Bochum. Bereits zum neunten Mal erzielt der VfL Bochum kein Tor. Sein bester Schütze sitzt gegen Freiburg über eine Stunde nur auf der Bank - das sind die Gründe.

Fünf Tore hat Myron Boadu für den VfL Bochum erzielt in zehn Einsätzen. Nur 547 Minuten hat er dafür benötigt. Beim 0:1 gegen den SC Freiburg kam kein weiterer Treffer hinzu. Boadu zählte einmal mehr nicht zur Startelf des VfL, Trainer Dieter Hecking wechselte ihn erst nach gut einer Stunde ein.

Hecking setzte nach dem kurzfristigen Ausfall von Felix Passlack auf ein 4-2-3-1, mit dem überzeugenden Gerrit Holtmann und dem schwachen Moritz Broschinski auf den Flügeln - und dem letztlich erneut zu harmlosen Philipp Hofmann als Stoßstürmer. Hofmann kam bisher in allen 20 Saisonspielen zum Einsatz, erzielte in fast 1400 Minuten erst zwei Treffer.

VfL Bochum: Hecking erklärt den Offensiv-Plan gegen Freiburg

„Wenn du gegen Freiburg spielst, weißt du, dass du erstmal sehr viel arbeiten musst. Wir wollten mit Philipp einen Zielspieler haben, der die Bälle festmachen kann“, erklärte Hecking seinen Plan. „Er hat es heute sehr ordentlich gemacht.“ Boadu sollte ins Spiel kommen, „wenn auch beim Gegner eine gewisse Müdigkeit herrscht aufgrund der Zweikampfintensität“.

Nach gut einer Stunde sah Hecking die Zeit gekommen, Boadu kam beim Stand von 0:1 ebenso in die Partie wie Koji Miyoshi und Tom Krauß. Hecking stellte um auf Doppelspitze mit Boadu und Hofmann, der VfL hatte rund 20 Minuten lang seine stärkste Phase. Boadu lief konsequent an, eroberte einige Bälle, scheiterte mit einem Schuss aus 18 Metern, sorgte für frischen Wind. Auch Hofmann vergab zwei Möglichkeiten, ebenso wie Matus Bero und Koji Miyoshi, der die beste Chance mit einem Kullerball liegen ließ - der Japaner konnte erneut nicht überzeugen.

Bochums Trainer Hecking lobt Boadu: „Er war präsent“

Anders als Boadu, auch ohne Treffer. „Als er reinkam, hat er genau das umgesetzt, was ich mir von der Einwechslung erhofft habe. Er war präsent und hat seine Qualität zum Ausdruck gebracht“, lobte Hecking den Stürmer. Der Trainer müht sich, das Optimum aus ihm herauszukitzeln - Boadu aber bleibt eine Art Luxus-Sorgenkind.

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Zweikampfstark nicht nur in der Luft, aber schwach im Abschluss: Bochums Stürmer Philipp Hofmann. © imago/Xinhua | IMAGO/Joachim Bywaletz

Beim letzten Heimspiel, dem spektakulären 3:3 gegen RB Leipzig, war der von AS Monaco ausgeliehene Stürmer mit seinem 13-Minuten-Hattrick noch der Held des Tages. Da hatte er den Vorzug vor Hofmann erhalten. Boadu spielte in der ersten Halbzeit noch durchwachsen in der Doppelspitze mit Moritz Broschinski. Nach dem Wechsel drehte er auf mit der Unterstützung der beiden Flügelstürmer Broschinski und Holtmann. Der Durchbruch schien geschafft nach schleppendem Beginn und langer Verletzungspause.

Zweifel an Boadus Trainingsleistung sind angebracht

In Mönchengladbach setzte Hecking dann auf das Duo Hofmann/Boadu im bevorzugten 3-5-2. Beide aber bekamen, wie das gesamte Team, kaum Zugriff aufs Spiel. Vom neuen Selbstvertrauen Boadus war nichts zu sehen. Hecking wechselte ihn in Gladbach aus, stellte erst danach auf zwei Flügelstürmer und Stoßspitze Hofmann um - ein System, das Strafraum-Experte Boadu eher liegt als die Doppelspitze.

Bereits zu Jahresbeginn hatte Hecking Boadu für seine Trainingsleistung kritisiert. Man sprach sich aus - Boadu lieferte. Auch in der vergangenen Woche fand sich der Angreifer aber mal im B-Team wieder in einer Einheit, wohl nicht nur aus taktischen Gründen.

Er zeigt offenbar weiterhin nicht in jedem Training den letzten Willen, der ihn gepaart mit seiner Klasse im Strafraum, seinem Instinkt im Abschluss, seiner Technik eigentlich zum unumstrittenen Stammspieler machen müsste. 17 Tore hat der VfL erst erzielt, nur Union Berlin ist noch harmloser (16).

Masouras verstärkt die Offensive - bleibt Boadu auf der Bank?

Mit Georgios Masouras bekommt Hecking nun eine weitere Alternative. Der Grieche gilt als einsatzfreudig, spielt bevorzugt auf dem Flügel, ist aber auch in einer Doppelspitze vorstellbar. Kommt er gut in die Trainingswoche, dürfte der Neuzugang gute Karten haben, bereits beim wichtigen Auswärtsspiel am Sonntag in Kiel zur Startelf zu gehören. Ebenso wie Gerrit Holtmann, der den mit Abstand stärksten Eindruck hinterließ von den Angreifern. Broschinski, der sich zentral wohler fühlt, enttäuschte.

Masouras und Holtmann könnten die Flügel besetzen - und Boadu im Zentrum bedienen. Bei einer Doppelspitze gibt es dank des Masouras-Transfers nun deutlich mehr Varianten - die Trainingswoche dürfte spannend werden beim VfL.

Kiel hat in den letzten sieben Partien 19 Tore erzielt

Klar ist: Kiel ist enorm konterstark, hat bereits 31 Treffer erzielt. In den letzten sieben Partien erzielte der Aufsteiger 19 Tore - zwei mehr als Bochum in der gesamten Saison. Zuletzt gelangen Kiel noch drei späte Tore beim FC Bayern, holte sich der Nord-Klub weiteres Selbstvertrauen, auch wenn es nicht mehr zum Punkt reichte. Kiel verlor mit 3:4. Zuhause gab es vor dem 1:3-Dämpfer gegen Hoffenheim ein 4:2 gegen Dortmund und 5:1 gegen Augsburg.

Hecking wird die richtige Mischung finden müssen aus Stabilität und eigener Torgefahr - beim Vorletzten muss das Schlusslicht punkten, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Beim VfL seien „die Angreifer unsere ersten Verteidiger“, sagte Hecking neulich. Das spricht gegen Boadu - die Torquote dagegen klar für ihn. „Es wird von Woche zu Woche neu entschieden, wer vorne spielt“, sagte Hecking. „Es muss auch zum Gegner passen.“

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