Essen. Erneut muss die Bahn das Verhalten ihrer Kontrolleure erklären. Diesmal hat eine Schaffnerin einen Blinden wie einen Schwarzfahrer behandelt, der sich mit Zweite-Klasse-Ticket in die Erste Klasse gesetzt hatte. Aus Platznot, aus Verunsicherung und nur vorübergehend, wie er beteuert.
Zum zweiten mal in zwei Wochen macht die Bahn mit dem kompromisslosen Vorgehen von Schaffnern Schlagzeilen. Im WDR berichtete am Montag Fahrgast Björn Heinig von seinem Erlebnis im Regionalexpress von Mülheim nach Gütersloh. Heinig, 33, ist blind und hat einen Schwerbehindertenausweis, der ihn zu freien Fahrten in der Zweiten Klasse berechtigt.
Bei dieser Fahrt sei die Zweite Klasse jedoch so voll gewesen, dass er sich dort unsicher gefühlt habe - sagte Heinig dem Sender. Daher habe er - vorübergehend, wie er betont - in der Ersten Klasse Platz genommen. Doch in Höhe von Bochum wurde er kontrolliert, und die Schaffnerin erwies sich als hart: Sie ließ ihn Strafe zahlen, die 40 Euro "erhöhtes Beförderungsentgelt", die in solchen Fällen üblich sind.
Die Bahn wünscht sich von ihren Mitarbeitern mehr Fingerspitzengefühl
Die Bahn äußerte sich am Montag zu dem Vorfall. Ein Sprecher sagte dem WDR, ein Fehlverhalten der Schaffnerin liege nicht vor. Denn Heinig habe sich auf eigene Faust in die Erste Klasse gesetzt, statt die Schaffnerin um Hilfe zu bitten. Gleichwohl wolle die Bahn die 40 Euro Bußgeld zurückerstatten. Und: Sie wünsche sich von ihren Mitarbeitern künftig "mehr Fingerspitzengefühl in solchen Einzelfällen".
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Solche Einzelfälle gibt es öfter. Erst am 20. November hatte eine kompromisslose Schaffnerin Schlagzeilen gemacht, als sie im ostwestfälischen Löhne eine ganze Schulklasse auf dem Bahnsteig stehen ließ. Die Lehrerin hatte vergessen, das Gruppenticket zu entwerten. Die Schaffnerin drohte mit 40 Euro Bußgeld - für jedes der mehr als 20 Kinder.