagen - und all dies in gnadenlos wenigen Sekunden. Nicht zu vergessen die „Menschenrettung“: Einen Dummy (75 kg) soll ich durch einen 66-Meter-Parcours schleifen. Erlaubt sind 60 Sekunden. Nach exakt dieser Zeit breche ich mit meinem Dummy zusammen - aber im Ziel. Die umstehenden Feuerwehr-Profis applaudieren höflich.

Die Muskeln brennen, aber das Adrenalin brennt ebenfalls

Die Muskeln brennen, aber das Adrenalin brennt ebenfalls. Im benachbarten Lohrheidestadion laufe ich 400 Meter. Die Rausflieg-Marke: 85 Sekunden. Ich sause als Letzter durchs Ziel, gegen die Jugend hast du im Spurt keine Chance. Aber ich bleibe unter 80 Sekunden. Direkt danach renne ich 3000 Meter und schaffe sie unter 14 Minuten. Diesmal nicht als Letzter und wieder in der Norm (15 Minuten).

45 Sekunden Klimmzug halten. (Foto: Ingo Otto)
45 Sekunden Klimmzug halten. (Foto: Ingo Otto)

Im Schwimmbad höre ich, dass die Hälfte der Bewerber schon weg ist. Das ermutigt mich aber keineswegs, denn nun muss ich 15 Meter tauchen. In den letzten 30 Jahren befand ich mich höchstens dreimal unter Wasser - und das war in der Badewanne. Die Feuerwehr winkt mich nach dem Auftauchen soeben noch durch. Danach muss ich 400 Meter auf Zeit schwimmen: Kraulen, Brust und Rücken ohne Arme.

Wer zu Platzangst neigt, bekommt Probleme

Nach vier Stunden wartet auf Wache 1 eine Drehleiter. 20 Meter hoch, 60 Grad steil, viel Luft unter den Sohlen. Das Klettern ist leicht, aber die Uniform schwer. Sie wird noch schwerer, als mir die Feuerwehr eine Sauerstoffflasche auf den Rücken schnallt, meinen Kopf in eine Atemmaske und einen Helm presst und mich in einen finsteren Trainingskeller schickt.

Redakteur vs. Feuerwehr

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    Wer zu Platzangst neigt, bekommt dort Probleme. Auf allen Vieren und ohne Stirnlampe krabbel ich bei fast völliger Dunkelheit durch ein superenges und mit Schikanen gespicktes Röhrensystem (30 m) und ertaste mir zeitlupenartig den Weg.

    Von 16 Übungen 14 voll bestanden, eine nicht und eine weitere, den Dunkelkeller, nur so la-la. Das reicht nicht für die Berufsfeuerwehr. Ich tröste mich: Über 30-Jährige werden sowieso nicht genommen.