Bochum. Zum 73. Katholikentag kamen 1949 fast 600.000 Gläubige nach Bochum. Der 82-jährige Alfons Stiewe war damals Messdiener: „Es war überwältigend.“
Strahlend goldfarben glänzte der fast 30 Meter hohe Baldachin, der den Altar krönte, und kontrastierte mit der grauen Hochofen-Kulisse des Bochumer Vereins im Hintergrund. Wo heute der Hammer Park liegt, kamen vom 1. bis 4. September 1949 fast 600 000 Gläubige zum 73. Katholikentag zusammen.
Alfons Stiewe war besonders stolz, dass er zu den Messdienern gehörte, die sich beim Gottesdienst auf die Stufen stellen durften, die hoch zu dem imposanten Turm führten.
Trümmer für den Katholikentag beiseite geschafft
Auf der linken Seite der Dritte war er, daran erinnert sich der heute 82-Jährige noch gut. Werbekarten in Farbe zeigten schon im Vorfeld des Katholikentages die imposante Kulisse.„Es war überwältigend, dass wir dabei sein durften.“
Die Dreifaltigkeitskirche in Hamme war Alfons Stiewes Pfarrkirche. Zerstört im Krieg, war an selber Stelle eine Notkirche innerhalb der Ruine errichtet worden.
Überhaupt lag Bochum noch in Trümmern; die Wunden des Kriegs waren längst nicht verheilt. Aber für den Katholikentag, da putzte sich die Stadt heraus, da schaffte man so viel Schutt wie möglich beiseite.
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Es war der zweite Katholikentag nach dem Krieg. 1948 noch hatte Alfons Stiewe die Ansprache von Papst Pius XII. beim Katholikentag in Mainz in einem Radio verfolgt, das in seiner Kirche aufgestellt worden war. Und nun hält dieser Papst eine Radioansprache für den Bochumer Katholikentag, jener Papst, dessen Tod neun Jahre später zum Medienereignis wurde, als das Radio aus seinem Sterbezimmer sendete und Bilder des Toten in Umlauf kamen.
Auch Konrad Adenauer zählte zu den Gästen des Katholikentages. Die CDU hatte bei der ersten Bundestagswahl am 14. August die Mehrheit der Stimmen bekommen, zum Kanzler gewählt wurde Adenauer zwei Wochen nach dem kirchlichen Großereignis in Bochum.
Täglich bis zu 40 Messen feierten die Gläubigen; die Eröffnungsveranstaltung zog 60.000 Menschen in die 150 Meter lange „Kanonenhalle“ des Bochumer Vereins, die so vor dem Abbau gerettet und entmilitarisiert werden konnte.
Bochum profitiert bis heute vom Katholikentag
Noch heute profitiert Bochum von der Großveranstaltung. Der provisorische „Katholikentagsbahnhof“, der am ersten Tag des Glaubensfestes in Betrieb ging, ist heute die Rotunde.
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Mit den 100.000 D-Mark, die auf dem Katholikentag als „Stundenlohnspende“ gesammelt wurden, entstand in Harpen das 1953 fertiggestellte „Katholikentagsdorf“. In der Siedlung stehen noch heute 83 Häuser.
>> Multimedia-Chronik: Bochum von 1948 bis 2018
Dieser Artikel ist Teil des ProBO-Projektes „70 Jahre WAZ – 70 Jahre Bochum“. Unser Zeitstrahl Bochum70.waz.de bietet zu Nachrichten und Ereignissen, die für Bochum(er) zwischen 1948 und 2018 wichtig waren oder wurden, historische Filmaufnahmen, Fotos und die alten WAZ-Zeitungsseiten zum Durchblättern. Auf dem Spezial können Sie auch eigene Bochumer Stadtgeschichten und Fotos hochladen. Das erste Jahresthema der Multimedia-Chronik: die Gründung der WAZ in Bochum im Jahr 1948.