Bochum. Der VfL Bochum steht vor der Verpflichtung von Dieter Hecking. Die Blamage in Frankfurt war eine Demütigung zu viel für die Verantwortlichen.
Es kam einer Kapitulationserklärung gleich, was Markus Feldhoff nach dem 2:7-Debakel seines VfL Bochum bei Eintracht Frankfurt sagte. „Ich muss anerkennen, dass alle Maßnahmen, die ich in den letzten zwei Wochen ergriffen habe, nicht gefruchtet haben“, sagte der Interimstrainer. Ein Hilferuf, der bei den Verantwortlichen in der vierten Etage des Stadioncenters an der Castroper Straße ankam. Es muss dringend ein neuer Trainer gefunden werden, der möglichst schon unter der Woche erstmals auf dem Trainingsplatz stehen wird. Die Wunschlösung: Dieter Hecking, mit dem intensive Gespräche laufen. Eine Verkündung steht aber noch aus. Der 60-Jährige soll die Rettungsmission antreten, den VfL Bochum nach einem Katastrophenstart mit nur einem Punkt aus neun Pflichtspielen doch noch zum Klassenerhalt führen.
Dass dies kein leichtes Unterfangen wird, das offenbarte die Mannschaft am Samstag in Frankfurt. Mit einer desolaten Leistung gingen Kapitän Anthony Losilla und Co. gnadenlos unter. Zum einen gab Interimstrainer Feldhoff zu, die falschen Aufstellungs- und Taktikentscheidungen getroffen zu haben. Zum anderen liefen einige Spieler teils hilflos über den Platz, vertändelten leichtfertig Bälle, kamen mit der Geschwindigkeit der Frankfurter Angreifer Omar Marmoush und Hugo Ekitike nicht klar. Schon nach 32 Minuten führte die Eintracht mit 4:0 durch Treffer von Ekitike (9.), Marmoush (18.), Ansgar Knauff (20.) und Nathaniel Brown (32.). Die Bochumer mussten sich aus der Frankfurter Kurve bereits als Absteiger verhöhnen lassen, bevor im zweiten Durchgang nach kurzzeitigem Aufbäumen und Toren von Dani de Wit (35.) und Philipp Hofmann (51.) die VfL-Mannschaft gänzlich unterging. Schon zur Pause diskutierte Gerrit Holtmann daher am Zaun des Gästeblocks mit mitgereisten Anhängern, nach dem Spiel baten die Akteure um Entschuldigung.
VfL Bochum: Auf Hecking wartet eine Mammutaufgabe
Es muss dringend eine Trendwende her beim VfL Bochum, dringend jemand an der Seitenlinie stehen, der defensive Stabilität verleihen kann. 29 Gegentore nach nur neun Bundesliga-Spielen sind eine Horrorbilanz. Durch die erneute Klatsche in Frankfurt ist der VfL nun sogar die schlechteste Mannschaft in 60 Jahren Bundesliga nach neun Spieltagen. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer in der Tabelle. Auf Hecking wartet eine Mammutaufgabe, zumal er wohl zumindest bis zum Winter die sportliche Gesamtverantwortung mit übernehmen könnte.
Der 60-Jährige scheint große Lust darauf zu haben. Dies ist Grundvoraussetzung für ein Engagement beim VfL Bochum. Das machten die Verantwortlichen um Geschäftsführer Ilja Kaenzig schon vor etwas mehr als einer Woche deutlich, als sie erste Kriterien für die Nachfolge-Suche für den freigestellten Peter Zeidler bekanntgaben. Der neue Trainer müsse Leidenschaft für die Aufgabe mitbringen, er müsse erfahren sein, taktisch flexibel arbeiten können und vor allem die Mannschaft in den Griff bekommen, die innerhalb eines Jahres nun den vierten Trainer verschliss.
Vielfältige Aufgaben warten auf Hecking beim VfL Bochum
In Dieter Hecking meinen die Verantwortlichen diesen Trainer offenbar gefunden zu haben, Friedhelm Funkel war nach Informationen dieser Redaktion ein weiter Kandidat, mit dem es Kontakt gab. Hecking steht für defensive Kompaktheit. Hohes Pressing wird es unter ihm in Bochum wohl weniger geben. Zumal die Mannschaft dies bislang mehr schlecht als recht umsetzt. „Hinten können wir so nicht verteidigen. Das funktioniert so nicht in der Bundesliga“, sagte Stürmer Philipp Hofmann am Samstagabend und legte den Finger in die Wunde: „Uns fehlt Tempo, das ist Fakt, das sieht jeder Mensch. So kannst du nicht in ein Spiel gehen. Wenn man drei Meter weg ist vom Gegenspieler, funktioniert das nicht. Heute müssen sich alle hinterfragen, was wir wollen, wofür wir stehen.“
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Und wofür steht Hecking? Er gilt als ein Trainer, der auch mal unbequeme Entscheidungen treffen kann. Und Hecking lässt wenig durchgehen. Diskussionen über Bierverbot, frühes Aufstehen oder dass das Training keinen Spaß mache? Solche Dinge hörte man aus Mannschaften, die Hecking bei Hannover 96, dem 1. FC Nürnberg, Hamburger SV oder Borussia Mönchengladbach betreute, nie. Bei Spielern war er immer hoch angesehen, gewann mit dem VfL Wolfsburg einst den DFB-Pokal im Finale gegen Borussia Dortmund.
Oft schöpfte er das Potenzial seiner Teams voll aus, manchmal sogar etwas mehr. Eine Aufgabe, die nun auch in Bochum auf ihn zukommen wird. Denn wie Feldhoff am Samstagabend zugab, sei kein Spieler „in der bestmöglichen Verfassung ist, um in der Bundesliga mitzuspielen“. Nun liegt es wohl bald an Hecking, dies zu ändern.