Bochum. Immer wieder wird in Fankreisen des VfL Bochum über Torhüter Patrick Drewes diskutiert. Aber ist Timo Horn die bessere Alternative?

Man kann inzwischen die Uhr danach stellen: Kassiert Patrick Drewes ein Gegentor, wird in sozialen Medien direkt nach einem vermeintlichen Fehler des Keepers des VfL Bochum gesucht. So auch am Sonntagnachmittag, als die Nummer eins von Trainer Dieter Hecking in der 50. Minute einen Kopfball von David Zec nicht abwehren konnte und bei Holstein Kiel den Ausgleich zum 2:2 kassierte.

In den Sozialen Medien und in den Foren, in denen der VfL thematisiert wird, war die Schuldzuweisung klar: Den muss Drewes halten. Zwar verlor Innenverteidiger Ivan Ordets sein Kopfballduell gegen Zec deutlich, der Kieler hatte dadurch leichtes Spiel bei seinem Kopfball. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass Drewes nicht gut beim Gegentor aussah, der Ball haltbar wirkte.

Szenen wie diese häuften sich zuletzt, seit Wochen wird diskutiert, ob Drewes noch der sichere Rückhalt sei, den man im Kampf gegen den Abstieg benötigt. Mithilfe des Datenanalyse-Unternehmens Createfootball widmen wir uns dieser Thematik, die durch den von Dieter Hecking angekündigten Torwartwechsel im Revierderby gegen den BVB am Samstag (15.§0 Uhr) aktueller denn je ist.

VfL Bochum: Das macht Drewes gut, das macht er schlecht

Ein Kritikpunkt, der Drewes immer wieder von VfL-Anhängern angelastet wird, ist die fehlende Souveränität im Strafraum. Er klebe zu häufig auf der Linie. Sicherlich ein Punkt, der auch beim Gegentreffer zum 2:2 gegen Kiel zutraf. Statistisch lässt sich dieser Eindruck tatsächlich belegen. Drewes agiert sehr konservativ und abwartend in der Torverteidigung und fängt auch nur drei Prozent aller Flanken ab. In der Vorsaison war er in der 2. Liga dabei deutlich stärker.

Patrick Drewes wird beim VfL Bochum kritisch beäugt.
Patrick Drewes wird beim VfL Bochum kritisch beäugt. © Getty Images | Lars Baron

Zudem gehört der 32-Jährige, der schon 46 Gegentore kassierte, auf der Linie zu den drei schwächsten Keepern der Liga - in der Vorsaison glänzte er beim Karlsruher SC noch bei diesen Werten. Auch ist der Prozentsatz der abgewehrten Schüsse von Drewes - trotz einiger Glanztaten wie etwa gegen den SC Freiburg, als er einen höheren Rückstand bei der 0:1-Heimpleite verhinderte, - der schwächste der gesamten Liga. Gerade einmal knapp über 50 Prozent der Schüsse, die auf seinen Kasten kommen, kann er abwehren. Zur Wahrheit gehört allerdings: Der VfL lässt im Bundesligavergleich den Gegner in die besten Schusspositionen kommen.

In der Spieleröffnung hingegen - anders als in der öffentlichen Wahrnehmung oft behauptet - ist Drewes ein wichtiger Faktor für den VfL. Kein Torhüter spielt mehr progressive Bälle von hinten heraus (16,9 pro Spiel), nur St. Paulis Keeper Nikola Vasilj ist dabei präziser. Doch viel springt dabei am Ende nicht heraus, was allerdings eher an den Mitspielern von Drewes liegt als an ihm selbst.

VfL Bochum: Wo Timo Horn seine Stärken hat

Ist Horn denn nun eine Alternative? Allein die lange Zeit ohne Spielpraxis dürfte es Trainer Hecking derzeit schwer machen, einen Torwartwechsel vorzunehmen. Horn verlor in der Rückrunde 2020/2021 nach teils grober Aussetzer seinen Stammplatz beim 1. FC Köln, kommt seitdem gerade einmal auf vier Einsätze in Pflichtspielen. Beim VfL Bochum stand er nur in Testspielen auf dem Platz.

Bislang nur in Testspielen im Einsatz: Timo Horn.
Bislang nur in Testspielen im Einsatz: Timo Horn. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO / Teresa Kröger

Dabei hätte er durchaus Argumente auf seiner Seite für Einsätze beim VfL Bochum - zumindest war dies in der Vergangenheit der Fall. In der Strafraumbeherrschung hat er deutlich mehr Stärken als Drewes, ist fußballerisch zudem gut ausgebildet und war in seiner letzten Saison als Stammspieler effektiv darin, den Ball über eine lange Distanz beim Mitspieler anzubringen. Allerdings kassierte auch Horn stets zu viele Gegentore. Auch gilt er in der Torwartszene in Deutschland oft als Negativbeispiel für Torwarttechniken.

VfL Bochum: Torwartwechsel wäre keine klare Verbesserung

Ein Torwart-Wechsel, wie ihn sich einige Anhänger des VfL Bochum wünschen, wäre nach den Daten keinesfalls ein direkter Gewinn für die Mannschaft. Auch wenn Drewes bislang nicht der ganz große Rückhalt ist, der dem VfL mit seinen Paraden Spiele gewinnt - oder zumindest einige Punkte sichert - ist er doch ein solider Rückhalt, der wenige klare Fehler macht. Zudem hat er den Feuerzeugtreffer im Spiel bei Union Berlin gut weggesteckt. Horn hingegen fehlt die Spielpraxis und wäre auch rein statistisch gesehen kein klares Upgrade zwischen den Pfosten.

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So dürfte es bis zum Saisonende dabei bleiben, was Hecking bislang stets betonte: „Am Spiel mit dem Fuß arbeitet er mit unserem Torwart-Trainer Sebastian Baumgartner. Es gibt Torhüter, die das besser können. Aber das ist für mich kein Grund, eine Torwartdiskussion zu führen.“ Punkt.

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