Bochum. Die Busfahrer der Bogestra beschleunigen und stoppen mit einem elektronischem Kontrollsystem zum Diesel sparen an Bord nun wesentlich sanfter als früher. Ältere Fahrgäste und Eltern mit Kinderwagen wissen das zu schätzen. Die Sprit-Spar-Technik wird gleichzeitig zum Exportschlager.
Das Modell des „gläsernen Busfahrers“, dessen Fahrstil elektronisch erfasst und ausgewertet wird, entwickelt sich bei der Bogestra zum Exportschlager. Nahverkehrsunternehmen aus Zürich, Wien, Osnabrück und Münster ließen sich mittlerweile das Ribas-System erklären. Die Sprit-Spar-Technik hilft, die Fahrkosten deutlich zu senken.
8,2 Millionen Liter Diesel verbrauchten die 252 Busse der Bogestra 2013. Kostenpunkt: fast 8,5 Millionen Euro. Mit Hilfe des von der Firma Kienzle entwickelten elektronischen Kontrollsystems „Ribas“ lernen die Bogestra-Busfahrer daher seit Herbst 2013 Sprit sparend zu fahren. Akustische und optische Signale zeigen an, wie stark aufs Gaspedal gedrückt, wann gebremst oder geschaltet werden soll.
Fahrer erhalten bis zu 2000 Euro Prämie
Ziel ist es, dank der optimierten Fahrweise fünf Prozent weniger Kraftstoff zu verbrauchen. Die Hälfte des eingesparten Geldes fließt als Prämie an die Busfahrer zurück. „400 bis 450 Euro Prämie haben die ersten Fahrer bereits bekommen“, sagt Jörg Filter, Geschäftsbereichsleiter Infrastruktur und Fahrzeuge bei der Bogestra. „Am Jahresende gibt es noch einmal einen Bonus.“ Die Ersparnis dank Ribas liege derzeit sogar bei fast sieben Prozent.
Die Kritik, die mit der Einführung des Systems im Herbst 2013 am Betriebshof in Gelsenkirchen-Ückendorf aufkam, ist weitgehend verstummt. Fahrer hatten Angst, bei schlechter Fahrweise Ärger zu bekommen. Mittlerweile sei ein Wettbewerb unter den rund 800 Busfahrern um die Prämien entbrannt, pro Jahr könnten bis zu 2000 Euro eingestrichen werden, heißt es. Seit wenigen Wochen sind alle Bogestra-Busse mit Ribas ausgerüstet.
Bochum und Gelsenkirchen schießen pro Jahr 59,5 Millionen Euro zu
Vorstand Gisbert Schlotzhauer freut sich zudem über einen Nebeneffekt des ökonomischen Fahrens: „Kunden berichten uns, dass ihnen sehr positiv aufgefallen sei, dass unsere Busse neuerdings langsamer anfahren und vorsichtiger anhalten.“ Insbesondere ältere Fahrgäste wissen das zu schätzen, wie sich erst in der vergangenen Woche beim zusammen mit der Polizei durchgeführten Rollatorentraining in Witten herausstellte.
Kosten sparen ist zentrales Thema bei der Bogestra. Der Zuschuss der Eigentümer-Städte Bochum und Gelsenkirchen ist auf 59,5 Mio Euro pro Jahr gedeckelt. Der Kauf von 15 Hybridbussen im Jahr 2008 (Ersparnis: 10 l Diesel auf 100 km) und die Kooperation mit Nahverkehrsunternehmen im östlichen Ruhrgebiet (z.B. gemeinsamer Einkauf, gemeinsame Leitstellen) helfen, das deftige Minus im Zaum zu halten. „Gleichwohl“, so Schlotzhauer, „erfüllen wir natürlich Sonderwünsche unserer Eigentümer.“ Seit wenigen Wochen pendelt daher zum Beispiel ein Nachtexpress zwischen Gelsenkirchen-Buer und dem Bermuda-Dreieck in Bochum.