Ruhrgebiet. . Der Anteil der Schwarzfahrer ist bei vielen Nahverkehrsgesellschaften auf etwa ein Prozent gesunken. Bis vor wenigen Jahren galten drei bis fünf Prozent als völlig normal. Der Grund für den Rückgang: der “kontrollierte elektronische Vordereinstieg“. Aber Schlupflöcher bleiben.
Noch nie waren so wenige Schwarzfahrer im Ruhrgebiet unterwegs. Die Verkehrsunternehmen haben ihren Anteil, je nach Stadt, im letzten Jahr auf 0,5 bis 1,8 Prozent gedrückt, ergab eine Recherche der WAZ Mediengruppe. Bis vor wenigen Jahren galten drei bis fünf Prozent als völlig normal.
Der Grund für den Rückgang: Alle haben in den letzten Jahren eingeführt, das Fahrgäste im Bus nur noch vorne einsteigen können und dem Fahrer im Vorbeigehen ihre Tickets zeigen. Zusätzlich wurden 2011/12 Lesegeräte angebracht, die die elektronischen Tickets prüfen und, falls sie gültig sind, grün leuchten und freundlich piepsen. „Der kontrollierte elektronische Vordereinstieg war ein wichtiger Schritt“, sagt die Sprecherin des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, Sabine Tkatzik. Kontrollen unterwegs gibt es aber weiterhin.
Duisburg und Mülheim haben höhere Werte
Denn Schlupflöcher bleiben. Erstens: Fahrgäste in Straßenbahnen und U-Bahnen müssen an keinem Fahrer vorbei. Zweitens: Bei großem Andrang etwa im Berufsverkehr öffnen Busfahrer durchaus auch hinten – sonst kommen sie nie mehr an. Und drittens: „Gefälschte oder manipulierte Tickets bleiben ein Thema“, sagt Norbert Konegen, der Sprecher der Vestischen im Kreis Recklinghausen.
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Mit Schwarzfahrer-Quoten deutlich über drei Prozent fallen Duisburg und Mülheim inzwischen weit aus dem Rahmen. „Das ist schwer zu erklären“, sagt ein Sprecher: „Vielleicht liegt es an den Kontrollen, vielleicht gibt es soziokulturelle Gründe.“
Trotz des gesunkenen Anteils der Schwarzfahrer entgehen den großen Nahverkehrsunternehmen zusammen immer noch geschätzte 10 Millionen Euro Einnahmen. Bogestra und Evag, MVG wie Stoag unterstützen daher alle die Forderung des „Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen“, dass Schwarzfahrer statt bisher 40 künftig 60 Euro Buße zahlen sollen – und im Wiederholungsfall 120 Euro. Wer auch noch zum dritten Mal erwischt wird, wird inzwischen in der Regel angezeigt. Das ist neu und führt zu dem Ergebnis, dass es weniger Schwarzfahrer, aber mehr Anzeigen gibt: ein kurioses Phänomen, das aber gerade in der Kriminalstatistik öfter auftritt.
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Oberhausen tanzt aus der Reihe – vielleicht
Etwas aus der Reihe tanzt Oberhausen, wo die Quote auf niedrigem Niveau zuletzt wieder stieg: von 0,8 auf 1,4 Prozent 2012. Freilich hat die Stoag auch die Umstände geändert: Sie kontrolliert jetzt, sagt Sprecherin Sabine Müller, „vor allem an Wochenenden und nachts“. Ob wirklich mehr Leute schwarzfahren oder wegen der neuen Kontrollen nur auffallen, sei noch nicht klar.