Kiel. Der VfL Bochum spielt bei Holstein Kiel nur 2:2 - dabei war deutlich mehr drin. Sorgen bereitet eine Verletzung von Myron Boadu.
Das war nichts für schwache Nerven – am Ende reichte es für den VfL Bochum in einem intensiven, mitreißenden Abstiegs-Kracher im kühlen Kiel nur zu einem 2:2 (1:2). Zu viele Chancen ließ der VfL liegen, verlor zudem Doppelpacker Myron Boadu, der verletzt ausgewechselt werden musste – eine Schlüsselszene. Bochum bleibt auswärts sieglos und Schlusslicht der Liga.
„In der ersten Halbzeit musst du das dritte Tor machen, dann gewinnst du das Spiel“, ärgerte sich der gute Tom Krauß. „Wir nehmen den Punkt mit, müssen aber anfangen zu gewinnen.“ Trainer Dieter Hecking wollte noch kein Endspiel sehen vor der Partie. Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig machte seine Anspannung vor dem Anpfiff bei Dazn indes deutlich: „Bei einer Niederlage brechen alle Dämme, dann wird es richtig ungemütlich.“ Wie es um Kaenzigs Nerven bestellt war während der 90 Minuten, kann man nur spekulieren. In einem offenen Fight mit vielen Verletzten, Wenden, Chancen verpasste der VfL letztlich den ersehnten Befreiungsschlag.
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Nicht abwarten sollte sein Team beim Tabellenvorletzten, selbst gleich aktiv sein, sagte Trainer Dieter Hecking vorab – und er setzte in der Startelf ein offensives Zeichen. Top-Torschütze Myron Boadu durfte in einem Dreierangriff von Beginn an ran, über die Flügel kamen der gute Gerrit Holtmann und Neuzugang Georgios Masouras. Auch der zweite Winterzugang Tom Krauß spielte erstmals von Beginn an in einem 3-4-3-System, das defensiv zum 5-2-3 wurde. Das ging auf: Bochum war spielerisch überlegen, fand immer wieder Lücken in der löchrigen Defensive der Störche, kam gut über Außen.
Passlack mit dem Arm am Ball - Kiel führt früh
Und das, obwohl Kiel gleich für einen Schock sorgte beim VfL. Erst klärte Maxilian Wittek zur Ecke, die landete bei John Tolkin. Seine Flanke blockte Felix Passlack mit ausgestrecktem Arm – klarer Handelfmeter. Steven Skrzybski ließ Torwart Patrick Drewes vor der Kieler Kurve, die ihn wegen seiner Auswechslung nach Feuerzeug-Treffer beim Union-Berlin-Spiel ständig auspfiffen, keine Chance.
0:1 nach zwei Minuten gegen konterstarke Kieler – der VfL schon früh am Boden? Mitnichten. Der Tabellenletzte hielt den Kopf oben, dominierte die intensiv geführte Partie, machte Druck, stürmte in ihren roten Ausweichtrikots, der Farbe entsprechend, geradezu wütend auf den Gästeblock zu. 1700 VfL-Fans feuerten ihr Team im mit 15000 Anhängern ausverkauften Holstein-Stadion unentwegt an, zündeten immer mal wieder Pyro. Der VfL schnürte Kiel ein in ihrer Hälfte, kam auch in die gefährliche Zone, hatte Chancen. Der erneut starke Holtmann bediente mit scharfen Pässen und Flanken Boadu und Masouras, die scheiterten. Noch.

Matus Bero, unermüdlicher Antreiber aus dem Zentrum heraus, leitete mit einem starken Pass in die Tiefe dann den hochverdienten Ausgleich ein. Boadu nahm den Ball überragend mit, zog trocken ab – das 1:1 (37.). Kurz darauf versammelten sich die Bochumer vor ihrer Kurve. Nach Witteks Flanke bediente Passlack per Kopf Boadu, der aus zwei Metern unter die Latte einköpfte. Nach seinem Dreierpack gegen Leipzig binnen 13 Minuten traf der 24-Jährige nun doppelt in zwei Minuten.
VfL Bochum: Sorgen um Myron Boadu
Ein dritter Treffer konnte ihm nicht mehr gelingen. Kiel hatte dem Kampf bei Temperaturen knapp über Null schon Tribut zollen müssen mit zwei frühen verletzungsbedingten Wechseln, Boadu fasste sich nach einem Sprint an den hinteren Oberschenkel, klopfte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Boden. Das bittere Aus, womöglich mehrere Wochen. Moritz Broschinski kam. Zuvor hatte es der VfL versäumt, den Deckel draufzumachen, Holtmann und Passlack vergaben gegen die löchrige Defensive beste Möglichkeiten.
Das rächte sich. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld verlor Ivan Ordets das Kopfballduell, Drewes konnte den nicht unhaltbaren Kopfball von Zec nicht aus dem Eck fischen. Der aus Bochumer Sicht völlig unnötige Ausgleich.
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Der VfL blieb aber erneut dran in einem mitreißenden, offenen Fight mit Chancen auf beiden Seiten. Broschinski brachte den Ball artistisch aufs Tor, Timon Weiner parierte. Philipp Hofmann, zur Pause überraschend eingewechselt für Holtmann, scheiterte per Kopf und nach Klasse-Kombination mit dem linken Fuß – und Kiels Remberg traf nur den Pfosten (67.).
Holtby-Treffer zum vermeintlichen 3:2 für Kiel zählt nicht
Dann das 3:2 für Kiel von Lewis Holtby nach einem Konter – doch der VAR griff ein. Holtby hatte noch in der eigenen Hälfte Tom Krauß im Gesicht getroffen, Krauß blieb am Boden, musste kurz darauf runter. Schiedsrichter Felix Zwayer schaute sich die Szene an – Foul. Kein Tor. Erleichterung beim VfL. Und Unverständnis bei Holtby. „Wenn das ein Foul ist, dann ist das ein Skandal. Mal ehrlich“, sagte er bei Dazn. „Wenn das ein Foul ist, dann höre ich besser auf.“
Ohne Boadu und Holtmann fehlte nun die letzte Konsequenz, Kiel war jetzt dem 3:2 nahe, aber es blieb beim Remis. Der zweite Auswärtspunkt der Saison hält Bochum im Rennen – vor dem Derby gegen den BVB am Samstag aber wird die Luft immer dünner.