Bochum. Die Entscheidung ist gefallen, Dieter Hecking hat Timo Horn zur Nummer eins des VfL Bochum gemacht. Patrick Drewes reagiert vorbildlich.

Am Donnerstagvormittag war Dieter Hecking noch zu Scherzen aufgelegt. Als sowohl Timo Horn als auch Patrick Drewes in Gesprächen mit Reportern dieser Redaktion waren, empfahl er, auch Paul Grave im Rennen um die Position zwischen den Pfosten für die Partie am Samstag beim VfL Wolfsburg mitzubedenken. Gut eineinhalb Stunden später bei der Pressekonferenz wurde der Trainer des VfL Bochum konkreter: Horn übernimmt als neuer Stammkeeper von Drewes.

„Es ist eine Entscheidung für Timo Horn, nicht gegen Patti“, erklärte Hecking. Der ehemalige Kölner habe seine Sache im Derby gegen Borussia Dortmund einfach gut gemacht. Nicht nur, weil er die Null gehalten habe. „Er hat es sich verdient“, so der Trainer. „Er hat im Training sehr stabil gehalten, Patrick unterstützt.“ Generell herrsche es in der Torwartgruppe, zu der neben den beiden und Grave auch U21-Keeper Hugo Rölleke und Torwarttrainer Sebastian Baumgartner gehören, „ein sehr, sehr guter Geist“. Dass er sich nun für einen Torhüter entscheiden musste, sei keine leichte Aufgabe gewesen. „Ich habe Patti nichts vorzuwerfen. Er hatte vielleicht auch einfach nicht das Spielglück“, sagte Hecking

Timo Horn (l.) löst Patrick Drewes beim VfL Bochum als Nummer eins ab.
Timo Horn (l.) löst Patrick Drewes beim VfL Bochum als Nummer eins ab. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

VfL Bochum: Drewes erst krank - und dann degradiert

Drewes hatte vor allem Krankheitspech vor dem Derby gegen den BVB. Vergangenen Freitag musste sich Drewes, der bis dahin in jedem VfL-Pflichtspiel im Tor stand, mit Fieber abmelden. Horn rückte für ihn rein - und überzeugte. Wenngleich er wie Drewes mitunter zu häufig auf der Linie blieb, dort aber stark hielt. Fans und Mitspieler zeigten sich angetan von seiner Ausstrahlung. Am Dienstag dann meldete sich Drewes im Training zurück, sagte am Donnerstag, er sei „wieder komplett genesen und gesund“. Doch seinen Platz im VfL-Tor muss er nun abgeben. Wohl bis zum Saisonende. „Es ist besprochen, dass wir erstmal nicht mehr wechseln werden. Ich bin kein Freund davon, pausenlos zu wechseln“, sagte Hecking.

Hängen lassen wird sich Drewes nicht, das kündigte er schon vor dem klärenden Gespräch mit Hecking am Donnerstagmittag an. „Ich trainiere so, dass ich am Wochenende bereit bin zu spielen“, sagte der 32-Jährige. Und er werde als Teamplayer ohnehin alles geben, zum Wohl der Mannschaft. „Es ist keine Floskel, dass wir als Torwart-Trio eng zusammenstehen. Das gilt es in allen Saisonphasen auch zu leben. Das wird auch weiterhin bei uns so sein. Wir stellen eine gute Gruppe dar, die sich gut versteht.“

Timo Horn hielt die Null gegen Borussia Dortmund.
Timo Horn hielt die Null gegen Borussia Dortmund. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

VfL Bochum: Timo Horn hat sich die Beförderung verdient

Das betonte auch Horn stets, der im Laufe des Trainingslagers im vergangenen Sommer zum Team stieß und sich seitdem klaglos als echte Nummer zwei bewies, die Drewes in jedem Training unterstützte - aber auch den Konkurrenzkampf anfachte. Mit Erfolg. Seinen Einsatz gegen Dortmund durch die krankheitsbedingte Absage seines Kollegen nutzte er. „Das Dortmund-Spiel ist, glaube ich, ganz gut gelaufen für mich“, sagte er. So viele positive Nachrichten wie nach der Partie habe er sonst nur zum Geburtstag bekommen. „Das war sehr positiv und es war eine sehr emotionale Geschichte für mich und meine Familie, nach drei Jahren wieder in der Bundesliga auflaufen zu können. Das war ein Riesen-Moment für mich, dieses Spiel zu bekommen und dass es dann auch noch so gelaufen ist – positiv, zu Null, mit einem Heimsieg gegen Dortmund - das war ein Traum.“

Diesen Traum kann er nun weiterleben, viele Fans forderten schon seit Wochen seinen Einsatz, warfen Drewes vor, keine Spiele für den VfL zu gewinnen. Für Horn spricht, dass er die Situation im Abstiegskampf aus seiner Zeit beim 1. FC Köln kennt. „Wir waren schon öfter totgeglaubt mit dem FC damals, aber wir haben es fast immer geschafft, die Klasse zu halten, einmal über die Relegation in Kiel“, sagte Horn. Ähnlich sei es nun beim VfL Bochum. Die Mannschaft sei schon längst abgeschrieben gewesen, belegt aber punktgleich mit Heidenheim den 17. Tabellenrang, kann aus eigener Kraft mindestens den Relegationsrang erreichen zum Saisonende. „Ich glaube, die Mannschaften, die unten stehen, spüren auch den Druck von uns. Wichtig ist, dass wir das jetzt konstant in den kommenden Wochen abrufen. Dann bin ich fest davon überzeugt, dass wir die Klasse halten.“

Patrick Drewes spielte zuletzt gegen Holstein Kiel.
Patrick Drewes spielte zuletzt gegen Holstein Kiel. © Getty Images | Selim Sudheimer

Dafür muss der VfL Bochum aber auch endlich auswärts Punkte holen. In Wolfsburg rechnen sie sich trotz der momentanen Stärke des Gegners durchaus etwas aus. Beim 2:2 in Kiel habe die Mannschaft schon ein anderes Auswärtsgesicht als im gesamten Saisonverlauf gezeigt. „Ich glaube, das muss die Marschroute sein in den nächsten Wochen. Ich glaube, da bekommen viele Mannschaften dann auch Probleme im Spielaufbau, wenn es so eng ist“, sagte Horn mit Blick auf die Partie am Samstag. „Das haben wir ganz klar gesagt, dass wir das auch in Wolfsburg auf den Platz bringen wollen.“

VfL Bochum: Aktion für Fans vor Auswärtsspiel

Das dann auch im Zusammenspiel mit den Fans. 2500 von ihnen werden mit nach Wolfsburg reisen, die Mannschaft hat sich für sie eine besondere Aktion ausgedacht, verteilt vor der Abfahrt in Bochum Getränke, Snacks und Schals. „Es beginnt die heiße Phase, in der es darum geht, dass alle zusammenstehen“, sagte Drewes zu der Aktion. „Egal, welcher Fan ins Stadion kommt, jeder drückt dem VfL die Daumen und wünscht sich nichts sehnlicher als den Klassenerhalt. Es geht uns darum, alle zusammen zu holen. Wir haben über die gesamte Saison hinweg eine überragende Unterstützung in Heim- und Auswärtsspielen erfahren. Wenn ich sehe, dass bei jedem Auswärtsspiel, egal wie viele Kilometer entfernt, Tausende Fans dabei sind, dann wollen wir mit einer kleinen Geste etwas zurückgeben.“

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