Bochum. Mit Doppelpacker Boadu und Holtmann drehte der VfL Bochum in der ersten Halbzeit auf - dann wurden sie ausgewechselt. Es gibt aber Hoffnung für das Derby gegen den BVB.

Gerrit Holtmann sorgte für viel Betrieb auf der linken Seite, bereitete etliche Chancen vor. Der linke Flügelstürmer im 3-4-3 von Trainer Dieter Hecking war ein Schlüssel für eine starke erste Halbzeit beim 2:2 (1:2) des VfL Bochum im kühlen Kiel. Ebenso wie Myron Boadu. Der 24-Jährige erzielte seine Saisontreffer Nummer sechs und sieben binnen zwei Minuten. Erst mit dem Fuß nach Steckpass von Matus Bero und Weltklasse-Ballmitnahme, dann per Kopf im Stile eines Torjägers.

In der zweiten Halbzeit fehlten beide dem VfL, der nicht mehr den Zug entwickeln konnte. Verletzungsbedingt. Moritz Broschinski und Philipp Hofmann ersetzten sie. Nur an Broschinski und Hofmann den deutlich schwächeren zweiten Durchgang festzumachen, wäre zwar zu einfach.

Eine Umstellung von Holstein Kiel etwa trug auch dazu bei. Holstein agierte im zweiten Abschnitt mit drei Sechsern im bis dahin von den VfL-Balleroberern Tom Krauß und Matus Bero dominierten Zentrum, spielte aggressiver, gewann die Oberhand im umkämpften Spiel mit vielen vergebenen Chancen auf beiden Seiten.

Doch mit Boadu fehlte der in die Tiefe ziehende, technisch versierte Torjäger, mit Holtmann fehlte das Tempo auf dem Flügel, seine gewinnbringenden Dribblings.

Boadu mit Oberschenkel-Verletzung: Untersuchung am Montag

Der Niederländer fasste sich kurz vor der Pause nach einem Sprint an den hinteren Oberschenkel. „Ich habe nach dem Sprint etwas gespürt im Muskel. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, sehr lange auszufallen“, sagte Boadu hinterher in der Interview-Zone des Holstein-Stadions. Am Montag sollen Untersuchungen näheren Aufschluss geben. „Ich hoffe, es ist nicht so schlimm. Im Moment fühle ich mich ganz okay“, meinte Boadu.

Nachdem es zunächst so aussah, als drohte Bochums bester Angreifer wochenlang auszufallen, gibt es sogar für das Derby am kommenden Samstag (15.30 Uhr) im Ruhrstadion gegen Borussia Dortmund noch Hoffnung auf seinen Einsatz.

GER, Holstein Kiel vs. VfL Bochum, Fußball, Bundesliga, Spieltag 21, Saison 2024/2025, 09.02.2025
Gerrit Holtmann schlug einige starke Flanken von der linken Seite, musste zur Pause aber angeschlagen in der Kabine bleiben. © imago/Eibner | IMAGO/Eibner-Pressefoto/Max Vincen

Hecking sehr kurz angebunden: „Der Flieger wartet“

Das gilt auch für Holtmann. Von „muskulären Problemen“ sprach Trainer Dieter Hecking, der auf der Pressekonferenz sichtlich angefressen und so kurz angebunden war wie noch nie in seiner Amtszeit beim VfL. Sicherlich nicht nur, wie er sagte, „weil der Flieger wartet“. Der VfL hatte einen Charterflug fürs Team gebucht, in der Luft ging es also aus dem kühlen, eiskalt windigen Norden zurück ins Revier.

Holtmann erklärte seine Auswechslung zur Pause so: „Der Oberschenkel hat sich nicht gut angefühlt, ich spüre das auch jetzt hinten drin. Deshalb habe ich gesagt, es wäre besser ausgewechselt zu werden, bevor etwas Großes passiert“, sagte der 29-Jährige. Auch für ihn stehen am Montag Untersuchungen an.

Holtmann schwärmt von erster Halbzeit - und von Boadu

Er ärgerte sich über seine verpassten Chancen, ansonsten sah er die wohl beste erste Halbzeit des VfL in dieser Saison auf fremdem Platz. Trotz des frühen 0:1 durch einen von Felix Passlack verursachten Handelfmeters schnürte Bochum Kiel bis zur Pause ein, spielte „von der 15. bis 45. Minute wie aus einem Guss“, meinte Holtmann. Vielleicht auch, weil Kiel ebenfalls zwei noch frühere Wechsel verkraften musste: Marco Komenda und Steven Skrzybski mussten mit Kopf- und Augenverletzungen im Krankenhaus behandelt werden. Ein Beleg, wie intensiv die Partie geführt wurde.

Am Ende drückte dann Kiel, traf den Pfosten, traf ins Tor. Doch Schiedsrichter Felix Zwayer nahm nach Sichtung der Bilder Lewis Holtbys‘ Treffer zurück, nachdem Holtby Tom Krauß vor dem Konter noch in der Kieler Hälfte mit dem Arm getroffen hatte. Holtby wütete, Krauß sprach von „Kopfschmerzen“, weshalb auch der 23-Jährige zehn Minuten vor Schluss ausgewechselt werden musste.

Fussball
Myron Boadu jubelt nach seinem zweiten Treffer in Kiel. © WITTERS | ValeriaWitters

„In der zweiten Halbzeit war es ein anderes Spiel“, meinte Zweite-Halbzeit-Zuschauer Holtmann denn auch. Dieter Hecking fasste die Partie ebenso kurz zusammen: „Es war ein gerechtes Unentschieden. Erste Halbzeit für uns, zweite mehr für Kiel“, sagte er. Ob Boadus‘ Aus entscheidend gewesen sei? „Das weiß ich nicht.“

Relegationsrang bleibt für Kiel und Bochum in Reichweite

Nach dem verpassten Befreiungsschlag gilt es nun, im Heimspiel gegen Dortmund zu punkten. Kiel bleibt Vorletzter - und Bochum Letzter. Relegationsrang 16 (Heidenheim) ist aber nur drei Punkte entfernt.

Holtmann hofft im Derby dabei zu sein - und auf Boadu. „Wir können Dortmund richtig weh tun, das ist unser Ziel“, sagte Holtmann und schwärmte vom Sturmkollegen. „Myron ist einer der besten Stürmer, mit denen ich zusammengespielt habe.“

Der Niederländer ärgerte sich über die vergebenen Chancen im ersten Durchgang, als Bochum das Spiel hätte klarmachen können, ja: müssen. „Ich spiele Fußball, um zu gewinnen. Daher bin ich jetzt enttäuscht, sind wir alle enttäuscht“, meinte er. „Aber am Ende müssen wir positiv denken. Wir haben nicht verloren, wir nehmen einen Punkt mit. Gegen Dortmund haben wir ein großes Spiel vor uns, da wollen wir wieder Gas geben.“

News und Hintergründe zum VfL Bochum