Bochum. Schwarzfahren soll ab Januar teurer werden. Die Politik plant eine Erhöhung des Bußgeldes von 40 auf 60 Euro. Bei der Bogestra richten Fahrgäste ohne Ticket jährlich einen Schaden von geschätzt rund 900.000 Euro an. Das Unternehmen glaubt, dass fast ein Prozent der Fahrgäste keine gültige Fahrkarte hat.

1800 Euro soll eine 27-jährige Bochumerin für eine Serie von Schwarzfahrten mit der Bahn bezahlen. Jeweils 6,50 Euro hätte ihr Ticket gekostet. Die Frau sollte am Mittwoch vor dem Amtsgericht erscheinen, wegen „Erschleichens von Leistungen“, doch sie blieb unentschuldigt fern. Der Richter verhängte einen Strafbefehl über 90 Tagessätze zu je 20 Euro. Solche Fälle könnten künftig seltener werden, denn die Politik will das Bußgeld für Schwarzfahrten ab Januar von 40 auf 60 Euro erhöhen. Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns findet das gut: „60 Euro schrecken vielleicht ab.“

Die Bogestra schätzt, dass sie durch Schwarzfahrer einen jährlichen Schaden von rund 900.000 Euro erleidet. Von den ca. 145 Millionen Fahrgästen im Jahr kontrolliert sie drei Prozent – ein „hoher Kontrollgrad“. Fast ein Prozent, immerhin mehr als eine Million Menschen, fahren Hochrechnungen zufolge ohne gültiges Ticket.

Keine wilden Verfolgungen mehr

Erwischt werden sie von den 120 „Kundenbetreuern“. Die Bogestra betont aber, dass es ihr nicht so sehr um zusätzliche Einnahmen gehe, sondern um die Motivierung der Kunden, immer mit Ticket in Bus und Bahn einzusteigen. „Wir wollen die Leute überzeugen, sich ein Ticket von vornherein zu kaufen, weil es sich nicht lohnt schwarzzufahren“, sagt Sandra Bruns.

Dieses Ziel drückt sich auch schon mal in gezielten Einzelaktionen aus, wenn die Zugänge zu einem Bahnsteig durch Ticket-Kontrollen überwacht werden. Solche Aktionen sollen nur selten vorkommen, weil die Kundenbetreuer vor allem auch Berater und Service-Mitarbeiter seien, zum Beispiel wenn sie einem Fahrgast den Koffer tragen. Dass sie Schwarzfahrern, die flüchten, hinterrennen würden, gebe es schon lange nicht mehr.

Mehrzahl der Kunden besitzt ein Ticket-Abo

Wegen Schwarzfahrens kommt man eher nur im schweren Wiederholungsfall vor Gericht. Die Bogestra stellt erst dann einen Strafantrag, wenn jemand dreimal in einem Jahr aufgeflogen ist. Dann kümmern sich auch die Polizei und die Staatsanwaltschaft um den Fall. Der Strafrahmen reicht bis zu einem Jahr Haft. Das steht auch nicht nur auf dem Papier: Ein 32-jähriger Bochumer, der am Mittwoch vor Gericht ebenfalls wegen siebenfachen Schwarzfahrens angeklagt war (den Termin aber schwänzte), droht nun ernsthaft eine Freiheitsstrafe, wenn auch auf Bewährung.

Wer ohne Ticket erwischt wird, muss jedoch nicht immer 40 bzw. bald 60 Euro zahlen. Die Mehrzahl der Kunden (70 Prozent) besitzt ein Abo-Ticket. Wer ein personenbezogenes Abo-Ticket zu Hause vergessen hat und dann kontrolliert wird, kann es später bei der Bogestra vorzeigen. Dann sind nur sieben Euro Gebühr fällig. Die anderen, die quasi vorsätzlichen Schwarzfahrer, müssen aber binnen zwei Wochen das volle Bußgeld zahlen. Sonst gibt es Mahnungen. Als letztes Mittel schaltet die Bogestra ein Inkasso-Büro ein.

(Noch) kein Lockangebot für Schwarzfahrer

Anders als in Essen bietet die Bogestra kein „Lockangebot“ für ertappte Schwarzfahrer an: In der Nachbarstadt werden die 40 Euro Bußgeld erlassen, wenn die Schwarzfahrer binnen drei Tagen ein Ticket 1000, 2000 oder ein Jahres-Abo kaufen.

Die Bogestra kommentierte aber: „Wir sind offen für alles.“